Blog – NACHSPIELZEIT https://nachspielzeit.online Sun, 06 Aug 2023 12:39:05 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.2.2 https://nachspielzeit.online/wp-content/uploads/2020/05/image-150x150.jpg Blog – NACHSPIELZEIT https://nachspielzeit.online 32 32 176920843 Wahlausschuss & Co. https://nachspielzeit.online/2023/08/06/satzung-mv2023/ https://nachspielzeit.online/2023/08/06/satzung-mv2023/#respond Sun, 06 Aug 2023 08:00:00 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=4092 Kurz vor dem Start in die neue Saison wirft auch die anstehende Mitgliederversammlung des VfB ihre Schatten voraus. Insbesondere die im Juli veröffentlichten Satzungsänderungsanträge der „Satzungsinitiative VfB“ sind dabei im Gespräch. Einige der Themen, die mit diesen Anträgen adressiert werden, müssen definitiv angegangen und verbessert werden. Ebenso wie es der Verein kürzlich auf Twitter/X formuliert hat, begrüßen daher auch wir – Oliver Benz und ich – dieses Engagement.

Allerdings sehen wir bei diesen Anträgen noch deutlichen Diskussionsbedarf. Wir haben daher ein Schreiben formuliert, dass wir dem VfB haben zukommen lassen und das wir nachfolgend dokumentieren. Darin nehmen wir uns der Satzungsänderungsanträge an, gehen auf die unserer Meinung nach enthaltenen Diskussionspunkte ein und formulieren alternative Vorschläge.

Wir wählen dabei bewusst diesen Weg und haben bis dato auf eigene Anträge verzichtet, weil es für diese sehr grundlegenden Satzungsänderungen unserer Meinung nach einer deutlich breiteren Diskussion bedarf. Unsere Hoffnung ist, dass es damit gelingt, eine solche Diskussion in Gang zu bringen und am Ende eine möglichst optimale und zukunftsfähige Lösung für unseren VfB steht. Oliver und ich stehen jederzeit für einen Austausch bereit!

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.


An das Präsidium des VfB Stuttgart 1893 e.V.
An den Vereinsbeirat des VfB Stuttgart 1893 e.V.
An die Satzungskommission des VfB Stuttgart 1893 e.V.

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir möchten uns bezüglich der in der Satzung vorhandenen Zirkelbezüge an Sie und die Mitglieder wenden, um aus unserer Sicht weitere wichtige Denkanstöße für die interne und externe Diskussion zu liefern.

Mit diesem Schreiben möchten wir explizit ein Gesprächsangebot an den Vereinsbeirat, genauer gesagt an die Satzungskommission, und die Initiatoren der „Satzungsinitiative VfB“ unterbreiten. Dass die Satzungskommission gute und sinnvolle Vorschläge erarbeitet hat, zeigen die vom Präsidium auf Vorschlag der Satzungskommission bereits eingebrachten Anträge.

Wir, die Unterzeichnenden, stellen ganz klar folgende Zielsetzungen in den Mittelpunkt der folgenden Ausführungen:

  • Abschaffung der Zirkelbezüge in der Satzung
  • Stärkung der direkten Demokratie durch Aufwertung der Mitgliederversammlung als satzungsgemäß höchstes Organ des e.V.
  • Schaffung eines transparenten und nachvollziehbaren Wahlsystems

Die aktuell vorliegenden Änderungsanträge der „Satzungsinitiative VfB“ erfüllen unserer Einschätzung nach keinen der oben genannten Punkte vollständig, sondern manifestieren vielmehr ein Abhängigkeitsverhältnis der Organisationsstrukturen innerhalb unseres Vereins. Bevor wir unsere Vorschläge darstellen, möchten wir darlegen, warum die o.g. Anträge hierfür nicht vollständig geeignet sind.

Zunächst folgen unsere Anmerkungen zum Wahlausschuss, wie ihn die o.g. Initiative vorsieht, hierzu zitieren wir wie folgt aus dem veröffentlichten Satzungsänderungsantrag:

Der aus 9-11 Mitgliedern bestehende Wahlausschuss soll wie folgt besetzt werden:
Der Wahlausschuss besteht aus bis zu elf Mitgliedern und wird für die Dauer von vier Jahren wie folgt besetzt:

  • der/dem Vorsitzenden des Vereinsbeirats
  • der/m Abteilungsleiter*in, der größten Vereinsabteilung
  • der/m Abteilungsleiter*in einer weiteren Abteilung des VfB Stuttgart 1893 e.V., welche/r von
    den Abteilungsleitungen der anderen Abteilungen in den Wahlausschuss gewählt wird
  • sechs durch die Mitgliederversammlung gewählten Mitgliedern, welche zum Zeitpunkt der Wahl das 25. Lebensjahr vollendet haben und seit mindestens fünf Jahren Mitglied des VfB
    Stuttgart 1893 e.V. sind
  • Zusätzlich zu den o.a. Mitgliedern können die Fan-Vertreter im Fan-Ausschuss des VfB
    Stuttgart 1893 e.V. zwei Vertrauenspersonen entsenden, welche zum Zeitpunkt der Entsendung das 25. Lebensjahr vollendet haben, seit mindestens fünf Jahren Mitglied des VfB Stuttgart 1893 e.V. sind und nicht selbst Fan-Vertreter des Fan-Ausschusses sind.
Quelle: vfb-satzung.de / Stand 04.08.2023

Um die Problematik an diesem Vorschlag zu sehen, muss man sich anschauen, welche Vertreter direkt von der Mitgliederversammlung gewählt werden. Die nicht von der Mitgliederversammlung, also dem höchsten Organ unseres Vereins, gewählten Vertreter haben wir durchgestrichen:

  • der/dem Vorsitzenden des Vereinsbeirats
  • der/m Abteilungsleiter*in, der größten Vereinsabteilung
  • der/m Abteilungsleiter*in einer weiteren Abteilung des VfB Stuttgart 1893 e.V., welche/r von
    den Abteilungsleitungen der anderen Abteilungen in den Wahlausschuss gewählt w
    ird
  • sechs durch die Mitgliederversammlung gewählten Mitgliedern, welche zum Zeitpunkt der Wahl das 25. Lebensjahr vollendet haben und seit mindestens fünf Jahren Mitglied des VfB
    Stuttgart 1893 e.V. sind
  • Zusätzlich zu den o.a. Mitgliedern können die Fan-Vertreter im Fan-Ausschuss des VfB
    Stuttgart 1893 e.V. zwei Vertrauenspersonen entsenden, welche zum Zeitpunkt der Entsendung das 25. Lebensjahr vollendet haben, seit mindestens fünf Jahren Mitglied des VfB Stuttgart 1893 e.V. sind und nicht selbst Fan-Vertreter des Fan-Ausschusses sind

Einzig die sechs Mitglieder, die auf der Hauptversammlung gewählt werden, repräsentieren den direkten demokratischen Willen der Mitgliederversammlung.

Der Vorsitzende des Vereinsbeirats wird zwar in der Funktion als Vereinsbeirat von der Mitgliederversammlung gewählt, allerdings findet die Wahl des Vorsitzenden innerhalb des Vereinsbeirats statt.

Laut Lizensierungsordnung der DFL (Anlage 3 / Richtlinien für die Ausgestaltung und Durchführung des Club-Fan-Dialogs) ist der Club verpflichtet, einen „Club-Fan-Dialog“ einzurichten. Diese Einrichtung ist auch in unserer Satzung als „Kann-Regelung“ in § 17 Abs. 7 verankert, ist jedoch kein mit weiteren Befugnissen ausgestaltetes Gremium, wobei hier die Vorgaben der DFL das Mindestmaß an Beteiligung regeln. Unter diesen Voraussetzungen wäre es einem Präsidium möglich, einen willkürlich und nach eigenem Ermessen besetzten Fanausschuss einzusetzen, welcher dann zwei nicht durch die Mitgliederversammlung legitimierte Mitglieder in den Wahlausschuss entsenden kann. Selbst bei der aktuellen Regelung1] mit Wahlen der Vertreter auf den Regionalversammlungen, kann es durch die fehlende Pflicht zur Mitgliedschaft im Verein dazu kommen, dass Nicht-Mitglieder Teilnehmer des Wahlausschusses festlegen können. Somit wäre potenziell eine Einflussnahme auf Vorgänge des e.V. von Nicht-Mitgliedern möglich, was auch eine negative Auswirkung auf die Souveränität der Mitgliederversammlung haben könnte. Zudem ist der Fanausschuss primär für Belange der Fans zuständig und kein Sprachorgan der Mitglieder.

Die Abteilungsleiter werden von der jeweiligen Abteilungsversammlung gewählt. Diese Abteilungsleiter erhalten nach §2 Abs. 5 unserer Satzung Budgets und Weisungen vom Präsidium („Die Abteilungen sind an Weisungen des Präsidiums gebunden.“), sollen nach dem vorliegenden Vorschlag aber unabhängig und im Interesse des Vereins handeln. Durch diese Regelung wird der von den Antragstellern angemahnte Anschein der Klüngelei sogar innerhalb der Satzung manifestiert. Eventuell Entscheidungen des Präsidiums oder der im Wahlausschuss vertretenen Abteilungsleiter können im Nachhinein immer als Gefälligkeit gewertet werden, auch wenn hier keine Beeinflussung stattgefunden hat. Ohnehin haben wir hier einen zusätzlichen Abteilungsleiter im Wahlausschuss, dessen Wahl nur durch die Gesamtheit der Abteilungsleiter legitimiert ist. Darüber hinaus ist es nicht schlüssig, welchen Mehrwert die Position einer Abteilungsleiter:in in einem Wahlausschuss liefern soll, da die Mitglieder des Wahlausschusses eine für den Gesamtverein bestmögliche Kandidatenaufstellung ermöglichen sollten. Gerade die Nominierung der Präsidiumsmitglieder nimmt hier enormen Einfluss, wobei hier die Auswahl der besten Kandidaten an oberster Stelle stehen sollte.

Ebenso verhält es sich bei dem Vorsitzenden des Vereinsbeirats, dieser hat unserer Einschätzung nach sowohl das Problem, dass er als Teilnehmer des Wahlausschusses Informationen über Kandidaten zum Vereinsbeirat erhält, als auch im Wahlausschuss mit Abteilungsleitern sitzt, deren mit dem Präsidium abgestimmte Budgets er zusammen mit dem gesamten Vereinsbeirat freigibt. Auch hier kann jede Handlung der Beteiligten im Nachgang als eine Gefälligkeit gewertet werden. Oder anders gesagt: Es darf niemals eine Person aus den Gremien dem Wahlausschuss angehören, über deren mögliche Kandidatur in genau diesem Ausschuss entschieden wird.

Als einen Widerspruch zum Ausbau der direkten Demokratie innerhalb unseres Vereins, aber auch der Stärkung der Mitgliederrechte, sehen wir die in den Anträgen 4-6 eingebrachten Amtszeitbegrenzungen und lehnen diese daher ab.

Aus unserer Sicht ist nicht nur der demokratische Mehrwert dieser Maßnahme fraglich, vielmehr hält diese den Mitgliedern sogar ein elementares Recht vor: Nämlich die freie Entscheidung für Kandidaten auf einen Posten in einem Gremium. Wenn ein Mitglied mit der Arbeit einer gewählten Person zufrieden ist, so muss jederzeit die Möglichkeit bestehen, diese Person bei entsprechender Kandidatur wählen zu können. Sollte man nicht zufrieden sein, so hat man das Recht auf einer ordentlichen oder außerordentlichen Mitgliederversammlung für eine andere Person zu stimmen oder kann sogar einen entsprechenden Abwahlantrag stellen.

In einem Statement schreibt die Initiative insbesondere über die Begrenzung der Amtszeit der Präsidiumsmitglieder, dass viele Menschen den Wunsch nach einem „ewigen Präsidenten“ hätten. Wir glauben vielmehr, dass es der Wunsch nach Kontinuität ist, die auch schon in anderen Vereinen der Bundesligen positive Effekte hatte. Kontinuität manifestiert sich sicherlich in der inhaltlichen Arbeit, ist aber oft auch von Personen abhängig. Hier das Wirken von Mitgliedern der Gremien künstlich zu begrenzen, kann auch dazu führen, dass mit den Personalwechseln Brüche entstehen, die sich letzten Endes negativ auf den Verein auswirken.

Die Mitgliederversammlung hat sich vor wenigen Jahren mit einer überwältigenden Mehrheit für das Recht des Präsidenten auf eine Aufstellung zur Wiederwahl ausgesprochen. Im Zuge der Satzungsüberarbeitung sollte darüber nachgedacht werden, ob eine solche Wiederaufstellung für Amtsinhaber auch für den Vereinsbeirat infrage kommt. Um trotz dieser Maßnahme den Mitgliedern eine breite Auswahl an Kandidaten präsentieren zu können (z.B. durch Auswahl durch den Wahlausschuss), wäre es hier sinnvoll, bis zu drei Kandidaten für jede zu besetzende Position zuzulassen. Hierdurch würden bei einer Kandidatur von Amtsträgern jeweils bis zu zwei Gegenkandidaten bereitstehen können, in der aktuellen Fassung wäre dies nur ein Gegenkandidat. Hierdurch kann gleichzeitig eine Amtsträger bestätigt, als auch neue Kandidaten präsentiert werden, damit die Mitgliederversammlung aus einer Vielzahl an Kandidaten frei wählen kann.

Nicht zuletzt kann die Aussicht auf eine erneute Kandidatur und mögliche Wiederwahl motivierend auf alle Gremienmitglieder wirken, die jeweiligen Aufgaben bestmöglich zu erledigen und so die Chance auf eine Wiederwahl zu erhöhen. Oder anders gesagt: Wenn das Ende einer Amtszeit festgeschrieben ist, besteht die Gefahr, dass sich die Gremien zu „lame ducks“ entwickeln und dort nur noch gebremster Fortschritt erarbeitet wird.

Die Verlängerung der Amtszeiten sehen wir ebenfalls kritisch, da hierdurch der Mitgliederversammlung das Recht entzogen wird, alle Amtsinhaber über einen gleichen Zeitraum zu bewerten und nach 4 Jahren, im Rahmen einer ordentlichen Mitgliederversammlung, eine Entscheidung treffen zu können. Zudem kann die einmalige Angleichung durch eine frühzeitige Beendigung von Amtszeiten jederzeit wieder notwendig werden, hier könnte man in eine endlose Spirale geraten, welche wieder die Übersichtlichkeit reduziert.

Ein möglicher Lösungsansatz

Die in der obenstehenden Grafik dargestellte Systematik schafft es, die Festlegung des Wahlausschusses zu 100 % an die Mitgliederversammlung zu koppeln. Das hierfür zu Grund gelegte Wahlsystem wird schon in anderen Vereinen seit einigen Jahren erfolgreich praktiziert.

Ein Vorschlag für einen basisdemokratischen Wahlausschuss könnte wie folgt aussehen:

Der Wahlausschuss besteht aus 9 Personen, welche folgende Voraussetzungen zu erfüllen haben:

  • Vollendung des 25. Lebensjahres
  • Eine zum Zeitpunkt der Wahl mindestens 5-jährige und ununterbrochene Mitgliedschaft im VfB Stuttgart 1893 e.V.
  • Keine ehrenamtliche und/oder bezahlte Tätigkeit innerhalb des VfB Stuttgart 1893 e.V. oder der VfB Stuttgart 1893 AG, samt Tochtergesellschaften
  • Mindestens drei formlose Unterstützungsschreiben von Mitgliedern, die alle
    vorgenannten Voraussetzungen erfüllen
  • Der Nachweis über eine kumuliert mindestens 5 Jahre ausgeübte Tätigkeit in Vereinen, Parteien oder sonstigen gesellschaftlich relevanten Vereinigungen
  • Eine abgeschlossene Berufsausbildung oder abgeschlossenes Studium

Bewusst setzen wir hier die Anforderungen an Mitglieder des Wahlausschusses höher, als es die Satzungsinitiative tut. Damit soll sichergestellt werden, dass die jeweiligen Bewerber auch über Mindestqualifikationen verfügen, die für dieses wichtige Amt notwendig sind. Die Wahl der Mitglieder des Wahlausschusses erfolgt durch Listenwahl. Die formelle Eignung der Kandidaten kann aufgrund der leichten Nachweisbarkeit durch „Hard-Facts“ durch einen vom Verein beauftragten Justiziar erfolgen. Für jedes zu wählende Mitglied können maximal drei Bewerber zugelassen werden. Sollte die Zahl der Bewerber die zur Verfügung stehenden Listenplätze überschreiten, entscheidet das Los. Hierbei spielt auch die barrierefreie Umsetzbarkeit einer größeren Wahlliste in digitalen oder analogen Wahlverfahren eine Rolle. Sollte dies keine Schwierigkeit darstellen, könnte man auch alle Bewerber:innen, die die formalen Voraussetzungen erfüllen, zulassen.

Die Vorstellung der Bewerber erfolgt in den Vereinsmedien (Vereinszeitschrift, Online-Auftritt) in kurzer schriftlicher Form und nach alphabetischer Sortierung.

Um eine maximale Unabhängigkeit des Wahlausschusses zu erreichen, schlagen wir außerdem vor, dass dessen Mitglieder keinerlei repräsentative Aufgaben außerhalb des eng begrenzten Aufgabengebietes für den VfB wahrnehmen und außerdem auch keinerlei gesonderte Privilegien vom Verein erhalten (z.B. kostenfreier Zugang zu Spielen, Einladungen in den Businessbereich etc.). Nicht davon betroffen ist die Nutzung der Infrastruktur des VfB (z.B. Besprechungsräume, Videokonferenzsysteme etc.). Unserer Hoffnung nach soll alleine die Ausfüllung des Amtes an sich alleinige Motivation für eine Mitarbeit in diesem Ausschuss sein.

Weitergehende Regelungen

Um dem Wahlausschuss die nötigen Einblicke in die Arbeit der Gremien zu geben und die Bewertung von Anforderungen und benötigten Fähigkeiten durchführen zu können, sind mindestens ein Mal jährlich die Mitglieder des Wahlausschusses zu einer Sitzung des Vereinsbeirats einzuladen. Dem Wahlausschuss steht es zudem jederzeit frei, Anfragen und Einschätzungen der Mitglieder des Vereinsbeirats einzuholen.
Ebenso wäre es wichtig, vonseiten des Vereins auf die Paarbildung bei den Präsidiumsmitgliedern einzugehen. Es ist einerseits wichtig, dass die Mitgliederversammlung durch möglichst geringe Vorsortierung frei wählen kann, andererseits muss der Vereinsbeirat auch darauf achten, dass die Zuständigkeiten innerhalb des Vereins (Sport, Finanzen …) durch die jeweiligen Kandidaten bestmöglich ausgefüllt werden können. Hier wäre ein ähnliches Vorgehen wie bei der Wahl der Vereinsbeiräte denkbar, bei denen die Fähigkeiten und Erfahrungen der Bewerber in die Auswahl einbezogen werden und am Ende die Mitgliederversammlung entscheidet.

Schlussbemerkungen

Wir hoffen, dass es den Organen und der Satzungskommission gelingt, den Austausch zwischen den Vereinsmitgliedern, den Antragstellern und bestehenden Gremien voranzutreiben, damit wir als Mitglieder zusammen eine optimale Lösung für die Ausgestaltung der Satzung finden können. Da sicherlich alle Mitglieder das Ziel haben deren Beteiligung zu stärken und gute Ansätze haben, sollte hier eine Vermittlung kein Problem darstellen. Gerade für solche Fälle gibt es die Satzungskommission, welche hier als erster Ansprechpartner sicher auch beratend und unterstützend tätig sein kann.

Da diese Satzungsänderungen eine massive Auswirkung auf die demokratischen Mechanismen innerhalb des Vereins darstellen, ist eine ausreichende Debatte und Diskussion dieser Änderungen im Vorfeld sinnvoll und stellt einen basisdemokratischen Akt dar! Möglicherweise wäre es daher auch sinnvoll, sich die notwendige Zeit für eine gemeinsame Erarbeitung einer zukunftsfähigen Lösung zu nehmen, und einen Antrag erst im kommenden Jahr zur Abstimmung auf der Mitgliederversammlung zu stellen.

Oliver Benz & Ron Merz


Anmerkung:

1] Mit „der aktuellen Regelung“ ist §17 Abs. 7 der Satzung gemeint, da hier festgeschrieben ist, dass das Präsidium dem Fanausschuss eine GO gibt. Diese Regelung bietet die Möglichkeit die GO seitens Präsidium zu ändern und auch die Regularien der Wahl zu verändern.

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https://nachspielzeit.online/2023/08/06/satzung-mv2023/feed/ 0 4092
Grundsatzfragen https://nachspielzeit.online/2023/03/31/grundsatzfragen/ https://nachspielzeit.online/2023/03/31/grundsatzfragen/#respond Fri, 31 Mar 2023 12:32:22 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=4000 Fast sechs Jahre ist es nun her, dass der VfB den Profifussball in die VfB Stuttgart 1893 AG ausgegliedert hat. Das größte Projekt von Wolfgang Dietrich ist also mittlerweile trotz aller intensiv geführten Diskussionen (und einer unwürdigen Mitgliederversammlung im Juni 2017) längst Alltag beim VfB. Ein Alltag, der aber dem Vernehmen nach durchaus Anlaufschwierigkeiten hatte (so wurde in den ersten Jahren unter anderem die Trennung auch intern sehr strikt gelebt und schon ein Glückwunsch zum Geburtstag eines Spielers aus Richtung e.V. wurde zum Politikum). Zudem war der als Teil der Ausgliederung damals aufgesetzte Grundlagenvertrag eher dazu angetan, den e.V. deutlich zu schwächen, auch wenn dies seinerzeit nicht unbedingt das Ziel gewesen sein dürfte. Dennoch hat sich über die letzten Jahre die praktische Umsetzung definitiv als nachteilig für den e.V. erwiesen.

Nach nun fünf Jahren war es also an der Zeit, diesen Grundlagenvertrag einer größeren Revision zu unterziehen und zu schauen, wo Nachbesserungsbedarf besteht (kleine Anpassungen erfolgen regelmäßiger). Dies war schon damals bei Vertragsschluss so vorgesehen worden und wurde jetzt durch eine Projektgruppe umgesetzt. Dabei sind einige Anpassungen gemacht worden, die das Verhältnis von e.V. und AG nun auf eine deutlich gesündere Basis stellen sollen. Am 27. März hat der VfB eine entsprechende Meldung veröffentlicht, ich hatte mich schon im Vorfeld proaktiv nach Details erkundigt und möchte im folgenden auf ein paar Themen eingehen, zu denen ich vom VfB nach längerem Hin und Her dann offizielle Antworten bekommen habe. Vielen Dank auch an den Vereinsbeirat Michael Astor, der mir als Mitglied der Projektgruppe dazu telefonisch noch ein paar Zusammenhänge erläutert hat.

Um von vorn anzufangen: Einfach gesagt, regelt der Grundlagenvertrag als Teil mehrerer Vereinbarungen wie schon erwähnt die Rechtsbeziehung des VfB Stuttgart 1893 e.V. als Mutter mit seiner Tochtergesellschaft, der VfB Stuttgart 1893 AG. Teil des Vertrages sind die wechselseitigen Dienstleistungs- und Vergütungsvereinbarungen wie z.B. für Verwaltungsaufgaben, Betriebskostenverträge für Räumlichkeiten sowie Nutzungsvereinbarungen für Namens- und Markenrechte.

Wenn man sich die originale Fassung des Grundlagenvertrages anschaut und diese mit der neuen vergleicht (was Außenstehenden derzeit mangels Verfügbarkeit beider Dokumente leider nicht möglich ist …), dann gibt es laut Michael Astor zunächst gar nicht so viele sichtbare Änderungen. Interessant wird es aber im Detail, hier verbergen sich die Themen, die in der Umsetzung große Auswirkung haben. Und natürlich geht es in der Hauptsache um Geld.

Eine wesentliche Veränderung findet sich insbesondere in Teilen der Verrechnungssätzen, mit denen die AG Dienstleistungen an den e.V. weiterberechnet. Diese Dienstleistungen sind mannigfaltig und beinhalten unter anderem das Management aller Mitglieder-Daten oder das Marketing. Gleichzeitig ist der e.V. aber auch am NLZ beteiligt und trägt einen Teil der Kosten. Speziell dieses Beispiel ist gut dazu geeignet, die Schwierigkeiten mit der alten Konstellation zu verdeutlichen:

Im vergangenen Jahr wurde nach einer eingehenden Analyse beschlossen, dass die Finanzmittel für das NLZ deutlich erhöht werden müssen, um hier wieder im Vergleich mit anderen Bundesligisten wettbewerbsfähiger zu werden. Diese Erhöhung der Mittel hatte speziell für den e.V. (der über die U-Mannschaften ebenfalls am NLZ beteiligt ist) spürbare Auswirkungen, da das ohnehin schon angespannte Budget damit noch mehr belastet wurde.

Die Folge? Belange des e.V. inklusive seiner Abteilungen konnten nur noch eingeschränkt (teilweise gar nicht mehr) verfolgt werden oder wurden sogar zeitlich ganz verschoben. Um es an dieser Stelle noch mal deutlich zu sagen: Auch wenn der Fußball (m) sicherlich beim VfB alles überstrahlt, so gibt es dennoch auch weitere Abteilungen, die durchaus sehr erfolgreich in ihrem Sport sind und die ebenfalls finanziell ausgestattet werden müssen. Alleine die Leichtathletik versammelt mehrere Deutsche Meister:innen, Olympiateilnehmer:innen und einen Weltrekordhalter! Dazu kommen dann auch noch soziale Engagements, die der VfB als ein solcher großer Verein in Zukunft besser angehen kann.

Für die Verrechnungssätze gibt es so etwas wie „Branchenstandards“, die auch von anderen Bundesligisten mit ähnlichen Strukturen angewandt werden. Für den VfB wurden damals die Verrechnungssätze sehr niedrig angesetzt, im Schnitt sind diese bei anderen Vereinen deutlich höher. Oder mit anderen Worten: Die von der AG erbrachten Leistungen waren sehr teuer für den e.V., entsprechend viele Mittel wurden also abgezogen und nicht rückvergütet. Zu den Motivationen der damaligen Ausgestaltung des Vertrages kann spekuliert werden, wahrscheinlich war es aber vor allem wichtig, den Wert der AG auch dadurch möglichst hochzuhalten, um entsprechende Mittel bei Anteilsverkäufen generieren zu können (um „den VfB wieder im oberen Drittel der Bundesliga zu etablieren“, wie es damals hieß. Nun ja …).

Eine weitere Hürde für den e.V. sind zudem auch die mit einer Branchen-Exklusivität geschlossenen Sponsorenverträge. Wenn also für die AG ein Autobauer aus Stuttgart als Sponsor tätig ist, dann ist es dem e.V. nicht möglich, zur Generierung eigener Mittel einen anderen Stuttgarter Autobauer zu akquirieren. So sehen die Änderungen im Grundlagenvertrag nun zumindest vor, dass bei den Finanzströmen, die zum e.V. hinfließen, die Anteile an Sponsoringverträgen dahingehend gerechter berücksichtigt sind, als dass Leistungen, die der e.V. beispielsweise im Bereich des NLZ erbringt, stärker finanziell gewürdigt werden. Oder wie es der VfB formuliert:

Beispielhaft wurde, aufgrund der gestiegenen Anzahl von Mitgliedern, die Dienstleistung für die Mitgliederverwaltung angepasst. Zudem wurden, aufgrund des hohen Stellenwertes der richtungsweisenden Nachwuchsarbeit des Vereins und dem damit gestiegenen Interesse an Jugendmannschaften, die anteiligen Leistungen aus der Vermarktung angehoben.

Summa summarum standen dem e.V. also im Großen und Ganzen nur die Mitgliedsbeiträge zur Verfügung, die aber durch die Weiterberechnungen der AG zu einem großen Teil aufgefressen wurden. Unter diesem Aspekt war auch die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge zu sehen, die im vergangenen Jahr beschlossen wurde. Ich vermute mal, dass die Mehreinnahmen durch die erhöhten Aufwände am Ende dem e.V. nicht wirklich etwas gebracht haben. Bis jetzt zumindest.

Wenn nun also die Erkenntnis reift, dass es bei diesem Vertrag Änderungen bedarf, dann muss nicht nur inhaltlich daran gearbeitet werden, sondern es müssen auch diverse Gremien zustimmen. Für den e.V. entscheidet das Präsidium, auf Seite der AG der Vorstand unter Zustimmung des Aufsichtsrats sowie bei wesentlichen Änderungen der Ankerinvestor (nebenbei: Vielleicht hat hier die neue Zusammensetzung des AR auch geholfen). Zudem ist es natürlich auch so, dass in der konkreten Ausgestaltung des Vertragswerkes beide Parteien auf einen Nenner kommen müssen. Hier dürft die AG grundsätzlich am längeren Hebel sitzen, schließlich findet sich dort mit dem Profifußball nicht nur das größte Asset, sondern schlicht auch das meiste Geld. Allem Vernehmen nach hat der Vorstand der AG hier in den Verhandlungen doch einige Zugeständnisse gemacht und so eine Neufassung des Vertrages in den relevanten Punkten ermöglicht.

Fazit

Ich denke, dass der neue Grundlagenvertrag ein wichtiger Schritt für den VfB als Ganzes bedeutet. Nicht nur wird damit der e.V. wieder handlungsfähiger, auch das Binnenverhältnis zwischen AG und e.V. sollte damit gestärkt werden. Claus Vogt und Alexander Wehrle werden ja nicht müde zu betonen, dass es „nur einen VfB gibt“. Die nun überarbeitete Fassung darf durchaus als wichtiger Schritt in diese Richtung verstanden werden. Toll wäre es, wenn der Vertrag im Sinne der Transparenz für alle einsehbar veröffentlicht werden würde, schließlich sollte da ja nichts Geheimes drinstehen.

Ja, dieses Thema ist nicht unbedingt „sexy“ und wird die, denen es in der Hauptsache eher um das Geschehen auf dem Fußballplatz geht, auch nicht wirklich interessieren. Was auch ok ist. Und hat der VfB nicht ganz andere, größere Probleme? Ja, hat er – auf mehreren Ebenen. Und nicht zu knapp (und dabei spreche ich nicht über durchschaubare Kampagnen Dritter).

Ich hoffe aber, dass der VfB davon abgesehen insgesamt damit für die Zukunft besser aufgestellt ist und auch als größter Verein Baden-Württembergs seiner Bedeutung wieder viel mehr gerecht werden kann. Am Ende steht dem e.V. so nun jährlich ein deutlicher größerer Betrag zur Verfügung, mit dem nicht nur die Abteilungen unterstützt werden, sondern auch im Verein am Ausbau professioneller Strukturen gearbeitet werden kann. Ein fahrlässiger Geburtsfehler der Ausgliederung ist damit zumindest für den Moment behoben.

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https://nachspielzeit.online/2023/03/31/grundsatzfragen/feed/ 0 4000
Trauerspiel https://nachspielzeit.online/2022/12/30/trauerspiel/ https://nachspielzeit.online/2022/12/30/trauerspiel/#respond Fri, 30 Dec 2022 14:40:56 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=3820 Prolog

Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich es schon aufschiebe, diesen Blogartikel zu schreiben. Wochen? Eher Monate. Dabei hätte man aus alledem, was in diesem Jahr beim VfB Stuttgart passiert ist, ein Buch schreiben können. Eine vielschichtige Tragödie mit nur wenigen Lichtblicken.

Ich habe mich über die letzten Monate sehr bewusst zurückgehalten und viele Dinge nicht mehr kommentiert, egal ob hier im Blog oder auf Twitter. Die Gründe dafür sind mannigfaltig, haben aber unter anderem mit der sehr volatilen und auch komplexen Situation beim VfB sowie der Diskussionskultur im Umfeld zu tun („Kultur“ ist natürlich das komplett falsche Wort, dazu aber später mehr). Aber das Jahresende steht an und da kann man schon mal zurückschauen, auch wenn dies kein Jahresrückblick im klassischen Sinne sein soll.

Rückschritte

In der VfB Stuttgart 1893 AG wird nicht nur Profifußball gespielt, sondern dort sitzt auch das (meiste) Geld, die Mitarbeitenden, das Know-how und die Kommunikation. Oder zumindest das, was man an der Mercedesstraße für Kommunikation hält. Denn was man da in diesem Jahr alles ertragen musste, hat viele Dinge schlicht noch schlimmer gemacht, als sie ohnehin schon waren und sind. Egal, ob wir über eine desaströse Pressekonferenz, flapsige „Entspannt Euch mal“-Sprüche des Vorstandsvorsitzenden oder ein lächerliches Selbstinterview sprechen: Handwerklich ging schief, was nur schiefgehen konnte. Wann wird das endlich mal besser? Wahrscheinlich frühestens, nachdem man wieder Abos für VfB-TV abschließen kann, also irgendwann im Jahre 2036 oder so.

Als Alexander Wehrle sein Amt antrat, war ich durchaus positiv gestimmt, immerhin löste hier jemand mit nachgewiesener Erfahrung im Business den Vorstands-Azubi ab, der sich zuvor mit gemischtem Erfolg beim VfB versucht hatte. Und wenn man im persönlichen Gespräch ist, kann man durchaus den Eindruck gewinnen, dass Alexander Wehrle bei einer breiten Palette von Themen schon weiß, wovon er spricht (oder zumindest jeweils gut vorbereitet ist). Einordnend sollte man dabei aber immer bedenken, dass er natürlich die Kunst der „zielgruppengerechten Ansprache“ auf das Beste beherrscht und man das Gesagt durchaus hinterfragen sollte. Und trotz alledem muss man nach den ersten Monaten den Eindruck gewinnen, dass den handelnden Personen beim VfB in diesem Jahr (mal wieder) viel zu viele Dinge entglitten sind.

Bei einer positiven Betrachtungsweise könnte man sagen, dass Alexander Wehrle einen klaren Plan verfolgt, der aus Sachzwängen heraus entstanden ist (die prekäre finanzielle Situation sei hier ein Beispiel), und diesen dann mit aller Konsequenz durchzieht. Wohl wissend um manch unpopuläre Entscheidung und den daraus resultierenden Gegenwind. Vielleicht ist es tatsächlich das, was der VfB in der aktuellen Lage braucht, dennoch fühlt es sich von Außen gesehen ganz und gar nicht gut, ja sogar falsch an. Für mich zumindest.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir uns auf der diesjährigen Mitgliederversammlung mit großen Augen angeschaut haben, als Wehrle das „Bonbonle“ Khedira, Lahm und Gentner zur Sprache brachte. Was sollten genau deren Aufgaben sein? Wie würden sie dem VfB weiterhelfen? Und warum stellt man jemanden ein, dessen Aufgabenprofil noch gar nicht klar definiert ist? Diese Verwunderung schlug dann am Folgetag in blankes Entsetzen um, als die Welt Zeuge einer der denkwürdigsten Pressekonferenzen wurde, die man beim VfB gesehen hat. Da saßen dann sechs Männer auf dem Podium, die mehr schlecht als recht erklären konnten, was denn nun der Zweck der Übung sei und in Bezug auf konkrete Inhalte komplett am Schwimmen waren. Wenn man dies dann auch noch im Kontext der internen Kommunikation betrachtet (Mislintat wurde ja erst kurz vorher über die Veränderungen informiert), dann kann man wahrlich nur den Begriff „Shitshow“ verwenden. Ich persönlich würde es auch nicht wollen, wenn ich als Verantwortlicher in dieser Weise vor vollendete Tatsachen gestellt werden würde und in diese nicht unwesentlichen Entscheidungen nicht eingebunden gewesen wäre.

Natürlich komme auch ich nicht um die Personalie Sven Mislintat herum. Der ehemalige Sportdirektor kann einiges auf der Habenseite verbuchen: Er ist Mitinitiator des „neuen Weges“ des VfB, hat mit Pellegrino Matarazzo den langlebigsten Trainer der letzten Jahre eingestellt, das Scouting auf neue, datenbasierte Beine gestellt (kein Wunder, immerhin ist er ja Mitgründer der Matchmetrics GmbH) und zudem hat er den VfB auf angenehm authentische Weise auch immer wieder nach Außen repräsentiert. Dennoch kann ich persönlich mehr als gut damit leben, dass er den VfB zu Ende November verlassen hat. So, jetzt habe ich es gesagt. Auch wenn ich ihn weiterhin als absolut fähigen Fußballfachmann sehe, so haben sich für mich am Ende auf der Soll-Seite doch zu viele Dinge angehäuft. Rein sportlich betrachtet, hat er einen unrunden Kader auf die Beine gestellt. Auch bei den Transfers fehlte ihm zunehmend das nötige Glück, zu wenige Wetten auf eine Entwicklung der meist recht jungen Spieler hat er gewinnen können. Er hat zu lange an Matarazzo festgehalten und in der Causa Wimmer dann als Führungskraft mit seinem Vorgehen und Äußerungen komplett daneben gelangt. Zudem war es ihm aus meiner Sicht irgendwann auch zunehmend wichtiger, sich und seine Marke zu positionieren. Diverse Aussagen in Interviews und geschickt fallengelassene Bemerkungen waren da sicher hilfreich. Allerdings, auch das gehört zur Wahrheit, hat man es ihm vonseiten der AG als Arbeitgeber auch wahrlich einfach gemacht, sich entsprechend darzustellen.

Und dann ist jetzt wieder Bruno Labbadia der Trainer des VfB. Mit einem Vertrag bis 2025! Ich kann diese Verpflichtung aus der unbedingten Notwendigkeit des Klassenerhaltes nachvollziehen. Auch die Vertragslaufzeit ist bei nüchterner Betrachtung wenig verwunderlich und erklärbar, denn wer würde schon einen Vertrag nur bis Ende der Saison unterschreiben (auch wenn ich mir das sehr gewünscht hätte)? Der VfB darf nicht erneut in die zweite Liga absteigen und da scheint Labbadia die logische Wahl. Gut finde ich sie trotzdem nicht, denn mir fehlt mit dieser Personalie absolut die Fantasie, wie sich der VfB weiter auf dem zuvor eingeschlagenen Weg halten und entwickeln soll. Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren, aber für mich steht der neue Trainer für Rückschritt denn Fortschritt. Und gliedert sich so leider hervorragend in das Bild ein, dass ich nun seit Monaten von der VfB Stuttgart 1893 AG habe. Hoffentlich kann Fabian Wohlgemuth das irgendwie aufbrechen, auch wenn dies fast unmöglich zu sein scheint.

Leerraum

Was geht eigentlich so beim VfB Stuttgart 1893 e.V.? Scrollt man auf der Website mal durch die News, wird man wenig finden. Ok, man hat im Juni endlich das lange angekündigte Positionspapier veröffentlicht, in dem viele gute Dinge stehen, das am Ende aber doch auch so allgemein ist, dass ich mir kaum die Diskussionen vorstellen will, die zu diesem Kompromiss geführt haben. Geburtstagsgrüße, Adventsabend und vereinzelt mal was zu den anderen Abteilungen. Aber welche Projekte gerade laufen? Welche Themen im Präsidium wichtig waren? Was der Vereinsbeirat in diesem Jahr so in Angriff genommen bzw. wo er unterstützt hat? Ideen und Ansätze, in welche Richtung der e.V. weiterentwickelt werden könnte? Alles im Großen und Ganzen Fehlanzeige. Einzig die Rede von Rainer Weninger und André Bühler auf der Mitgliederversammlung war ein positiver Fingerzeig mit klaren Aussagen.

Mir ist durchaus bewusst, dass die meisten VfB-Mitglieder und -Fans wahrscheinlich recht wenig Interesse an Belangen des e.V. haben und gut auch ohne weitere dazu Informationen leben können. Wenn ich mir allerdings anschauen, mit viel Nichtwissen dann doch immer noch ein nicht geringer Teil des Umfeldes unterwegs ist, dann könnte es nicht schaden sich auch mal damit zu beschäftigen. Dass es immer noch Menschen gibt, die die Strukturen beim VfB nicht verstanden haben, aber vor allem auf Social Media selbstbewusst dazu irgendwelchen Unsinn von sich geben, ist schon beeindruckend im negativen Sinne. Oft sind das dann aber auch diejenigen, die sich auch bei anderen Themen rund um den VfB nicht unbedingt mit Fakten oder Sachkenntnis aufhalten. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich weiß, dass man sich beim e.V. in sportlich unruhigen Zeiten lieber zurückhält und dem Profifußball die Bühne überlässt. Aber gleiche eine dermaßen dröhnende Stille muss auch nicht sein. Oder ist es dann doch so, dass man beim e.V. mal wieder allenthalben nur mit sich selbst beschäftigt ist und vor lauter Krisen und Unstimmigkeiten kaum zum Arbeiten kommt? Gräben in den Gremien erfordern schließlich viel Aufmerksamkeit und Energie, da bleibt sonst nicht mehr viel für anderes über. Oder stimmt das in der Presse kolportierte Bild hier gar nicht?

Mit zunehmendem Verlauf des zweiten Halbjahres hatte ich übrigens zwischendurch mal gedacht, ob der VfB eine neue Abteilung für „Apnoe-Tauchen“ gegründet hatte, so sehr ist Claus Vogt abgetaucht. Je mehr Unruhe sich im Club verbreitete, desto tiefer ging der Tauchgang. Gelegentlich mal ein Zitat in einer Verlautbarung des Vereins und ein mehr als unglücklicher Auftritt auf der oben schon erwähnten Pressekonferenz stehen zu Buche, sonst eher wenig. Konflikte bis zu einem gewissen Grad auch nach Außen moderieren? Dem VfB und seinen Mitgliedern Halt geben? Dem VfB gerade in dieser schwierigen Phase ein Gesicht geben? Nichts davon.

Es ist sicherlich so, dass das Amt eines Präsidenten viel von einer Person verlangt, manchmal vielleicht auch zu viel. Und man kann auch schlechte Phasen zugestehen. Wenn es aber so wie in den letzten Monaten immer unerträglicher wird, dann ist es meiner Meinung nach die verdammte Pflicht des Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden klare Kante zu zeigen! Stattdessen bekommt man eher den Eindruck, dass es mehr darum geht, den eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen zu wollen. Und das ist mindestens enttäuschend, auch wenn ich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen kann, dass die letzten Jahre wahrscheinlich auch ihre Spuren bei Claus Vogt hinterlassen haben. Die ständigen Angriffe gehen an niemandem einfach so vorüber und zermürben irgendwann.

Hoffnungsschimmer

Es wird nicht überraschen, dass ich noch ein paar Worte zum Fußball der Frauen verlieren möchte. Die Hafenbahnstraße ist für mich in Bezug auf den VfB ein wenig so etwas wie der „happy place“ geworden. Nicht nur ist es faszinierend dort der Entwicklung der Mannschaften zuzuschauen, es ist für mich mittlerweile auch der ehrlichere Fußball.

Im Verlauf dieses Jahres war schön zu beobachten, wie durch die Kooperation tatsächlich eine gewisse Professionalisierung eingesetzt hat. Das kann man in der Trainingsarbeit gut beobachten, sieht es aber zum Beispiel auch in der Medienarbeit. Heiko Gerber und seinem Team bei der Arbeit zuzuschauen, ist nicht nur interessant, sondern macht tatsächlich auch Spaß. Insbesondere vor dem Hintergrund des massiven Verletzungspechs ist es beeindruckend, was die Mannschaft zu leisten in der Lage ist. Es wird diese Saison sicherlich keinen Durchmarsch geben, bei dem dem VfB die Punkte nur so zufliegen. Vielmehr ist jedes Spiel und jede Trainingseinheit harte Arbeit und das sieht man mitunter auch. Dazu kommt auch der Druck, den das Wappen auf der Brust sicherlich mit sich bringt. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass dies auch dazu beitragen kann, dass eine nachhaltige Entwicklung möglich ist. Schön ist auch, dass das auch für die U17 gilt, die im vergangenen Jahr einen wahnsinnige Sprung gemacht hat.

Alles eitel Sonnenschein also? Nicht unbedingt, wenn ich das von Außen richtig beobachte. Mein Eindruck ist, dass dieses gesamte Projekt dann doch mehr Komplexitäten und Aufwände mit sich gebracht hat, als manche vielleicht gedacht hatte. Und dann ziehen sich die Gespräche mit den Verbänden genauso lange hin wie die Suche nach Sponsoren. Dauert es länger, bis etwa die Mannschaftsausstattung komplett vorhanden ist. Und man musste dann zu Saisonbeginn auch noch einen neuen Trainer finden. Außerdem bin ich mir tatsächlich nicht so sicher, ob die dann doch recht kurzfristige (man könnte auch sagen „übereilte“) Eingliederung in die AG unbedingt so gut war. Es mag ein Zeichen sein, wie wichtig der Fußball der Frauen für den VfB ist und wahrscheinlich ist es für die nötigen Geldflüsse auch einfacher. Ob das aber im Sinne der ursprünglich beschlossenen Kooperation war und man damit den VfB Obertürkheim auch etwas überfahren hat? Ich weiß es nicht.

Dennoch möchte ich es auch hier nicht versäumen dazu aufzurufen, mal zu einem Spiel in die Hafenbahnstraße nach Obertürkheim zu kommen. Es lohnt sich!

Der OFC „Achtzehnhundertdreiundneunuzig“ unterstützt die Frauenmannschaften seit Beginn der Saison mit einem Transparent und ist auch in persona immer vor Ort.

Vom schwierigen …

Das „Schwierige UmfeldTM“ beim VfB ist legendär, wenn auch in seiner Breite immer wieder deutlich überschätzt. Und so sitzen die „besorgten Mitglieder“ eher selten in der Cannstatter Kurve, sondern übergeben lieber im Rahmen eines Spiels ein selbst bezahltes Gutachten im Business-Bereich. Pierre-Enric Steiger, der auch aufgrund mangelnder inhaltlicher Substanz gescheiterte Ex-Präsidentschaftskandidat, war so um den Schlaf gebracht, dass er zu solch drastischen Mitteln greifen musste, um seiner Sorge Ausdruck zu verleihen. Wahrscheinlich aufgeschreckt durch die Änderung des §12 Absatz 8 (des in der Presse aus welchen Gründen auch immer sogenannten „Ron-Merz-Paragraf[en]“) auf der letzten Mitgliederversammlung hat er eine Prüfung angestoßen, die klären sollte, ob Tätigkeiten von drei Vereinsbeiräten diesem Teil der Satzung entgegenstehen würden. Man mag über die Motivation hinter diesem Vorgang spekulieren, reine Sorge um den Verein würde ich allerdings nicht unbedingt unterstellen wollen.

Gut vorstellen kann ich mir, dass es für manche ein innerer Reichspar inneres Blumenpflücken gewesen sein muss, ausgerechnet diesen Paragrafen für den Vorstoß verwenden zu können. Ich frage mich allerdings, ob man da nicht tatsächlich weit übers Ziel hinausgeschossen ist. Ganz grundsätzlich bin ich natürlich der Meinung, dass Regelungen der Satzung dazu da sind, eingehalten zu werden. Nicht umsonst gibt man sich ein Regelwerk, dass Zusammenleben im und Aufrechterhaltung des Vereins sicherstellen soll. Wenn man aber ein solches Gutachten in Auftrag gibt, dann sollte man sich auf Basis einer wasserdichten rechtlichen Einschätzung schon sehr sicher sein. Nun wurde das Gutachten ja zunächst vom VfB zurückgewiesen, was für mich die Vermutung nahelegt, dass es da dann wohl doch Lücken gab. Inwieweit lagen denn zum Beispiel die relevanten Informationen vor, die für eine abschließende Bewertung unerlässlich sind? Ich könnte mir vorstellen, dass es sich dabei in den Sachverhalten auch um Interna handeln muss, die einer dritten Partei eigentlich nicht vorliegen sollten. Oder wurde mit Annahmen gearbeitet, deren Richtigkeit zu überprüfen wären? Hat man die Entstehungsgeschichte bzw. Sinn und Zweck des Paragrafen umfassend berücksichtigt? Es gibt noch viele Fragen mehr, auf jeden Fall bin ich aber über die sehr klare Schlussfolgerung zum Sachverhalt dann schon verwundert.

Wenn ich die Zeitungsartikel richtig in Erinnerung habe, gab es in diesem Zusammenhang dann auch noch den Vorwurf, dass Claus Vogt hier seine Pflicht als Präsident verletzt habe, weil er dieses Gutachten nicht unmittelbar weitergegeben habe. Ich frage mich, woher das einfache Mitglied Steiger den Anspruch nimmt, dass dies so zu geschehen habe? Alles in allem eher ein Schuss ins Knie. Oder vielleicht doch nur ein Testballon?

… zum toxischen Umfeld

Schon der römische Politiker und Schriftsteller Cicero beklagte mit „O tempora, o mores!“ den Verfall der Sitten, insgesamt ist dies also ganz offensichtlich etwas, dass die Menschheit bereits seit Langem begleitet. Rund um den VfB konnte ich dies im vergangenen Jahr wie unter einem Brennglas insbesondere auf Twitter verfolgen. Dort, wo man sich einst so überlegen den Kommentaren auf Facebook fühlte, haben sich wirklich Abgründe aufgetan.

Die Geschehnisse rund um den VfB haben in diesem Jahr bei immer mehr Leuten die Trigger getroffen, die sie in eine Verschwörungsideologie haben abgleiten lassen (und ja, ich spreche ganz bewusst von „Ideologie“, denn eine „Theorie“ ließe sich ja mit Fakten widerlegen). Dass es mittlerweile eine Verwerfung innerhalb der Anhängerschaft des VfB gibt, lässt sich nicht mehr übersehen. Binäre Betrachtungsweisen beherrschen den Austausch, Zwischentöne findet man viel zu selten. Im Zusammenhang mit Verschwörungsideologien wird immer wieder davon gesprochen, dass für viele Menschen ein Abgleiten in solche Gedankenwelten mit einem Kontrollverlust zusammenhängt. Beim VfB scheint das für viele mit der Person Mislintat verbunden zu sein, bestes Beispiel dafür ist die Petition, mit der ein paar tausend Menschen solch eine (gefühlte) Kontrolle zurückgewinnen wollten. Dazu kommt dann noch die offensichtliche Erosion des Vertrauens in die handelnden Personen und schon entsteht eine explosive Mischung, die sich vor allem in den Sozialen Medien mittlerweile ungehindert Bahn bricht und an vielen Stellen keinerlei Maß mehr kennt. Nichts gegen einen inhaltlichen Dissenz, man muss nicht immer einer Meinung sein (und schon gar nicht meiner). Ein wirklicher Austausch ist aber (mir) in diesem Klima kaum noch möglich. Traurig bin ich allerdings darüber, dass es auch ein paar Menschen gibt, die mir so leider fremd geworden sind.

Übrigens: Es ist ein in der Satzung vorgesehener Vorgang, dass Mitglieder unter bestimmten Voraussetzungen eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen können. Dies aber über eine Website orchestrieren zu wollen, die zwar fleißig Daten sammelt, deren Betreiber aber anonym bleiben wollen, ist mehr als fragwürdig. Ich finde nirgendwo auf der Website Hinweise darauf, wie denn mit den über das Formular gesammelten Daten umgegangen wird. Ist der Schutz der Daten und ein möglicher unbefugter Zugriff über entsprechende Maßnahmen wirklich gesichert? Kann man sich auf die lapidare Aussage zum Umgang mit den Daten auf der Website tatsächlich verlassen? Immerhin weiß man ja nicht, wo das landet … Davon abgesehen: „Wehrle raus!“ und „Vogt raus!“ sind mir als Konzept inhaltlich doch zu dünn, um das wirklich erst nehmen zu können. Aber macht mal, ist ja Euer gutes Recht.


Neben allen mehr oder weniger inhaltlichen Themen gibt es aber noch eine weitere Ebene, die in diesem Jahr deutlich zugenommen hat: Die der persönlichen Beleidigungen und Unterstellungen. Die Liste der Dinge, derer ich im Laufe der Monate bezichtigt wurde, ist lang und reicht von dem Vorwurf, dass ich mich über jede Niederlage der Mannschaft freuen würde (weil es meiner persönlichen Agenda der Übernahme des VfB diene 🤦🏻‍♂️) bis hin zu dem Vorwurf, in unterschiedlicher Art und Weise persönliche Vorteile aus dem VfB ziehen zu wollen. Über manches kann ich aufgrund der Absurdität und Dummheit nur müde lächeln, aber es gibt auch Dinge, die Grenzen deutlich überschreiten und mindestens Beleidigungen, noch öfter aber einfach Hatespeech sind. Beispiele? Bitte sehr, eine kleine Auswahl:

Wenn ich so etwas dann lese oder zugeschickt bekommen, denke ich mir oft: „Ach,im Grunde sollte ich mich nicht darüber aufregen, da wird halt einfach prinzipiell ins unterste Regalfach gegriffen.“ Dennoch, insbesondere Tweets wie im ersten Beispiel (der dann wieder gelöscht wurde) gehen deutlich zu weit. Es mag in unsere Zeit passen, dass viele im Schutze der Anonymität jegliche Hemmungen verlieren und ihren Hass, Hetze und Verleumdung ins Internet kotzen. Hinnehmen muss man dies aber noch lange nicht.

Deswegen: Sollte ich von solch persönlichen Angriffe in Zukunft mitbekommen, werde ich dies unter Umständen auch von dritter Seite nachverfolgen lassen. Das ist keine Drohung, aber da bin ich mittlerweile wirklich ganz schmerzfrei und werde nicht zögern. Dazu steht mein Angebot weiterhin, Themen vor einem Heimspiel im persönlichen Gespräch zu klären. Sagt mir doch ins Gesicht das, was ihr euch sonst nur unter Pseudonym vor dem Bildschirm traut.

Epilog

Während ich diesen Beitrag schreibe, sehe ich immer wieder Meldungen über das tägliche Training, lese über angeblich so harte Trainingspläne und Kartenvorverkäufe für die kommenden Bundesligaspiele. Und es berührt mich nicht. Das Schlimme: Ich weiß aus einigen Gesprächen mit ganz unterschiedlichen VfB-Fans, dass ich damit nicht alleine bin. Die Gründe mögen vielleicht jeweils andere sein, das Ergebnis ist aber ähnlich. Und das sollte beim VfB alle Alarmglocken schrillen lassen!

„Ja mein Gott, dann lass es halt!“ wird jetzt manch Leser*in denken. Und ehrlich, das ist wahrscheinlich gar nicht so falsch. Noch bin ich nicht so weit, aber dieser Punkt kommt aktuell immer näher. Und dann bin ich vielleicht irgendwann nur noch in der Hafenbahnstraße in Obertürkheim und verfolge mit, wie sich dort der Frauenfußball beim VfB entwickelt. Nicht die schlechteste Alternative.

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https://nachspielzeit.online/2022/12/30/trauerspiel/feed/ 0 3820
„Es geht nur um den VfB“ https://nachspielzeit.online/2022/10/28/es-geht-nur-um-den-vfb/ https://nachspielzeit.online/2022/10/28/es-geht-nur-um-den-vfb/#respond Fri, 28 Oct 2022 10:41:27 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=3794 Das VfB-Mitglied Ron Merz zur sportlichen Situation und personellen Entscheidungen.

Zwei Siege gegen Bochum und Bielefeld, eine Niederlage in Dortmund. Öffentliche Diskussionen um die Trainerfrage, kritische Bewertungen im Umfeld, Sorgen bei den Fans. Wie sehen Sie die Stimmung vor dem Augsburg-Spiel?

Ron Merz: Dass der VfB aktuell mit Blick auf die Tabelle nicht so viele Argumente auf seiner Seite hat, ist völlig klar. Gar keine Argumente mehr hat man dann aber, wenn man zu dem desaströsen Auftreten in Dortmund auch noch all die organisatorischen Themen rund um Trainersuche und Vertragsverlängerung des Sportdirektor hinzunimmt. Wobei ich schon der Meinung bin, dass der VfB Stuttgart sich für wichtige Entscheidungen auch Zeit nehmen kann und sollte. Allerdings dann nicht begleitet von solch dilettantischer Kommunikation. Und wenn sich der VfB weiter die Unterstützung der Fans sichern will, dann sollte man sich JETZT endlich zusammenraufen und auch in der Außendarstellung nicht noch weitere Eigentore schießen. Nebenbei: Sich immer nur auf das „Hier und Jetzt“ zu konzentrieren ist erstaunlich kurzsichtig und hat schon bei der Suche nach möglichen Nachfolgern von Matarazzo nicht so wirklich gut funktioniert. Das Ziel muss doch sein, jederzeit handlungsfähig zu bleiben.

Und zur Stimmung vor Augsburg sei so viel gesagt: Ich werde vor Spielende gehen und nach Obertürkheim zu den VfB Frauen fahren.

Dient die Entscheidung, dass Michael Wimmer das Team weiter als Trainer betreut, diesem Ziel?

Ron Merz: Ich würde sagen, diese Entscheidung diente alleine dem Zweck, sich mehr Zeit zu erkaufen, auch wenn sich der VfB in einer sportlich enorm wichtigen Phase befindet. Erreicht hat man mit dieser Entscheidung aber nun endgültig, dass zwei Wochen vor der WM-Unterbrechung tägliche Spekulationen, Unruhe und Nebenthemen das Bild vom VfB bestimmen. Gemeinsam zu entschließen, sich auf die kommenden Spiele zu fokussieren mag tatkräftig wirken, klingt für mich aber nach Aufschieberitis. Und dann die Spiele gegen Bochum und Bielefeld noch mal ins Feld zu führen ist wie das den 14. Mai und das 2:1 gegen Köln auf der MV in jedem zweiten Satz zu erwähnen: Am Ende ist es Augenwischerei. Im Winter will man dann grundsätzliche Entscheidungen fällen, allerdings natürlich nicht ohne vorher mal wieder zu analysieren. Darin ist der VfB ja sowieso groß, nur mit der Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse hapert es dann halt gewaltig.

Was sagen Sie dazu, wenn das als Zögern oder Zeichen grundlegend unterschiedlicher Vorstellungen im Club gewertet wird?

Ron Merz: Jeder kann und darf seine Meinung haben. Wer für einen Traditionsverein wie den VfB arbeitet, muss Feedback annehmen. Und das auch reflektieren möchte ich ergänzen. Die Fans fiebern mit dem VfB, langsam ist die Fieberkurve aber einem kritischen Punkt und man vernimmt aus unterschiedlichen Richtungen, dass es so schlimm ist, dass vielen der VfB zunehmend egaler wird.

Natürlich sollen Entscheidungen nach dem besten Wissen und Gewissen getroffen werden. Dem eigenen, aber auch – sofern noch möglich – dem der gemeinschaftlich Verantwortlichen. Mir ist es ehrlicherweise egal, wie viele Listen mit Trainern es gibt, denn dass es in der AG (vom e.V. sprechen wir heute mal nicht) unterschiedliche Zielrichtungen gibt (sog. „persönliche Agenda“) sollte wohl mittlerweile allen klar sein. Irgendwann hilft es dann halt auch nicht mehr alles für den Klassenerhalt tun zu wollen, wenn das auf unterschiedliche Art und Weise geschehen soll. Und wenn man einen Fahrplan für die Vertragsverhandlungen mit Sven Mislintat hat, dann torpediert man dies nicht, in dem man es öffentlich auch von Ergebnissen abhängig macht. Es gibt Gründe, den Vertrag nicht zu verlängern? Dann zieht das durch, aber haltet Euch ALLE nach Außen zurück. Oder anders gesagt: Verhaltet Euch so professionell, wie es Euren Positionen (und den Gehältern) angemessen ist.

Traditionell beruhigen gute Ergebnisse die Fans am meisten, meinetwegen kann man da auch von „guten Argumenten“ sprechen. Aber alle Herren sollten nicht vergessen, dass irgendwann auch der Punkt erreicht ist, an dem der VfB auch durch die Vorgänge neben dem Platz Schaden nimmt. Manche „Interviews“ sind da definitiv wenig hilfreich. Vielleicht nicht mal dieses.


Auch Alexander Wehrle hat sich auf vfb.de ein Interview gegeben.

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https://nachspielzeit.online/2022/10/28/es-geht-nur-um-den-vfb/feed/ 0 3794
Was für ein Jahr … https://nachspielzeit.online/2021/12/26/was-fuer-ein-jahr/ https://nachspielzeit.online/2021/12/26/was-fuer-ein-jahr/#comments Sun, 26 Dec 2021 16:00:00 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=3556 Wer den VfB Stuttgart nicht erst seit gestern verfolgt weiß, dass es so etwas wie „Ruhe“ rund um den Club nie gibt. Dieses Jahr 2021 hat aber in jeglicher Hinsicht nochmal neue Maßstäbe gesetzt. Ein paar Gedanken dazu.


Der VfB schickte sich Ende des vorigen Jahres an, mit der schweren Hypothek des „Datenskandals“ in das neue Jahr zu starten. Eines Skandals, der nicht nur den mehr als sorglosen (manche sagen „kriminellen“) Umgang mit den Daten der eigenen Mitglieder offenbarte, sondern auch die Gesamtstimmung rund um den VfB schon ordentlich angeheizt hatte. Den wirklichen Auftakt in eine wildes erstes Halbjahr bildete aber der offene Brief, den Thomas Hitzlsperger vor nun knapp einem Jahr veröffentlichte:

Feiert am 30.12. den ersten Geburtstag: Der offene Brief von Thomas Hitzlsperger (Auszug)

Was folgte war ein unwürdiges Schmierentheater, dass nicht nur den Verein, sondern auch Personen beschädigte und Gräben erneut aufriss, von denen man geglaubt hatte, dass diese endlich einigermaßen zugeschüttet wären. Gräben, die auch bis heute noch Bestand haben (aber dazu später mehr). Und so konnte Fußball-Deutschland mal fassungslos, mal amüsiert bestaunen, wie sich der Club über offene Briefe, Statements und Gegenverlautbarungen, verschobene Mitgliederversammlungen und allerlei vereinsrechtliche und sonstige Winkelzüge selbst zerlegte. Als VfB-Mitglied und Fan war man allerdings erneut an einem absoluten Tiefpunkt angekommen und es gab Phasen, in denen nicht absehbar war, in welche Richtung sich der Verein entwickeln würde. Heute wissen wir, dass sich über die Gremien das Gesicht des e.V. massiv verändert hat. Zum Besseren wie ich finde. Und auch in der zugehörigen AG wurden Personalentscheidungen getroffen, die auf deutlich mehr Professionalität für die Zukunft hoffen lassen.

Ein Professionalität, die übrigens nicht wenigen in den letzten Wochen vorrangig dem Aufsichtsrat bei der Suche nach einer Nachfolge für Hitzlsperger abgesprochen haben. Ich habe mich ganz bewusst in den letzten Wochen dazu nicht geäußert, weil mir für eine fundierte Meinung zu all den Vorgängen schlicht und einfach das nötige Wissen fehlt. Und anders als so mancher sage ich dann lieber nichts als wild darauf loszuspekulieren und mit Meinungen in die Öffentlichkeit zu gehen, die die Grenze zur Verschwörungstheorie nicht nur erreicht, sondern oft auch überschritten haben. Auf jeden Fall hat sich aber gezeigt, welche fragiles Gebilde der VfB nicht nur intern immer noch zu sein scheint, in dem man nach allen Erfahrungen diesen Jahres sehr darauf bedacht ist, auch wirklich keinen Fehler und sich somit angreifbar zu machen. Die Kommunikation war sicherlich nicht optimal, und da schließe ich Sven Mislintat ausdrücklich mit ein. Intern würde ich schon erwarten, dass alle Stakeholder in diesem Prozess abgeholt und soweit notwendig informiert sind. Auf der anderen Seite ist es der Verein aber niemandem außerhalb des Clubs schuldig, regelmäßige Wasserstandsmeldungen zum Verfahren abzugeben, im Gegenteil. Wenn dann selbsternannte Experten für die Besetzung von Vorstandsposten in der Presse oder auf Social Media täglich Kommentare liefern, dann schadet das dem Club vielleicht in der Außenwahrnehmung, sollte aber die handelnden Personen nicht anfechten.

Gespannt bin ich sehr, wie sich die Neuaufstellung im Vorstand nun auf die VfB Stuttgart 1893 AG auswirken wird. Rein fachlich haben wir die jeweiligen Posten inzwischen mit Personen besetzt, die auf jeden Fall die notwendige Expertise mitbringen und denen ich durchaus zutraue, den Club hier auch weiterentwickeln zu können. Weiter Strukturen zu schaffen, die personenunabhängig funktionieren. Wo es keine Alleingänge mehr geben kann und ein robustes System der „Checks and Balances“ etabliert ist. Und wo es auch eine wertschätzende Unternehmenskultur gibt, die Grundlage und Ansporn für Höchstleistungen auch abseits des Rasens ist.

Mindestens genauso genau werde ich aber auch darauf schauen, wie sich die AG in Richtung der Mitglieder und Fans positionieren wird. Gehört zur Professionalisierung auch, dass das, was einen Traditionsverein ausmacht, wo möglich reduziert wird? Weil es dann die Führung des Unternehmens leichter macht? Werden wir Mitglieder und Fans noch mehr zu Kunden und marginalisiert? Zu einer Kennzahl in Reports? Zu Empfängern einer Einbahnstraßenkommunikation? Spricht man wirklich mit den unterschiedlichen Fangruppen und versteht deren Bedürfnisse? Oder erachtet man den Dialog lediglich als notwendiges Übel? Wird man den VfB weiter in Richtung einer deutlichen Positionierung bei gesellschaftlichen Themen vorantreiben? Wir werden sehen und beobachten.

Und wie geht es eigentlich beim e.V. weiter? Nach der Mitgliederversammlung im Sommer ist es wieder viel zu still geworden. Natürlich mussten sich die neu zusammengestellten Gremien erst finden, das ist ganz normal. Aber dass komplette Funkstille herrscht, ist ein Rückfall in alte Zeiten und sollte eigentlich der Vergangenheit angehören. Wie hat man sich nun aufgestellt? Was hat man sich für die Dauer der Amtsperiode vorgenommen? Welche Themen sollen angefangen werden oder sind bereits in der Bearbeitung? Was ist eigentlich mit dem Konzept „Zukunft Profifußball“? Der weiteren Arbeit der Satzungskommission? Ich würde mir hier mehr Transparenz wünschen, eben weil so viele neue Personen in Präsidium und Vereinsbeirat sitzen. So drängt sich der Eindruck auf, dass man sehr viel mit sich selbst beschäftigt ist und zu viel Zeit darauf verwendet, sich in den neuen Rollen zu arrangieren. Wäre schön, wenn man hier etwas mehr von dem frischen Wind spüren würde, den wir uns alle mit der Wahl im Sommer erhofft haben. Und nein, auch hier verlange ich keine Wasserstandsmeldungen alle vier Wochen. Aber mehr geht da schon, auch abseits der Vor-Corona-Formate wie den Dunkelroten Tischen.


Für mich persönlich waren Januar bis April die intensivsten Monate, die ich bisher rund um den VfB erlebt hatte. Die Wellen, die Satzungsänderungsantrages ausgelöst hat, hatte ich so tatsächlich nicht erwartet. Blauäugig, wie ich heute weiß. Aber eine Erfahrung, die ich in den allermeisten Aspekten zu schätzen weiß, zumal ich auch jetzt noch guten Gewissens zu allem stehen kann, was ich damals gesagt und geschrieben habe. Dass mir manche bis heute unterstellen, mich als „Super-Mitglied“ oder „Fan-Boss“ selbst darstellen zu wollen, ist schade, aber nicht zu ändern und ist mir auch weitestgehend egal. Es tut nur weh, wenn es von Leuten kommt, die es eigentlich besser wissen sollten. Denn auch wenn mir teilweise in der Öffentlichkeit dieses Bild angedichtet wurde und wird, so könnte nichts weiter weg von der Wahrheit sein. Sich in dieser Weise zu engagieren steht allen offen, ich habe es halt getan (ohne dafür für mich irgendeine Sonderrolle in Anspruch nehmen zu wollen). Im Verlauf dieses Jahres musste auch ich daran arbeiten, manche Dinge nicht so nah an mich heranzulassen und insbesondere diejenigen zu ignorieren, deren Niveau nur knapp oberhalb des ach so heiligen Fußballrasens ist. Das ist nicht einfach, aber notwendig und klappt mittlerweile zum Glück auch ganz gut. Zum Glück gibt es da auch die vielen guten Gespräche in diesem Jahr und die Menschen, die ich habe kennenlernen dürfen.

Oben habe ich von Gräben gesprochen, die – mühsam zugeschüttet – in den letzten Wochen wieder aufgebrochen sind. Ich habe den Eindruck, dass manche die kolportierte Unruhe beim VfB nur zu gerne genutzt haben, um schon lange bestehende Ressentiments wieder aufleben zu lassen. Plötzlich gibt es das „Team Mislintat“ gegen das „Team Vogt“. Wird munter spekuliert, ob Hitzlsperger mit seinem Brief nicht doch recht hatte und in der Mercedesstraße gerade eine Diktatur der Unfähigen errichtet wird. Und sowieso mit einer ausgeprägten Lust an der Selbstzerstörung der komplette Untergang des VfB vorhergesagt wird. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich das ankotzt! Insbesondere auf Twitter ist wieder eine toxische Stimmung entstanden, die mehr als bedenklich ist. Persönliche Angriffe, gerne per Non-Mentions, sind an der Tagesordnung, ein sachlicher und vernünftiger Austausch ist mit manchen gar nicht mehr möglich. Zu sehr herrschen mittlerweile die absoluten und unverrückbaren Meinungen vor, auch wenn diese jeglicher Grundlage entbehren.

Beim VfB sollte man grundsätzlich niemanden überhöhen, egal ob er Vogt, Hitzlsperger, Mislintat oder sonst wie heißt. „Niemand steht über dem VfB“ ist ein immer wieder gerne gezeigtes Transparent der Kurve, dessen zeitlose Wahrheit aber leider von viel zu vielen gerne vergessen wird. Natürlich ist es immer angebracht über Sachthemen zu diskutieren, zumal wenn die Informationen dazu vorliegen. Bedauerlicherweise scheint aber einigen mittlerweile die Kapazität abzugehen zu akzeptieren, dass man Personen auch mal kritisieren kann, ohne gleich alles infrage zu stellen. Es leben die Grautöne in dieser von Schwarz/Weiß geprägten Gesellschaft …

Ich finde Sven Mislintat einen super Typ und mag es wirklich sehr, wie er sich (für den Moment) mit dem VfB identifiziert. Gleichzeitig kann ich aber auch akzeptieren, dass auch er Ziele hat (wie jede*r von uns), die er mit aller Kraft erreichen will – auch wenn diese langfristig über den VfB hinausführen. Und dass man nun auf dem Relegationsplatz in die kurze Winterpause geht, darf gerne auch über das Totschlagargument „Verletzungspech“ hinaus diskutiert werden.

Thomas Hitzlsperger hat den VfB in einigen Dingen vorangebracht, die mir wichtig sind. Dass der Club endlich eine vernehmbare Position zu Themen abseits des Sports gefunden hat (etwa alles rund um LGBTQ+) ist ganz herausragend und das führe ich auf die Arbeit von Thomas zurück. Gleichzeitig finde ich aber, dass ihm in anderen Themenfeldern zu sehr die mangelnde Erfahrung und auch möglicherweise fehlendes Wissen anzumerken waren. Seinen Griff nach der absoluten Macht im Club und das fehlende Verständnis für die Befindlichkeiten der Fans (er spricht ja selten von den Mitgliedern) sind das nach Außen hin sichtbarste Zeichen. Das zu lange Festhalten an Oliver Schraft ein anderes.

Fehlende Erfahrung und dazu vielleicht eine zu große Angst vor Fehlern kann man auch Claus Vogt vorwerfen. Zu sehr hat er sich in diesem Jahr in internen Grabenkämpfen aufreiben müssen und hat dafür manchmal andere wichtigen Themen vielleicht aus den Augen verloren. Trotzdem finde ich weiterhin, dass er der beste Präsident des VfB ist, den wir seit vielen Jahren hatten. Weil ihm am Ende die richtigen Themen wichtig sind. Und er einfach auch eine tolle und authentische Persönlichkeit ist.

So bleibe ich bei dem, was ich vor nun fast einem Jahr bei SWR Sport gesagt habe: Ich bin „Team VfB“!

Und plädiere immer für eine differenzierte und sachliche Betrachtung, denn nur so können doch wir alle mit all den „Überraschungen“ umgehen, die der VfB immer wieder für uns bereithält. Eigentlich gibt es mehr Verbindendes als Trennendes und ich wünsche mir, dass wir uns alle dessen im nächsten Jahr wieder mehr bewusst werden!

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https://nachspielzeit.online/2021/12/26/was-fuer-ein-jahr/feed/ 3 3556
Nachlese https://nachspielzeit.online/2021/07/19/nachlese/ https://nachspielzeit.online/2021/07/19/nachlese/#comments Mon, 19 Jul 2021 15:32:39 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=3398 Es war eine kurze Nacht nach einem langen und denkwürdigen Tag im Stuttgarter Neckarstadion anlässlich der diesjährigen Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart 1893 e.V. Dennoch ist es mit noch relativ frischen Eindrücken Zeit für eine kurze persönliche Nachlese.

Die Veranstaltung

Es war natürlich angesichts der verschickten Tagesordnung vorher klar, dass wir uns auf eine wahre Mammutsitzung einstellen mussten. Das war für mich auch weniger das Problem, eine ordnungsgemäße Durchführung benötigt nun mal Zeit. Viel mehr war ich gespannt, wie die ganze Infrastruktur an diesem Tag funktionieren würde, nachdem die MV ja als wissenschaftlich begleitetes Modellprojekt ausgerufen wurde. Da ich mich möglichst weit vorne auf die Liste der Redner eintragen wollte, war ich schon entsprechend früh am Stadion. Der Einlass verlief unkompliziert, einzig die Regelung mit der A4-Größe der mitgeführten Tasche nervt. Im Stadion wurden feste Sitzplätze vergeben und ich ging relativ lange davon aus, dass nur jede zweite Reihe besetzt werden würde um auch nach vorne und hinten den Abstand zu wahren. Dem war nicht so, es wurden immer zwei Reihen belegt und dann eine Sitzreihe leer gelassen. Die Maskendisziplin in meinem Umfeld war zu meiner positiven Überraschung über die gesamte Dauer der Veranstaltung sehr gut, ich habe mich daher deutlich wohler gefühlt als zum Beispiel beim Testspiel des VfB gegen Darmstadt ein paar Tage zuvor. Dennoch: So ganz gelungen fand ich das nicht (und habe daher auch bei der Umfrage entsprechendes Feedback gegeben).

Spannend ist auf jeder MV des VfB ja, ob die Technik hält. Bei dieser Versammlung schien es am Anfang auch wieder auf Messers Schneide zu stehen, allerdings hat sich das von Abstimmung zu Abstimmung stabilisiert und mit etwas Geduld war eine Abstimmung dann problemlos möglich. Zudem war auch die Möglichkeit der Stimmabgabe über ein Tablet sehr gut organisiert, sodass jedes Mitglied wählen konnte. Trotz Startschwierigkeiten ein erkennbarer Fortschritt, Potenzial für Verbesserungen ist aber weiter vorhanden.

Stimmung, Reden & Wahlen

Relativ früh war an diesem Sonntag erkennbar, dass die Stimmung auf der Mitgliederversammlung eine ganz andere sein würde als ein paar Jahre zuvor an selber Stelle auf der längst legendär-berüchtigten „WLAN-Gate“-MV. War es damals von Anfang an elektrisierend und die Stimmung deutlicher in zwei Lager geteilt, so machte sich in diesem Jahr eher das Gefühl einer gewissen Gelassenheit breit, auch wenn es in den Tagen zuvor nochmal etwas (einZEITige) Dynamik im Wahlkampf gegeben hatte. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass sich diese Stimmung über die ganze Veranstaltung hielt und man insgesamt von einer fairen und konstruktiven Mitgliederversammlung sprechen kann. Auch in diesem Jahr konnten alle Redner*innen durch ihre sachlichen Vortrag überzeugen (gut: Eine unrühmliche Ausnahme gab es wieder), dass es keinen Antrag auf Abbruch der Aussprache gab, spricht zudem eine deutliche Sprache. Meine Rede kann hier nachgelesen werden.

Von den jeweiligen Berichten aus den Organen und Gremien sowie der AG bleiben mir vor allem der gemeinsam von Rainer Weninger und André Bühler vorgetragene Bericht des Vereinsbeirates (sehr klare, (selbst-) kritische Worte) und der von Interim-CFO Tobias Keller vorgestellte Finanzbericht sehr positiv in Erinnerung.

Überraschend blass präsentierte sich für mich an diesem Tag Thomas Hitzlsperger, der allerdings wohl nach eigener Einlassung auch mit mehreren Fragezeichen in diese MV gegangen ist. Wie würden die Mitglieder auf ihn reagieren? Womit würde er konfrontiert werden? Vielleicht fragte er sich auch, welche Rolle ihm zugedacht sei. Und so sprach er in seiner Rede zwar immer wieder von den „Freundinnen und Freunden“, zumindest mir kam dies aber eher wie ein (übermäßig verwendetes) rhetorisches Stilmittel, denn von Herzen kommend vor. Auch inhaltlich hat er sicherlich schon bessere Reden gehalten, aber vielleicht vermutete er auch hier zu viel unsicheres Terrain. Befremdlich fand ich allerdings die Heftigkeit seiner Reaktion auf eine Rednerin, die ihm vorgeworfen hatte, sich aus ihrer Sicht noch immer nicht wirklich für seinen offenen Brief entschuldigt zu haben. Auch wenn ich bis zu einem gewissen Grade nachvollziehen kann, dass dieses Thema a) nervt und b) tatsächlich auch irgendwann mal abgeschlossen werden muss, so hätte ich mir vom CEO der VfB Stuttgart 1893 AG doch mehr Souveränität erwartet. Es muss auch für ihn absehbar gewesen sein, dass das Thema nochmals zur Sprache kommt, er hat sich also gut darauf vorbereiten können. So die Maske fallen zu lassen, tut weder ihm gut, noch der Dame, die dies angesprochen und sicher nicht damit gerechnet hat, öffentlich so angegangen zu werden.

Ein für mich wichtiger Tagesordnungspunkt war natürlich auch die Abstimmung über Satzungsänderungsanträge, schließlich stand auch meiner zur Abstimmung. Dass es dann so deutlich gereicht hat, kann ich irgendwie auch einen Tag später noch nicht glauben. Da hat sich die viele Arbeit in Erstellung des Antrages und der Begleitung nach der Veröffentlichung gelohnt. Und ich bin ehrlich: Die Vorstellung, dass in Zukunft in der Satzung meines Herzensvereins ein von mir geschriebener Passus drinsteht, macht mich stolz. Noch wichtiger ist aber, dass die Satzung nun zumindest in diesem Punkt robuster geworden ist.

Ganz unabhängig von meinem Antrag konnte ich allerdings nicht nachvollziehen, warum ein Mitglied per Beschluss die Abstimmung über alle Anträge verhindern wollte. Zumindest ist mir die Begründung des Antrages nicht einleuchtend: Weder wurden alle Satzungsänderungen im Hinterzimmer ausgeklüngelt, noch ist es so, dass man sich als Mitglied nicht einbringen konnte. Ich selbst habe nicht nur meinen Antrag eingereicht, sondern schon im Frühjahr dem Ausschuss auch weitere Impulse für die Satzung zukommen lassen. Dazu ist es illusorisch zu glauben, dass man der Mitgliederversammlung innerhalb kurzer Zeit ein komplett neues Satzungswerk zur Abstimmung wird vorlegen können und über dieses dann gar en bloc abgestimmt wird. Sosehr die aktuelle Satzung auch vieler Änderungen bedarf, das wird nur Schritt für Schritt gehen. Wichtig ist ein transparenter Prozess auf diesem Weg.

Die Vereinsbeirats-Wahlen waren aufgrund der Länge, schließlich wurden nochmal alle Bewerbungsvideos abgespielt, doch etwas quälend und wurden in ihrer Durchführung meiner Meinung nach auch den Kandidat*innen nicht wirklich gerecht. Nicht nur waren die Videos schon etwas älter, auch im Vorfeld der MV sind die Bewerber*innen leider etwas untergegangen. Denke, da besteht für das nächste Mal definitiv Verbesserungsbedarf. Möglicherweise ist es auch möglich, den Zyklus zu durchbrechen, der uns nun alle vier Jahre einen solchen Wahlmarathon beschert (man könnte z.B. über eine Änderung der Amtszeit nachdenken und einem Organ 5 Jahre geben).

Die Wahlen zum Präsidium und insbesondere zum Präsidenten waren am Ende nicht wirklich welche. Bei so deutlichen Ergebnissen muss man klar davon sprechen, dass die jeweils unterlegenen Bewerber absolut keine Chance hatte. Und dies im Verlauf der MV sicherlich auch so aufgenommen haben. Dennoch haben sich auch Hubert Deutsch, Markus Scheurer und insbesondere Pierre-Enric Steiger an diesem Tag achtbar aus der Affäre gezogen. Gerade Herrn Steiger muss ich – bei allen Kontroversen, die auch insbesondere ich mit ihm hatte – bescheinigen, sich in dieser exponierten Situation absolut korrekt und auch vereinsdienlich verhalten zu haben.

Aus meiner Sicht haben wir nun Menschen in den Organen, die den VfB wirklich voranbringen können. Die hoffentlich bei allen unterschiedlichen Ideen und Herangehensweisen für den Verein arbeiten werden. Gestern wurde von einem Vertrauensvorschuss gesprochen, den wir Mitglieder den Gewählten geben. Das ist so, jetzt müssen diese liefern!

Und sonst?

Wie gut war es bitte, endlich mal wieder im Stadion zu sein? Dort auch noch viele Menschen zu treffen, die man eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hat? Den (sehr gesund aussehenden) grünen Rasen zu sehen? Und auch mit etwas Wehmut auf den sonst üblichen Platz im Stadion zu schauen. Trotz aller Bedenken wegen Corona: Es war sooo gut so viele liebe Menschen wiederzusehen oder auch überhaupt erst persönlich kennenzulernen!

Trotzdem war es am Ende natürlich viel zu lang. Ich selbst habe mich dabei ertappt, dass die ein oder andere Rede vor den Präsidiumswahlen einfach so an mir vorbeigerauscht ist. Vielleicht war es eine gewisse Erschöpfung, vielleicht aber auch die Erkenntnis, dass die Ergebnisse früh vorhersehbar waren. Die sehr gute und prägnante Rede von Christian Riethmüller hat dafür umso mehr mitgerissen.


Zum Abschluss noch ein kleiner Hinweis: Für mich (wie ganz sicher auch viele andere) waren die letzten Monate seit Jahresbeginn in Bezug auf den VfB sehr herausfordernd, teilweise auch belastend. Der Verlauf der letzten 24 Stunden zeigt aber, dass sich all unsere Mühe und Arbeit – in welcher Form auch immer – gelohnt hat. Für mich heißt das aber auch, dass ich mir mal ein paar Tage „VfB-frei“ nehme. Um danach dann wieder mit neuer Energie aufmerksam und kritisch das Treiben in der Mercedesstraße zu begleiten.

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https://nachspielzeit.online/2021/07/19/nachlese/feed/ 1 3398
Vereinsbeirat 2021 https://nachspielzeit.online/2021/07/14/vereinsbeirat-2021/ https://nachspielzeit.online/2021/07/14/vereinsbeirat-2021/#comments Wed, 14 Jul 2021 07:58:00 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=3358 Am kommenden Sonntag, den 18.07. steht auf der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart e.V. ein wahrer Wahlmarathon an. Es werden nicht nur Präsident und Präsidium, sondern auch der komplette Vereinsbeirat neu gewählt. Während sehr viel Fokus auf den beiden Präsidentschaftskandidaten Vogt und Steiger lag, gingen die Bewerber*innen für das Präsidium und den Vereinsbeirat in der öffentlichen Wahrnehmung leider etwas unter. Der Vertikalpass, Rund um den Brustring und die Nachspielzeit haben daher den Vereinsbeirats-Bewerber*innen nochmal drei Fragen gestellt, deren Antworten wir heute veröffentlichen.

Kurze Vorstellungsvideos der Kandidierenden gibt es auch auf der Website des VfB.


Michael Astor

Bitte stellen Sie sich kurz vor: Warum kandidieren Sie für den Vereinsbeirat und welche Expertise bringen sie in Bezug auf die Gruppe, in der sie kandidieren, in den Vereinsbeirat ein?

Liebe Mitglieder, viele von Euch durfte ich schon persönlich oder digital kennenlernen. Diese Begegnungen in den letzten Wochen haben mich in meiner Kandidatur bestärkt, da ich bei vielen Veranstaltungen, bei Terminen mit Fanclubs oder in den sozialen Medien gemerkt habe, was für eine Power dieser Verein mit seinen Mitgliedern hat.

Für alle, die mich noch nicht kennen: ich bin Michael Astor, 40 Jahre, glücklicher Familienvater, Bundesbetriebsprüfer und Geschäftsführer einer Immobilienverwaltung. Dass der VfB mein Herzensverein ist, sollte wohl klar sein.

Ich kandidiere für den Vereinsbeirat im Bereich Wirtschaft/Gesellschaft. Ich habe früh gemerkt, dass ich mich aktiv bei meinem Herzensverein einbringen möchte. Schon von 2017 bis 2020 war ich aktiv im Mitgliederausschuss des VfB Stuttgart 1893 e.V. tätig und habe mich bereits damals klar für
unsere Mitgliederrechte positioniert. Ich kenne somit die Gremienarbeit in unserem VfB, deren Stärken, aber auch das Verbesserungspotenzial. Es ist sehr wichtig, dass sich jede*r bewusst wird, dass wenn man von der Mitgliederversammlung in ein Gremium gewählt wird, man dieses entgegengebrachte Vertrauen tagtäglich an die Mitglieder zurückzahlen muss – glaubwürdig, ehrlich und authentisch. Die Interessen der Mitglieder müssen immer an erster Stelle stehen. Neben meinen sozialen Kompetenzen möchte ich auch meine wirtschaftliche Expertise Euch Mitgliedern und unserem VfB zur Verfügung stellen. 2014 habe ich mich selbstständig gemacht und bin Geschäftsführer einer Immobilienverwaltung. Zudem prüfe ich im Team die größten Konzerne Deutschlands. Ich bin davon überzeugt, dass ich einen Mehrwert für Euch im Vereinsbeirat darstellen kann. Dafür benötige ich Euer Vertrauen am 18. Juli.

Dies ist die zweite Legislatur des Vereinsbeirats. Was hat das Gremium in den vergangenen vier Jahren gut gemacht, was kann in Zukunft verbessert werden?

Der Vereinsbeirat musste in den vergangenen Jahren und Monaten viel Kritik einstecken, die zum Teil auch gerechtfertigt war. Intransparente Abstimmungen, egoistische Verhaltensweisen und Äußerungen, haben dazu geführt, dass das Vertrauen in das Gremium und seine handelnden Personen stark abgenommen hat. Hier gilt aber klar festzuhalten, dass in den letzten Monaten in Sachen Transparenz und Kommunikation zu den Mitgliedern, gerade im Auswahlprozess für die Bewerber*innen für die Gremien, sehr viel richtig gemacht wurde. An dieser positiven Entwicklung möchte ich in Zukunft gerne meinen Teil dazu beitragen. Ich werde mich als Vereinsbeirat unseres VfB Stuttgart 1893 e.V. dafür einsetzen, dass Ihr Mitglieder in den Entscheidungsprozess mit eingebunden werdet. Dies kann auf Regionalversammlungen, Dunkelroten Tischen, über Online- Konferenzen oder in einer persönlichen Sprechstunde stattfinden. Das Wichtigste ist jedoch meiner Meinung nach, dass man als Vereinsbeirat nah an der Mitgliederbasis ist, an Euch Mitgliedern, und mit diesen in einen offenen und konstruktiven Dialog tritt. Ihr Mitglieder seid die Basis des gesamten Vereins, das Herz unseres VfB. Wir haben so viele sehr gute und kompetente Mitglieder, dass wir diese Kraft noch mehr bündeln müssen und zielgerichtet in die Projekte unseres e.V. einfließen lassen müssen.

Welche Schwerpunkte und Themen wollen Sie in den kommenden vier Jahren im Vereinsbeirat bearbeiten?

Als Vereinsbeirat muss es unser Ziel sein, dass wir einen e.V. haben, der sich stetig weiter nach vorne entwickelt und in vielen Bereichen eine Expertise aufbaut. Mit Lisa Lang wurde ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung eingeschlagen. Mit ihr haben wir die erste Vereinsmanagerin unseres Vereins. Lisa Lang ist jedoch die einzige Person, die hauptamtlich in unserem e.V. arbeitet. Hier müssen wir nun als Vereinsbeirat die Grundlagen legen, dass wir weitere Mitarbeiter*innen für unseren e.V. gewinnen können. Diesbezüglich ist die Finanzierung unseres e.V. ein essentieller Bestandteil und von hoher Bedeutung. Es ist offensichtlich, dass bei der Ausgliederung 2017 eine starke AG im Vordergrund der Überlegungen stand. Dies spiegelt sich auch im Grundlagenvertrag wider. Ein Vertrag, der die finanziellen Abhängigkeiten zwischen unserem e.V. und unserer AG klärt. Hier sehe nicht nur ich große Chance unseren e.V. schnell finanziell zu stärken. Diesen Grundlagenvertrag werde ich im Sinne unseres e.V. optimieren und Lösungen präsentieren, bei denen auch die AG von profitieren wird – denn eins ist klar, von einem starken e.V. profitiert unsere AG ebenso. Im Vereinsbeirat wird es sehr wichtig sein, dass diese neun gewählten Personen schnell zusammenfinden und gemeinsam den Weg aufzeigen, welchen wir mit unserem e.V. in den nächsten vier Jahren gehen wollen. Im Bereich Wirtschaft und Gesellschaft möchte ich einer von drei Personen sein, die die finanzielle Basis legen, damit unsere Abteilungen, unsere Aktiven ihre Wünsche realisieren können


Martin Bizer

Bitte stellen Sie sich kurz vor: Warum kandidieren Sie für den Vereinsbeirat und welche Expertise bringen sie in Bezug auf die Gruppe, in der sie kandidieren, in den Vereinsbeirat ein?

Ich heiße Martin Bizer, wohne in Korb, bin verheiratet und habe zwei erwachsene Söhne. Seit 2019 bin ich in Pension. Während meiner beruflichen Laufbahn war ich im Dienst des Landes Baden-Württemberg, zuerst als Lehrer für die Fächer Englisch und Sport am Salier-Gymnasium, dann als Sportreferent am Regierungspräsidium Stuttgart und zuletzt 16 Jahre lang als Schulleiter des Wirtemberg-Gymnasiums in Stuttgart Untertürkheim. Im Ehrenamt habe ich verschiedene Positionen in Vereinen und in der Kommune bekleidet (siehe auch Spickzettel in Dunkelrot).

Mein ganzes Leben war geprägt von der Begeisterung für Bewegung, Spiel und Sport. In den oben aufgeführten beruflichen Stationen konnte und durfte ich den organisierten Sport kennenlernen und mitgestalten. Als Sportreferent war ich für den Sportunterricht an allen Schularten und für alle Sportlehrerinnen und Sportlehrer verantwortlich. Ich war Ansprechpartner für die Kultusbehörde, sowie für die Kommunen, wenn es um inhaltliche, strukturelle oder rechtliche Fragen im Bereich des Sports ging. So lag zum Beispiel die gesamte Übungsleiterausbildung in meinem Verantwortungsbereich. Als Mitglied des Präsidiums des Schwäbischen Turnerbundes (STB) war ich u.a. für den olympischen Spitzensport und die Weiterentwicklung des Kunstturnforums, das Nachwuchs- und Spitzensportzentrums in Stuttgart, verantwortlich. Als Schulleiter des Wirtemberg-Gymnasiums, einer der bedeutendsten Eliteschulen des Sports und des Fußballs, unterstützte ich viel junge Leistungssportler auf ihrem Weg zum Spitzensportler, u.a. aus dem Bereich des Fußballs Joshua Kimmich, Timo Werner, Timo Baumgartl, Daniel Didavi.

All diese Aufgaben und Betätigungsfelder führten zu einer tiefen Durchdringung des Sports in Baden-Württemberg. Damit einher ging der Aufbau von vielen persönlichen Kontakten zu Entscheidungsträgern in Verbänden und Vereinen, in der Kultus- und Stadtverwaltung. Diese Expertise und dieses Netzwerk will ich gerne in meine Arbeit als Vereinsbeirat des VfB einbringen.

Dies ist die zweite Legislatur des Vereinsbeirats. Was hat das Gremium in den vergangenen vier Jahren gut gemacht, was kann in Zukunft verbessert werden?

Zum ersten Mal kam ich mit diesem Gremium im Rahmen meiner Bewerbung für das Amt des Präsidenten im Jahr 2019 in Kontakt. In drei Gesprächsrunden lernte ich die Mitglieder des Vereinsbeirates relativ gut kennen. Die Mitglieder des Vereinsbeirates nahmen ihre Aufgabe mit sehr viel Sachkenntnis, Empathie und Verantwortung wahr. Diese Kompetenz und dieser Einsatzwillen für den VfB müssen erhalten werden.

Im letzten halben Jahr hat der Vereinsbeirat allerdings nicht immer ganz glücklich agiert. Dies wurde der breiten Öffentlichkeit während der Turbulenzen um die Nominierung der Kandidaten für das Amt des Präsidenten immer wieder vor Augen geführt.
Als drittes in der Satzung verankertes Organ, neben der Mitgliederversammlung und dem Präsidium, kommt dem Vereinsbeirat in der Organisation und Weiterentwicklung des Vereins eine ungeheuer wichtige Aufgabe zu. Dies verlangt Einsatz und Kompetenz aber auch Unvoreingenommenheit und Diskretion. Vor allem aber eine tiefe Verbundenheit und Loyalität zu unserem VfB!

Welche Schwerpunkte und Themen wollen Sie in den kommenden vier Jahren im Vereinsbeirat bearbeiten?

Nach den Turbulenzen des letzten halben Jahres gilt es, die Grabenkämpfe zu beenden, die Situation zu befrieden und eine neue und tragfähige Geschäftsgrundlage zwischen Verein und AG zu schaffen. Hierzu kann der Vereinsbeirat indirekt beitragen. Die ursprüngliche und eigentliche Rolle des Vereinsbeirats ist nämlich die Vertretung der Mitglieder und deren Rechte im Verein – und diese müssen gestärkt werden. Dies gilt in erster Linie im Hinblick auf die Strukturen innerhalb des Vereins (vgl. Datenaffäre), aber in einem zweiten Schritt natürlich auch im Verhältnis zur AG. Der Verein als momentan knapp 88%iger Eigentümer der AG darf nicht ein Anhängsel der AG sein. Aus diesem Grund werden in der nächsten Legislaturperiode die Satzung und der Grundlagenvertrag mit der AG ein beherrschendes Thema sein. Daneben gibt es für die einzelnen Mitglieder des Vereinsbeirates viele Aufgabenfelder, die nach Eignung und Vorerfahrung wahrgenommen werden müssen (z.B. die Weiterentwicklung der Abteilungen, Kontakte zum organisierten Sport in BW, Impulse für eine innovative Sportentwicklung in Stuttgart und BW).

Gerne bringe ich mich in diese Arbeit ein – die Zeit und die Flexibilität hierzu habe ich!


André Bühler

Bitte stellen Sie sich kurz vor: Warum kandidieren Sie für den Vereinsbeirat und welche Expertise bringen sie in Bezug auf die Gruppe, in der sie kandidieren, in den Vereinsbeirat ein?

Mein Name ist André Bühler, ich bin verheiratet, lebe in Kirchheim unter Teck und bin Vater von drei Kindern (davon zwei VfB-Mitglieder seit Geburt). Vor 45 Jahren wurde ich in der Karl-Allgöwer-Andreas-Buck-und-Jürgen-Klinsmann-Stadt Geislingen an der Steige geboren.

Jürgen Klinsmann war es auch, der mich in jungen Jahren endgültig zum VfB-Fan werden ließ. Als er am 14. November 1987 mit seinem Tor des Jahres dazu beitrug, dass der VfB die Bayern mit 3:0 aus dem ausverkauften Neckarstadion fegte, da war es um mich geschehen. Bei der Meisterschaft 1992 habe ich noch live am Radio mitgefiebert, die Meisterschaft 2007 dann im A-Block miterlebt. Der VfB ist fester Bestandteil unserer Familie, zusammen mit meinem Vater, Onkel, Cousins und Cousine habe ich seit Jahren Dauerkarten in der Cannstatter Kurve.

2003 wurde ich dann zum ersten Mal Mitglied beim VfB, bin 2009 aber wieder ausgetreten, weil ich die damalige Vereinspolitik unter dem Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Hundt – sowohl als VfB-Fan als auch junger Sportmanagement-Professor – nicht mehr länger ertragen habe. Diesen Austritt bewerte ich im Nachhinein als Fehler, weil man damit nichts erreicht. Als es in der Folge mit dem VfB immer weiter bergab ging, habe ich mich entschlossen, mich aktiv in die Vereinspolitik einzubringen und bin 2015 wieder beim VfB Mitglied geworden. Zunächst war ich im Mitgliederausschuss des Vereins tätig und habe mich dann 2017 in der Gruppe „Wirtschaft und Gesellschaft“ für einen Sitz im Vereinsbeirat beworben, in den ich dann von der Mitgliederversammlung am 3. Dezember 2017 auch gewählt wurde.

Meine Expertise für die Gruppe „Wirtschaft und Gesellschaft“ ergibt sich nicht nur aus meiner Leidenschaft als VfB-Fan, sondern vor allem aus meinem beruflichen Hintergrund: Als gelernter Bankkaufmann und studierter Betriebswirt bringe ich ein tiefgehendes Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge mit und verstehe auch komplexe Bilanzen, Finanzpläne und Grundlagenverträge, was für die Arbeit im Vereinsbeirat von Vorteil ist. Zudem kann ich als promovierter Sportökonom die wirtschaftlichen Grundmodelle auf den Bereich des Breiten- und Profisports übertragen. Durch meine Doktorarbeit über die wirtschaftlichen Aspekte in der englischen Premier League und der deutschen Bundesliga habe ich mir außerdem ein tiefgreifendes Verständnis über die Strukturen des Profifußballs angeeignet. Und schließlich kann ich noch meine Expertise als Professor für Sportmanagement, Direktor des Deutschen Institut für Sportmarketing und Autor von bisher acht Büchern zu den Themenbereichen Sportmanagement/Sportmarketing in den Vereinsbeirat einbringen und so entscheidend dabei mithelfen, die dringend notwendigen professionellen Strukturen im VfB Stuttgart 1893 e.V. zu schaffen.

Dies ist die zweite Legislatur des Vereinsbeirats. Was hat das Gremium in den vergangenen vier Jahren gut gemacht, was kann in Zukunft verbessert werden?

Als wir im Dezember 2017 gewählt wurden und uns im Frühjahr 2018 konstituiert hatten, waren wir der erste Vereinsbeirat in der damals 125-jährigen Geschichte des VfB Stuttgart 1893 e.V. Als neu geschaffenes Gremium mit größtenteils unerfahrenen Gremienmitgliedern haben wir einige Anfangsfehler gemacht. Zugleich mussten wir viel Energie darauf einsetzen, als Gremium innerhalb des VfB und bei anderen Vereins-/Cluborganen anerkannt zu werden. Da der Vereinsbeirat ein Kollegialorgan ist, mussten die Gremienmitglieder öffentlich Mehrheitsentscheidungen mittragen, die vielleicht nicht ihrer eigenen persönlichen Meinung entsprachen. Besonders deutlich wurde das rund um die Mitgliederversammlung im Juli 2017, die im WLAN-Gate und dem Rücktritt des damaligen Präsidenten gipfelte. In dieser Phase und den sich daran anschließenden Auswahlprozessen um das Präsidentenamt war der Vereinsbeirat zum ersten Mal in besonderem Maße gefragt. Und auch hier wurde zwar vieles gut, aber nicht alles richtig gemacht. Insbesondere die Kommunikation mit den Mitgliedern und der interessierten Öffentlichkeit lief unrund, der Vereinsbeirat ließ sich hier zu oft das Heft des Handels aus der Hand nehmen. Auch bei der Aufklärung der Datenaffäre und dem Führungsstreit Anfang des Jahres wurden Fehler begangen. Mittlerweile muss man allerdings auch konstatieren, dass in den letzten Monaten vieles in die richtige Richtung läuft, wieder Ruhe in den Verein eingekehrt ist. Das hat auch damit zu tun, dass der Vereinsbeirat stark nach innen gewirkt hat und auch bei der Kommunikation nach außen andere Akzente setzt.

Der Vereinsbeirat hat in seiner ersten Legislaturperiode einige Prozesse auf den Weg gebracht und Standards gesetzt. Diese Standards gilt es in Zukunft kontinuierlich weiter zu verbessern und aus den Anfangsfehlern zu lernen. Dazu ist meines Erachtens ein guter Mix aus Kontinuität und neuen Gesichtern im Vereinsbeirat erforderlich.

Welche Schwerpunkte und Themen wollen Sie in den kommenden vier Jahren im Vereinsbeirat bearbeiten?

Wir sprechen beim VfB Stuttgart 1893 e.V. zwar immer von der herausragenden öffentlichen Bedeutung als größter Sportverein Baden-Württembergs, werden dieser Bedeutung aber weder strukturell noch personell gerecht. Daher gilt es in den nächsten vier Jahren in einer gemeinsamen Kraftanstrengung des Präsidiums, der Abteilungsverantwortlichen und auch des Vereinsbeirats, die erforderlichen Strukturen und die Finanzierung des Gesamtvereins zu optimieren. Dazu kann ich mit meiner Sportmanagement-Kompetenz sicherlich beitragen.

Zudem gilt es im Vereinsbeirat die drei Gruppen wieder stärker zu aktivieren: Die Vertreter der Gruppe „Mitglieder und Fans“ sollten sich Gedanken machen, wie wir zukünftig die Mitglieder und Fans stärker in unsere Entscheidungsprozesse einbinden können. In der Gruppe „Sport und Verein“ geht es darum, dass der Kontakt in die Abteilungen und zu den rund tausend Aktiven des e.V.s intensiviert wird. Und in der Gruppe „Wirtschaft und Gesellschaft“ sollten wir uns neben den bereits erwähnten strukturellen Verbesserungen überlegen, wie wir gesellschaftspolitische Themen wie Diversität, Inklusion und Nachhaltigkeit noch stärker beim VfB leben können. Dazu will ich gerne mit meiner Expertise beitragen.

Zudem sehe ich mich in meiner Funktion als Vereinsbeirat als Repräsentant und Vertreter der e.V.-Mitglieder. Dementsprechend ist beispielsweise die 50plus1-Regel mit mitgliederstarken Vereinen als Haupteigentümer von Fußballunternehmen für mich die Grundvoraussetzung nachhaltiger Wettbewerbsentwicklung im deutschen Profifußball. Dafür werde ich mich mit allem, was ich habe, stark machen. Dazu brauche ich allerdings ein starkes Votum der Mitgliederversammlung als höchstem Organ unseres Vereins und werbe daher um das Vertrauen und die Stimmen der Mitglieder unseres VfB Stuttgart 1893 e.V..


Hubert Mörk

Bitte stellen Sie sich kurz vor: Warum kandidieren Sie für den Vereinsbeirat und welche Expertise bringen sie in Bezug auf die Gruppe, in der sie kandidieren, in den Vereinsbeirat ein?

Persönliche Vorstellung:

  • Hubert Mörk, 60 Jahre, verheiratet, 2 Kinder, wohnhaft in Nagold, LK Calw.
  • Beruf: Chefarzt Klinik für Innere Medizin 1 in Nagold / Ärztlicher Direktor Kreiskliniken Calw GmbH im Klinikverbund Südwest
  • Hobbies: Sport, Reisen, Kochen, Wandern
  • Meine Verbindung zum VfB Stuttgart:
    • leidenschaftlicher Fan: seit frühester Kindheit
    • Vereinsmitglied: seit 2007
    • Mitglied VfB Garde: seit 2009
    • Vereinsbeirat (Gruppe „Wirtschaft und Gesellschaft“) seit 2017

Meine Motivation:
Ich kandidiere für den Vereinsbeirat, weil ich mit meiner Identifikation für den VfB Stuttgart, mit meiner Qualifikation und mit meiner bisherigen Erfahrung im Vereinsbeirat weiterhin einen Beitrag an der Gestaltung der Zukunft des VfB Stuttgart 1893 e.V. leisten möchte und auch kann.

Meine Expertise in Bezug auf die Gruppe Wirtschaft und Gesellschaft:

a) Krisenmanagement in der Pandemie.
Damit die Mitgliederversammlung am 18. Juli im Rahmen eines Modellversuchs als Präsenzveranstaltung stattfinden kann, ist eine wissenschaftliche Begleitung in Form einer Studie zwingend vorgeschrieben. Die wissenschaftliche Begleitung durch den Klinikverbund Südwest wurde durch mich vermittelt und ermöglicht.

b) Als Ärztlicher Direktor für 2 Klinikstandorte verfüge ich über langjährige Führungskompetenz in personellen, wirtschaftlichen und strategischen Belangen.

c) Sachliche Analyse, Unvoreingenommenheit, Besonnenheit und lösungsorientiertes Handeln sind Kernelement meines Arbeits- und Führungsstils, welche auch meine bisherige Tätigkeit im Vereinsbeirat geprägt haben.

Dies ist die zweite Legislatur des Vereinsbeirats. Was hat das Gremium in den vergangenen vier Jahren gut gemacht, was kann in Zukunft verbessert werden?

Was hat der Vereinsbeirat in den vergangenen 4 Jahren gut gemacht:

  • Nach dem Rücktritt von Wolfgang Dietrich bestand das Präsidium mit Bernd Gaiser nur noch aus einer Person und war somit nicht mehr handlungsfähig. Mit der Entsendung von Hans H. Pfeifer konnte innerhalb von 24 Stunden die Handlungsfähigkeit des Präsidiums wieder hergestellt werden.
  • Vor allem in den letzten 2 Jahren ist es gelungen den Verein (e.V.) gegenüber der AG zu stärken und besser zu positionieren.
  • Der Prozess der Kandidatenauswahl für die neu zu wählenden Gremien konnte kontinuierlich weiterentwickelt und professionalisiert werden.
  • Wichtige Projekte wurden angestoßen, begleitet und durch Mitglieder des Vereinsbeirats inhaltlich unterstützt (Mädchen- und Frauenfußball, Zukunft Profifußball, Satzungskommission, Fanbelange etc.)

Was kann in Zukunft verbessert werden:

In der Gremienarbeit ist es ähnlich wie im Fußball. Es gibt Höhen und Tiefen, mal passt es richtig gut und manchmal läuft nichts zusammen. So hat sich auch der Vereinsbeirat in den vergangenen vier Jahren nicht immer als homogene Mannschaft präsentiert und sicher nicht alles richtig gemacht.

Nun aber konkret:

Die Findungsphase des 2017 erstmals gewählten Vereinsbeirats, bestehend aus neun, sich bis dahin untereinander meist unbekannten Mitgliedern, hat relativ lange gedauert. In dieser Phase konnten wir uns als Aufsichtsgremium des Präsidiums noch nicht in der Form positionieren und behaupten, wie dies, in dieser ohnehin sehr schwierigen Phase, für den Verein gut und notwendig gewesen wäre.

Bei der jetzt anstehenden Mitgliederversammlung werden nun alle Gremien des e.V. neu gewählt. Bei dieser Wahl das richtige Maß an Kontinuität zu finden erscheint mir unter diesem Aspekt besonders wichtig. Nur so kann mit einem möglichst gesunden Mix aus erfahrenen und neuen Vereinsbeiräten auf dem zwischenzeitlich erworbenen „Know how“ aufgebaut werden.

Welche Schwerpunkte und Themen wollen Sie in den kommenden vier Jahren im Vereinsbeirat bearbeiten?

a) Die finanziellen Rahmenbedingungen für den e.V. sind nicht ausreichend. Hier besteht Handlungsbedarf, damit die Abteilungen gestärkt und professionell weiterentwickelt werden können.
b) Es muss ein ausgewogener und fairer Interessenausgleich zwischen e.V. und AG stattfinden.
c) So lange es erforderlich ist (und ich fürchte, das wird noch eine Zeit lang so sein) möchte ich weiterhin meine berufliche Expertise im Umgang mit der Pandemie für den VfB Stuttgart einbringen.


Mike Schäfer

Bitte stellen Sie sich kurz vor: Warum kandidieren Sie für den Vereinsbeirat und welche Expertise bringen sie in Bezug auf die Gruppe, in der sie kandidieren, in den Vereinsbeirat ein?

Mike Schäfer, 52 Jahre alt, verheiratet (29 Jahre), 3 Töchter (27/26/23), gelernter Kfz-Mechaniker, Mitglied der Geschäftsleitung in einem Autohaus und verantwortlich für den Bereich Service. Seit über 30 Jahren in diesem Autohaus tätig. (Kontinuität!)
Seit 1977 (als 9-jähriger) bin ich mit dem weiß-roten VfB-Virus infiziert, welcher weder durch Impfung noch durch eine Maske eliminiert werden kann! VfB ist für mich eine Leidenschaft und Herzensangelegenheit! Seit 2015 bin ich (wieder) Mitglied beim VfB. In den 90ern hatte ich die Mitgliedschaft aufgrund 3 Kindern zwischenzeitlich (leider) gekündigt. 2 meiner Töchter sind ebenfalls Mitglied in unserem Verein.

Seit über 7 Jahren bin ich aktiv als Mitmacher, Tischgastgeber oder Mitglied im ehemaligen Mitgliederausschuss (NLZ) bei unserem VfB tätig gewesen.

Die Arbeit mit dem Verein und dadurch FÜR den Verein hat mir sehr viel Freude bereitet. Gleichzeitig jedoch, was auch die letzten Monate gezeigt hat, gibt es meiner Meinung nach großen Redebedarf innerhalb, wie auch außerhalb des Vereins. Bekannte „Größen“ haben den Verein verlassen, und dadurch auch für zu viel Unruhe nach „Innen“ und „Außen“ gesorgt, was unserem Verein geschadet hat. Ich bin ein Mensch, der für klare Verhältnisse steht, der einige VfB’ler kennt, aber zu niemand im Präsidium eine enge Verbindung oder Beziehung hat. Ich möchte den Vereinsbeirat nach innen, aber auch nach außen wieder stärken, und als „Neutraler“ wieder für ordentliche Verhältnisse einstehen. Ich möchte auch durch Mut zu Veränderungen stehen und für alle Fans und Mitglieder das optimale Bindeglied mit Offenheit, Ehrlichkeit und Disziplin im Vereinsbeirat sein. Hinzu kommt, dass wir als VfB wieder eine größere Strahlkraft nach außen benötigen, und das nicht nur im Fußball. Wir brauchen zudem mehr Ruhe im Verein um klare Ziele angehen und umsetzen zu können. Hierfür müssen aber finanzielle Möglichkeiten geschaffen werden, damit die Zukunft unseres VfB auf festen Füßen steht. Zudem möchte ich das Interesse der Fans und Mitglieder stärker berücksichtigen und Möglichkeiten schaffen, dass das Vertrauen im Vereinsbeirat nach meinen Vorstellungen wieder hergestellt wird.

In meiner beruflichen Laufbahn bin ich es gewohnt, mit viel Wertschätzung, Offenheit, Ehrlichkeit aber auch Transparenz und Kritik das Unternehmen zusammen mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern attraktiv und zukunftssicher zu machen. Meine Führungsqualität, mein Ehrgeiz aber auch mein Anspruch an mich selbst, teile ich gerne im Vereinsbeirat. Mein Anspruch im Vereinsbeirat beim VfB ist deshalb derselbe!

Dies ist die zweite Legislatur des Vereinsbeirats. Was hat das Gremium in den vergangenen vier Jahren gut gemacht, was kann in Zukunft verbessert werden?

Grundsätzlich ist der Vereinsbeirat mit seinen Aufgaben ein wichtiges Gremium für den Verein. Er sollte aber auch für alle Fans und Mitglieder ein vertrauensvoller und zugänglicher „Kontakt“ sein. Mit neuen Gesichtern und „frischem Wind“ wird es für alle richtig und wichtig sein, wieder für Stabilität, Kontinuität und Vertrauen zu sorgen. Es liegt mir fern Dinge zu beurteilen, die ich nicht beurteilen kann, dennoch bin ich mir sicher, dass neue Ansätze, neues Denken, offene Kommunikation und Neutralität dem Vereinsbeirat gut tun werden.

Welche Schwerpunkte und Themen wollen Sie in den kommenden vier Jahren im Vereinsbeirat bearbeiten?

Zunächst ist es mein großes Ziel gewählt zu werden, um dann Einblicke in die Struktur und Führung unseres Vereines zu bekommen, über alle Sportarten hinweg. Die Wirtschaftlichkeit aber auch die Fans- und Mitgliederbindung sind sicherlich ein großer Schwerpunkt. Dennoch muss es zuerst eine klare Zielsetzung des gesamten Vereins geben, zudem aber alle Gremien im Verein an einem „Strick“ ziehen müssen. Ich werde nichts versprechen, was ich nicht halten kann, dennoch wird es für mich eine Herzensangelegenheit sein, mich für alle Sportarten im Verein einzusetzen, um die Werte unseres VfB wieder klar und deutlich hervorheben zu können!

Mit Ihrer Stimme schenken Sie mir nicht nur Ihr Vertrauen, sondern Sie verpflichten mich als 12. Mann „Einer für Alle“ zu sein!


Martin Wiedmann

Bitte stellen Sie sich kurz vor: Warum kandidieren Sie für den Vereinsbeirat und welche Expertise bringen sie in Bezug auf die Gruppe, in der sie kandidieren, in den Vereinsbeirat ein?

Als Schwabe mit Cannstatter Wurzeln, Aufsichtsratsmitglied in 4 Boards sowie aktiver Präsenz in internationalen Wirtschaftskreisen, Gesellschaft und Kultur bin ich Teil eines globalen Netzwerkes. Ich sehe mich als Teamplayer mit ausgeprägter Empathie, der innerhalb des Themenkreises „Wirtschaft & Gesellschaft“ Sponsoring, Investoren, Mitglieder-Gewinnung und medialen Image des VfB`s einen nicht unerheblichen Beitrag leisten kann. Ich freue mich unseren Verein auf dem weiteren Weg zum national und international angesehenen Topclub fit zu machen, die Interessen aller Mitglieder zu vertreten und ein wertvolles Mitglied in unserer VfB Familie zu sein. Da ich nicht mehr beruflich Vollzeit aktiv bin, bringe ich viel Zeit und Freude mit, um dieses wichtige Amt auszuüben.

Dies ist die zweite Legislatur des Vereinsbeirats. Was hat das Gremium in den vergangenen vier Jahren gut gemacht, was kann in Zukunft verbessert werden?

Dies ist als noch Außenstehender schwer zu beurteilen und nicht vergleichbar, da es die erste Amtszeit dieses Gremiums ist. Ich finde das Team hat insgesamt überzeugt und ist breit diversifiziert mit guten Sach- & Fachkenntnissen in den 3 Sparten.

Welche Schwerpunkte und Themen wollen Sie in den kommenden vier Jahren im Vereinsbeirat bearbeiten?

  • Über allem steht ein enger Austausch mit den Mitgliedern und die Vertretung Ihrer Interessen.
  • Wichtiges Ziel ist es den e.V. langfristig auf finanziell gesunde Beine zu stellen. Der Grundlagenvertrag zwischen e.V. und AG muss neu verhandelt werden, mit deutlich besseren Konditionen und Dienstleistungen für unseren Verein. Dazu gehören auch die Rechte der Mutter (e.V.) gegenüber ihrer Tochter (AG).
  • Transparenz der wirtschaftlichen Situation gegenüber unseren Mitgliedern verbessern, z.B. mit der Veröffentlichung von quartalsweisen Kennzahlen.
  • Aktive Beratung/Unterstützung des Präsidenten und des Präsidiums in allen wirtschaftlichen Themen und als Vorbereitung für anstehende Aufsichtsratssitzungen der AG.
  • Unseren VfB gesellschaftlich weiter in der Region und darüber hinaus als feste Größe verankern und als Vorzeigemodell einer guten Club Führung mit festen Werten etablieren.
  • Mitgliedergewinnung mit Schwerpunkt auf Kinder/Jugendliche, um langfristig den Erfolg und die Marke VfB zu sichern.
  • Einbringen von Sponsoren & Investoren aus meinem umfassenden Netzwerk.
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https://nachspielzeit.online/2021/07/14/vereinsbeirat-2021/feed/ 2 3358
Die verlorene Saison https://nachspielzeit.online/2021/05/24/die-verlorene-saison/ https://nachspielzeit.online/2021/05/24/die-verlorene-saison/#comments Sun, 23 May 2021 22:26:25 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=3210 Es ist mal wieder Zeit für meinen höchst persönlichen Rückblick auf die jetzt abgelaufene Saison. Wie immer werdet Ihr nichts über Spiele, Taktiken und Ergebnisse lesen, das gibt es anderswo viel besser. Dafür versuche ich aber einen (nicht abschließenden und allumfassenden) Einblick darin zu geben, warum es für mich insgesamt eine verlorene Saison ist.

Patient Profifußball

Der Profi-Fußball ist in Zeiten der Pandemie wie der schwer Erkrankte, der mühsam versucht eine Fassade aufrechtzuerhalten in dem vollen Wissen, dass es gar nicht gut um ihn steht. Man tut als sei alles normal und doch sind eigentlich für jeden die zunehmend weiter aufklaffenden Risse deutlich erkennbar.

Und so ziehen die Stadionsprecher weiter ihre Show durch, auch wenn das gesamte Publikum das Spiel in den heimischen vier Wänden nur aus der Konserve konsumieren kann. Wo man vor dem TV noch versucht so etwas wie Emotion aufzubauen, während das Rumgebrülle von Spielern und Trainern einfach nur noch nervt. Profi-Fußball funktioniert für mich nicht ohne das regelmäßige Stadion-Erlebnis oder die Emotionen der Fans bei TV-Übertragungen. Funktioniert nicht ohne den persönlichen Kontakt zu Menschen, die auch zu so einem Spieltag mit dazugehören. Die gemeinsame Freude (und auch den gemeinsamen Ärger) kann halt kein Tweet oder eine Videokonferenz ersetzen. Ein Torjubel in 240 Zeichen ist halt einfach nichts im Vergleich zum echten Erleben. Diese fehlende persönliche Verbindung zu allem rund um den Fußball, hat bei mir deutlich zu Veränderungen in der Wahrnehmung und Priorität dieses Hobbies geführt.

Der Profi-Fußball leidet im übertragenen Sinne nicht nur an den Beinen, sondern ganz tatsächlich auch am Kopf. Wenn ich mir über die letzten Monate so DFB und DFL anschaue, dann scheinen da einigen Synapsen nicht mehr ganz richtig verbunden zu sein. Insbesondere das limbische System scheint da wild zu feuern und vor allem Angst, Hass und Wut zu produzieren.

Die DFL hat ihre Angst zu Beginn der Pandemie in den Begriff „Demut“ kanalisiert und in Person von Christian Seifert sehr staatstragend darüber gesprochen, dass die Analyse der Situation gezeigt habe, dass es nun aber wirklich zu nachhaltigen Veränderungen im Profi-Fußball kommen müssen und die DFL sich selbstverständlich sehr eingehend mit den notwendigen Ansätzen beschäftigen werde. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde die Taskforce „Zukunft Profifußball“ geboren, in der eine diverse Gruppe von Menschen fortan in mehreren Treffen Maßnahmen erarbeiten sollte, um die Veränderungen anzustoßen. Vonseiten der Fans hatte sich dazu bereits im Frühsommer 2020 eine vereins- und ligenübergreifende Gruppe zusammengefunden, die letztendlich mit vier detailliert ausgearbeiteten Konzepten in die Taskforce-Runden gegangen sind, um dort die Standpunkte vieler Fans und Fanorganisationen zu vertreten. Inwieweit die DFL wirklich mit den Ergebnissen der Taskforce arbeiten möchte ist mir persönlich immer noch nicht klar, dass aber auch nach über 100 Tagen nach Abschluss der Gespräche noch nichts weiter erfolgt ist, deutet schon in eine gewisse Richtung. Und die (öffentlich nicht zugängliche) Antwort der DFL auf den offenen Brief, setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf. Unfassbar arroganter Haufen da im Elfenbeinturm.

Immerhin kann die DFL für sich in Anspruch nehmen, dass man den Laden einigermaßen zusammengehalten hat, während beim DFB nach und nach alle Dämme gebrochen sind. Eigentlich spotten die Vorgänge beim größten Verband aller Beschreibung, nur leider hat man Varianten davon in diesem Jahr auch in Stuttgart beobachten müssen. Der DFB ist allerdings im Gegensatz zum VfB nun an eine Punkt angekommen, an dem es eigentlich gar nicht mehr weitergehen kann, wenn man sich nicht für eine radikale Lösung entscheidet und Veränderungen nachhaltig anstößt. Im vergangenen Jahr hatte ich im Rahmen von Zukunft Profifussball die Möglichkeit an einer Diskussion beim DFB teilzunehmen. In der großen Runde saßen meinem Eindruck nach durchaus einige Personen, die sehr motiviert an ihre Aufgaben herangehen und auch etwas verändern wollen. Leider war in dieser Runde allerdings mit Dr. Rainer Koch auch ein altgedientes Schlachtross der Verbandsarbeit zugegen, der nicht nur nach und nach die ganze Veranstaltung an sich gezogen hat, sondern mit seinem „Ich würde ja gerne, aber …“ auch das letzte zart sprießende Pflänzchen an Weiterentwicklung hat verdorren lassen. Dass dieser Herr nun schon wieder den DFB führen darf, ist mir von der Sache her komplett unverständlich. Aber wir wissen doch auch alle, wie das mit der Spinne und dem Netz ist …

Rasselbande

Es gab aber auch Lichtblicke und die oft sehr erfrischend aufspielenden Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo war einer davon. Insbesondere hat es wirklich Spaß gemacht, allen Beteiligten bei der Entwicklung zuzusehen, auch wenn man manchmal doch einiges an Geduld aufbringen musste. Einer der Höhepunkte war ganz bestimmt das 5:1 gegen den BVB, das nicht nur absolut verdient aber vor allem auch schon fast rauschhaft herausgespielt war. An diesem Abend haben die Jungs auf dem Platz gezeigt, was sie nicht nur individuell können, sondern auch wozu sie all Mannschaft in der Lage sind. Dass am Ende nun der nie gefährdete Klassenerhalt steht, ist Zeugnis dieser tollen Saison. Noch mehr freut mich aber, dass der VfB es nach langer Zeit mal wieder geschafft hat, mit ein und demselben Trainer die Saison zu beginnen und auch zu beenden! Ich mag die (zumindest nach außen hin zur Schau gestellte) ruhige und sachliche Art des Trainers, der viele Dinge lieber analytisch angeht, als große Rede zu schwingen. Dass er mitunter aber durchaus auch ein schlummernder Vulkan sein kann, hat sich das ein oder andere Mal dann ja auch am Spielfeldrand gezeigt. Und nicht zuletzt müssen natürlich mit Sven Mislintat und Thomas Hitzlsperger die Personen genannt werden, die den Rahmen für diese tolle Entwicklung schaffen. Allen gebührt ein herzlicher Glückwunsch zu dieser sportlich so erfolgreichen Saison!

Die Vertreibung aus dem Paradies

Die Älteren werden sich erinnern, 2020 war der überwiegende Teil der VfB Fans und Mitglieder der Auffassung, dass nach Jahren der Unruhe endlich wieder so etwas wie Normalität eingekehrt sei. Nicht nur machte die Mannschaft Spaß, auch Präsident und Vorstandsvorsitzender gaben jeweils in ihrem Bereich eine gute Figur ab. Thomas Hitzlsperger erhielt sogar das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement und als Mitglied und Fan konnte man ein kleines bisschen stolz sein. Die geschundenen Seelen der VfB hatten nach den Querelen der Dietrich-Jahre aber auch wirklich eine Erholung verdient.

Nun hatte man es verschiedentlich schon in den Wochen und Monaten zuvor rumoren hören, das war aber nie konkret genug, um einen auf den Tiefschlag vorzubereiten, den der offene Brief von Thomas Hitzlsperger und alle nachfolgenden Ereignisse zumindest mir versetzt haben. Bis heute konnte mir noch niemand glaubhaft erklären, was wirklich die Motivation hinter diesem Brief war (auch nicht Thomas selbst). Deutlich geworden ist in der Folgezeit allerdings, dass das wohl angestrebten Ziel, Claus Vogt mit einem Schuss zu erledigen, ganz und gar nicht erreicht werden konnte. Da hat wohl niemand bei der Planung damit gerechnet, dass Vogt am Ende mehr Rückgrat und Durchhaltewillen beweisen würde und auch gegen den (nicht zu Unrecht) sehr beliebten Thomas Hitzlsperger sehr, sehr viel Unterstützung erhalten würde. Oder dass selbst alle denkbaren vereinspolitischen und juristischen Winkelzüge diesem Putsch nicht zum Erfolg verhelfen würden. Das spricht nicht nur für eine völlige Verkennung der Realität, sondern auch für die zunehmende Verzweiflung, mit der die Aufklärung des Datenskandals (darum ging es ganz ursprünglich, man kann es leicht vergessen) verhindert oder doch zumindest verschleppt werden sollte. Noch jetzt werde ich den Eindruck nicht los, dass manch (ehemals) Verantwortlicher beim VfB panisch versucht haben muss, eigenes Fehlverhalten zu vertuschen und wie ein in die Ecke gedrängter Hund wild um sich gebissen hat. Sofern sie sich schon durchgesetzt hat, muss die Erkenntnis, dass all die über Jahre etablierten Mechanismen nicht mehr funktionieren, Einige hart getroffen haben. Mitleid habe ich da aber natürlich keines und bin nur gespannt, wie sich das alles nach den Wahlen auf der kommenden Mitgliederversammlung entwickeln wird.

Jump on board the Hypetrain

Die ersten drei Monate diesen Jahres waren auch für mich persönlich auf ganz unterschiedliche Weise herausfordernd. Der Antrag auf Satzungsänderung hat Dinge ins Rollen gebracht, mit denen ich so vorher nicht gerechnet hatte. Viele positive Dinge, aber auch negative Begleiterscheinungen.

Manche wissen vielleicht, dass ich mich im vergangenen Jahr in der Initiative „Zukunft Profifußball“ engagiert habe und dort am Papier der Arbeitsgruppe „Vereine als demokratische Basis“ mitgeschrieben habe. In dieser Phase habe ich mich sehr viel mit der Teilhabe von Mitgliedern und Fans an Profi-Vereinen beschäftigt und mir angeschaut, wie das so im deutschen Fußball an den verschiedenen Standorten gemacht wird. Mit dieser Vorgeschichte und dem Wissen um die wirklich schlecht ausgearbeitete Satzung des VfB bin ich natürlich äußerst aufmerksam geworden, als Thomas Hitzlsperger seine Kandidatur bekannt gegeben hat und damit potenziell etwas auf den Weg gebracht hat, was meinem Verständnis von Demokratie und Unabhängigkeit im Verein komplett zuwider spricht. Der daraufhin formulierte Antrag auf Satzungsänderung war allerdings nie gegen Thomas Hitzlsperger persönlich, sondern einzig auf einer der vielen Schwachstellen in der Satzung gerichtet, die so ein Szenario möglich machen. Ich bin froh, dass ich das Thomas auch selbst sagen konnte und er das auch angenommen hat.

In der Sache bin ich aber auch weiterhin voll davon überzeugt und stehe dazu, dass die Satzung in diesem Punkt unbedingt geändert werden muss. Das war für mich auch die Motivation, nicht nur den Antrag zu veröffentlichen, sondern auch in eine Diskussion darüber zu gehen. Aus meiner Sicht war es dazu (und ist es noch heute) hilfreich, diese Diskussion möglichst breit zu führen, was mich letztendlich dann auch dazu bewogen hat, in diesen Wochen sehr viele Interviews zu führen und mein Anliegen zu erklären. Mit eigentlich nur einer Ausnahme habe ich dabei gute Erfahrungen gemacht, das lief immer fair und offen ab. Und meine deutliche Kritik an dieser eine Ausnahme wurde dann in sehr guter Weise aufgenommen und korrigiert.

Musste ich mich auch als Selbstdarsteller beschimpfen lassen? Als willfährige Marionette von Claus Vogt? Wurden Aussagen bewusst falsch dargestellt oder interpretiert? Irgendwelche Dinge aus der Vergangenheit herausgekramt in der Absicht mich zu verletzen oder bloßzustellen? Ja, das ist passiert und ich kann nicht sagen, dass das spurlos an mir vorbeigegangen ist. Dazu bin ich dann doch offensichtlich nicht Medienprofi genug.

Ich bitte, das nicht falsch zu verstehen, ich möchte mich gar nicht beschweren. Ganz überwiegend habe ich viel Zuspruch und positives Feedback bekommen und das hat mir wirklich geholfen! Vielen Dank allen dafür! Ich konnte ganz sachlich über alle möglichen Dinge betreffend den VfB diskutieren und bei Fragen weiterhelfen. Das hat Spaß gemacht. Und natürlich habe ich mich selbst in die Situation begeben, wenn auch vielleicht teilweise etwas blauäugig. Man lernt eben nie aus und muss nur die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Einer dieser Schlüsse war, mich nach reiflicher Überlegung nicht für den Vereinsbeirat zu bewerben. Ich biete dem VfB gerne meine Mitarbeit bei inhaltlichen Themen an, aber ein Amt ist in dieser Situation nicht das Richtige für mich.

Was bleibt?

Der VfB kann sportlich richtig Spaß machen! Nach vielen Jahren der fußballerischen Hausmannskost durften wir Fans in dieser Spielzeit teilweise wieder mal richtig begeisternden Fußball erleben. Natürlich gab es auch Talsohlen, die zu durchschreiten waren (und mich mitunter durchaus genervt haben). Aber insgesamt ist es wirklich eine Freude, Mannschaft und Trainer bei deren Entwicklung zuschauen zu dürfen. Dafür gebührt der Dank nicht nur den Aktiven, sondern natürlich auch dem Team hinter dem Team!

Zur Wahrheit gehört für mich persönlich aber auch, dass mir das unmittelbaren Erleben so sehr fehlt, dass ich mich in dieser Saison vom Fußball allgemein aber auch in Teilen vom VfB entfernt habe. Der TV-Bildschirm wird niemals das Gefühl ersetzen können, dass man rund um und während eines Spiels im Stadion hat. Das Auf und Ab der Emotionen gehört zum Fußball nun mal dazu und ist mehr als eine Tonspur im Fernsehen. Ich hoffe nur, dass diese Entwicklung nicht schon unumkehrbar ist.

Außerdem bin ich auch zu der Erkenntnis gekommen, dass ich den VfB in gewissen Phasen auch mal weiter von mir wegschieben können muss. Wo der Verein, bei aller Begeisterung, nicht einen Großteil des Tages einnimmt und andere Dinge einfach wichtiger sind. Für mich ein weiteres Argument gegen ein Amt im Verein. Die Querelen beim VfB in diesem Jahr haben auch ein bisschen was bei mir kaputt gemacht, da muss glaube ich einige Zeit vergehen, bis das wieder geheilt ist.

Die gesamte Corona-Situation mit all ihren Begleiterscheinungen ist sicherlich auch ein Faktor, aber auch die Entwicklung des Profifußballs ganz allgemein führt dazu, dass mir Dinge sehr fremd geworden sind und so die abgelaufene Saison für mich eine verlorene ist. Das Schlimme: Ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin und je mehr sich dieses Gefühl breit macht, desto größer wird die Herausforderung für alle Akteure im Profifußball. Und auch in diesem Punkt ist meine Hoffnung nicht gerade überschäumend.

Jetzt oder nie

Auf Jahre hinaus haben wir Mitglieder vielleicht das letzte Mal die Chance, den VfB in die richtige Richtung zu lenken. Was nun „richtig“ bedeutet mag unterschiedlich betrachtet werden, für mich ist es aber ganz klar die Wahl von Personen, die als oberstes Ziel ganz glaubwürdig das Wohlergehen des Vereins und dessen Mitglieder verfolgen und nicht eigenes Ansehen, Schulterklopfen und den Willen nach Macht voranstellen. Personen, die durchaus unterschiedliche Vorstellungen vom Weg zu diesem Ziel haben, dies aber in einer dem Verein zuträglichen Weise diskutieren und erreichen wollen. Und ja, man darf auch mal unterschiedlicher Meinung sein, denn der Wettstreit der Ideen führt idealerweise immer zu einem besseren Endergebnis (es sollte definitiv nicht eine Seilschaft durch eine andere ersetzt werden!). Personen wie Porth, Gaiser, Mutschler, Erhard und Konsorten möchte ich nirgendwo mehr beim VfB sehen und auch die Strippenzieher bzw. Marionettenspieler im Umfeld sollen sich wieder auf die Spende für die Jugend konzentrieren und sich ansonsten raushalten.

Am 18. Juli haben wir Mitglieder die Wahl, wir sollten diese vielleicht letzte Möglichkeit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Und auch wenn wir bis dahin sicherlich noch mehrfach die hässliche Fratze der alten Seilschaften sehen werden, dürfen wir nicht vergessen, dass diese Personen Relikte der Vergangenheit und nicht die Zukunft des VfB sind.

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Satzungsimpulse https://nachspielzeit.online/2021/04/02/satzungsimpulse/ https://nachspielzeit.online/2021/04/02/satzungsimpulse/#comments Fri, 02 Apr 2021 15:00:00 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=3182 Die Satzung des VfB Stuttgart e.V. ist ein über Jahre gewachsenes Konglomerat aus Paragrafen, die im Zuge der Ausgliederung weiter verschlimmbessert wurde. Dies sieht man glücklicherweise auch beim VfB wohl so und hat zur Überarbeitung der Satzung eine Kommission eingesetzt, die nun schon seit einigen Monaten an der Satzung arbeitet. Besonders die Ereignisse der ersten Wochen in diesem Jahr haben mich dazu motiviert, mir ebenfalls weitere Gedanken zur Satzung zu machen und so habe ich Anfang März der Satzungskommission einige Impulse zu Diskussion zukommen lassen. Diese möchte ich in Auszügen im Folgenden dokumentieren.


Die Satzung des VfB Stuttgart e.V. bedarf einer Überarbeitung, das haben nicht zuletzt die vergangenen Wochen mehr als deutlich gezeigt. Umso mehr unterstützte ich die Arbeit der Kommission innerhalb des VfB, die sich mit einer Neufassung der Satzung beschäftigt. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen und ein paar Gedanken und Impulse zur Diskussion innerhalb der Arbeitsgruppe zu teilen.


Mein Ziel ist es dabei nicht, die Satzung komplett neu zu schreiben oder für alle Aspekte konkrete Formulierungen vorzuschlagen. Vielmehr geht es mir dabei um Themen, die meiner Auffassung nach in einer zukünftigen Fassung Berücksichtigung finden sollten. Ich habe einige Themenfelder identifiziert, die ich im Folgenden betrachten und teilweise mit Vorschlägen näher erläutern will. Einige Dinge sind auf eine kurzfristige Umsetzung ausgelegt, andere müssen sicherlich aufgrund ihres Umfanges und Komplexität eher mittel- und langfristig betrachtet werden.

Gesellschaftliche Verantwortung

Der VfB Stuttgart ist der größte Verein in Baden-Württemberg und hat auch über die Stadtgrenzen Stuttgarts hinaus eine nicht zu unterschätzende Strahlkraft. Dieser gesellschaftlich wichtigen Rolle sollte der VfB sowohl in seiner Außendarstellung als auch dem konkreten Handeln gerecht werden. Erfreulicherweise konnten hier im letzten Jahr schon einige Fortschritte erzielt werden, egal ob es um Inklusion im Rahmen von VfBfairplay, die Unterstützung des Behindertensports oder das Bekenntnis zur Gleichheit aller Menschen (Regenbogen-Trikot) geht. Dies sollte auch in der Satzung reflektiert werden, eine entsprechend ausformulierte Präambel würde sich anbieten. Eine Formulierung könnte zum Beispiel lauten:

„Der VfB Stuttgart e.V. blickt seit seiner Gründung im Jahre 1893 auf eine lange Tradition zurück. Wir sind stolz auf diese Tradition und begreifen diese als wertvollen Bestandteil unseres Selbstverständnisses als einer der größten Sportvereine in Baden-Württemberg und Deutschland. Gleichzeitig ist unsere Tradition aber auch Auftrag und Verpflichtung, den VfB Stuttgart mit Blick auf die Zukunft in einem sich verändernden Umfeld beständig weiterzuentwickeln.
Der VfB Stuttgart bekennt sich zur Gleichheit aller Menschen, unabhängig von deren Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, Sprache, Religion oder sexuellen Orientierung und fördert Toleranz und Respekt im gegenseitigen Miteinander. Der VfB ist parteipolitisch neutral und vertritt die Werte der freiheitlichen demokratischen Grundordnung.“

Alternativ könnte auch darüber nachgedacht werden, eine entsprechende Formulierung in §1 der Satzung zu verankern.
Auch ein Hinweis auf die Verwendung der männlichen Form aufgrund der besseren Lesbarkeit sollte ergänzt werden. Noch besser wäre natürlich, wenn man im gesamten Text eine neutrale Form verwendet, sofern es hier keine rechtlichen Bedenken gibt (weil z.B. noch nicht alle Schreibweisen in den Duden aufgenommen wurden und daher nicht der offiziellen deutschen Rechtschreibung entsprechen)

Formale Ausgestaltung der Satzung

  • Die Satzung des VfB sollte so geschrieben sein, dass möglichst vielen Mitgliedern der Zugang zu deren Inhalten und das Verständnis der Regelungen möglich sind. Dies kann Hürden abbauen und mehr Mitglieder dazu motivieren, sich mit der Satzung zu beschäftigen.
  • Zudem sollte eine Vereinfachung und Konkretisierung weniger Interpretationsspielraum zulassen und so die Organe des Vereins und die jeweils handelnden Personen in der Entscheidungsfindung unterstützen.
  • Eine Verbesserung kann erreicht werden durch: Vereinfachung des Satzbaus, Vermeidung von komplexen Konditionalsätzen sowie einer übersichtlicheren Formatierung des Textes. Ein Beispiel:

Formulierung aktuell / aus §16, Absatz 3 b)

bb) Der vorgeschlagene Kandidat muss Vereinsmitglied sein und muss zum Zeitpunkt der Mitgliederversammlung das fünfunddreißigste Lebensjahr, darf aber noch nicht das fünfundsiebzigste Lebensjahr vollendet haben.

cc) Der Vorschlag muss qualifizierte Bewerbungsunterlagen des Kandidaten, insbesondere Nachweise darüber enthalten, dass der vorgeschlagene Kandidat über eine mindestens zehnjährige Erfahrung in wirtschaftlichen Angelegenheiten in einer hohen Managementposition oder in einer vergleichbaren Führungsposition und/oder im aktiven Leistungssport verfügt.

Vorschlag

Vorgeschlagene Kandidat:innen müssen alle folgenden Voraussetzungen erfüllen:


– Bestehende, mindestens 10 jährige ununterbrochene Mitgliedschaft im VfB Stuttgart e.V.
– Alter zum Zeitpunkt der Wahl zwischen 35 und 70 Jahren

Zudem müssen mit der Übergabe qualifizierter Bewerbungsunterlagen Erfahrung in mindestens einem der folgenden Aspekte nachgewiesen werden:

– 10 Jahre Erfahrung in einer hohen Managementposition in der freien Wirtschaft
– 10 Jahre Erfahrung in einer dem Präsidentenamt vergleichbaren Führungsposition in Kultur, Wissenschaft oder Politik
– 10 Jahre Erfahrung in einer hohen Führungsposition im aktiven Leistungssport
– 10 Jahre Erfahrung als aktiver Leistungssportler

(In diesem Vorschlag habe ich eine aus meiner Sicht überfällige Anpassung der notwendigen Vereinszugehörigkeit auf 10 Jahre eingearbeitet und dazu das Höchstalter auf 70 Jahre herabgesetzt.)

  • Die Aufgaben und Zuständigkeiten der Mitglieder der Gremien müssen über öffentlich einsehbare Stellenbeschreibungen konkret definiert werden, die dann in der Satzung referenziert werden.
  • Der besseren Zugänglichkeit für alle Interessierten könnte es auch helfen, wenn man wichtige Themen aus der Satzung nochmal in einem eigenen Bereich („Häufig gestellte Satzungsfragen“) aufnimmt und dort auch für rechtliche Laien entsprechend erklärt und zum Beispiel mit Infografiken visualisiert.

Gremien und Organe

Verhältnis von e.V. und AG

  • Grundsätzlich sollte das Verhältnis von e.V. und der zugehörigen AG sauber getrennt werden. Hier verweise ich an erster Stelle zum Beispiel auf meinen Antrag auf Satzungsänderung vom 03.01.2021, nach dem ein Mitglied des Präsidiums oder Vereinsbeirates keine Position in der VfB AG innehaben darf (Ausnahme: Vertretung des e.V. im Aufsichtsrat der AG).
  • Die Präsidentin/der Präsident muss immer Vorsitzende:r des Aufsichtsrates der VfB AG sein. Sollte die gewählte Personen verhindert sein, wird diese zwingen immer von einer anderen Person aus dem Präsidium des e.V. vertreten.
  • Die letzten Wochen und Monate haben gezeigt, dass beim VfB Leitplanken in der Zusammenarbeit zwischen e.V. und AG fehlen. Diese können nicht alleine in der Satzung des e.V. niedergeschrieben werden, auch die Satzung der AG und ggf. die bestehenden Grundlagenverträge müssten angepasst werden. Dennoch würde ich vorschlagen, ein paar Zuständigkeiten bzw. Aufgaben der Vertreter des e.V. in der AG zumindest grob zu umreißen. Möglicherweise ist die Satzung dafür nicht das richtige Dokument und es muss hier eine andere Form gefunden werden. Schlussendlich sollte dies dann aber auf jeden Fall transparent den Mitgliedern kenntlich gemacht werden, denn schließlich ist die Arbeit in der AG auch ein Kriterium, nachdem eine Entlastung und ggf. Wiederwahl der betreffenden Personen bewertet werden sollte. Zudem hilft es auch den jeweils Handelnden, wenn hier Klarheit über die Zuständigkeiten und deren Möglichkeiten und Grenzen herrschen. Ein Beispiel wäre die Festlegung, dass Beschlüsse innerhalb des Präsidiums ohne Rücksprache mit z.B. dem Aufsichtsrat der AG getroffen werden.

„Dynamischere“ Strukturen

  • Der Vorsitz innerhalb des Vereinsbeirates wechselt nach der Hälfte der regulären Amtsperiode (abweichende Zeiträume aufgrund von Nachwahlen werden nicht berücksichtigt). Dabei wählt der Vereinsbeirat dann eine neue Vorsitzende/einen neuen Vorsitzenden aus den eigenen Reihen, eine Wiederwahl der/des bisherigen Amtsinhaber:in ist ausgeschlossen. Diese Regelung soll ermöglichen, dass durch den Wechsel des Vorsitzes neue Impulse in der Arbeit des Vereinsbeirates gesetzt werden können.
  • Im Prozess der Nominierung von Kandidat:innen für das Präsidium wird der Vereinsbeirat zukünftig von zwei Vertreter:innen eines geeigneten „Organs“ der Mitglieder/Fans unterstützt (z.B. Fan-Ausschuss, langfristig möglicherweise Fan-Abteilung). Diese Personen haben dasselbe Stimmrecht wie die Vereinsbeiräte und nehmen an allen für die Nominierung relevanten Sitzungen und Entscheidungsfindungen teil. Dies ermöglicht Mitgliedern/Fans eine direktere Teilhabe am Entscheidungsprozess und vermindert dazu mögliche Wechselwirkungen bei den Nominierungen zwischen Präsidium und Vereinsbeirat.
  • Gemäß der aktuellen Fassung der Satzung können bei der Nominierung von Personen für Präsidium und Vereinsbeirat Zirkelbezüge entstehen, da jeweils gegenseitig aufgestellt wird. Dies kann durch die o.g. Hinzunahme von Mitgliedern des Fan-Ausschusses in Bezug auf die Präsidentschaftswahl abgemildert werden, zusätzlich würde ich aber auch anregen, über eine Veränderung der Amtszeiten nachzudenken und so zumindest das Aufeinanderfallen von gleichzeitig stattfindenden Wahlen für die Organe zu minimieren. So wäre zum Beispiel denkbar, die Amtszeit der Präsidentin/des Präsidenten auf fünf Jahre zu verlängern und gleichzeitig den Vereinsbeirat bei 4 Jahren zu belassen. Mit einer solchen Veränderung könnte auch eine Begrenzung der Amtsperioden einhergehen, zum Beispiel auf maximal 3 Amtszeiten.
  • Ein weiterer Ansatz könnte sein, den Vereinsbeirat aufzuteilen und jeweils zu unterschiedlichen Zeitpunkten für die jeweiligen Amtsperioden zu wählen (z.B. Gruppe A zu Zeitpunkt X, Gruppe B zu Zeitpunkt X+2 Jahre). Mir ist bewusst, dass dies organisatorische Aufwände verursachen und auch in der Gremienarbeit zunächst zu gewissen Unruhen führen kann. Ich denke aber, dass sich dies über Zeit relativ schnell ausgleichen wird.

Wahlen, Abstimmungen und Fristen

  • Die für Ämter in den Organen des e.V. nominierten Personen müssen ohne Ausnahme spätestens 5 Wochen vor deren möglicher Wahl auf einer Mitgliederversammlung den Mitgliedern (mit der Zusendung der schriftlichen Einladung) bekannt gemacht werden. Dies gewährleistet zum einen, dass sich die Mitglieder mit den Personen beschäftigen und ein Bild von deren Kompetenzen und inhaltlichen Ansätzen gewinnen können. Zum anderen bekommen so die Nominierten ebenfalls genug Zeit für deren eigene Vorstellung bei den Mitgliedern („Wahlkampf“).
  • Die amtierende Präsidentin/der amtierende Präsident muss nach Ablauf der Amtszeit erneut zur Wahl aufgestellt werden und tritt dann gegen weitere nominierte Kandidat:innen an. Ausnahmen sind hier explizites Fehlverhalten der jeweiligen Person oder deren eigener Will, nicht erneut zur Wahl anzutreten. Soweit mir bekannt ist, liegen bereits Anträge auf Satzungsänderung in diese Richtung vor.
  • Die Zahl der möglichen Nominierungen des Vereinsbeirates für das Amt der Präsidentin/des Präsidenten wird auf drei Personen erhöht.
  • Das Mindestalter für Wahlen wird auf 16 Jahre herabgesetzt. Dies fördert die Demokratie innerhalb des Vereins und schafft so auch für jüngere Menschen Anreize, sich mit Belangen des VfB zu befassen.
  • Eine „lebenslange Mitgliedschaft“ beim VfB ermöglicht zusätzlich zu den schon heute genannten Kriterien eine Bewerbung für den Vereinsbeirat in der Säule „Mitglieder & Fans“.
  • Anträge auf Schluss der Debatte können nur mit einer Mehrheit von drei Vierteln der abgegebenen Stimmen beschlossen werden.
  • Wo immer möglich, sollte im Schriftverkehr mit den Mitgliedern auf eingeschriebene Brief verzichtet und stattdessen die einfachere, elektronische Form (E-Mail) gewählt werden (zum Beispiel bei einer Kündigung der Mitgliedschaft). Dies hat nebenbei auch einen positive Auswirkung auf die Umwelt.

Gerne kann über diese Ansätze diskutiert werden, auch kontrovers. Dabei bitte ich nur zu bedenken, dass zum einen keine rechtliche Prüfung erfolgt ist (der manches vielleicht nicht standhalten würde) und es sich hier zum anderen um dem VfB völlig unverbindlich überlassene Ideen handelt, die zwar in die Diskussion mit einfließen können, aber mitnichten in irgendeiner Art und Weise dann tatsächlich umgesetzt werden müssen. Dies zu entscheiden obliegt zunächst der Satzungskommission und schlussendlich natürlich der Mitgliederversammlung als oberstem Vereinsorgan, sollte davon etwas zur Abstimmung gelangen. Ich habe es aber schlicht als meine persönliche Pflicht als Mitglied empfunden, diese Möglichkeit zu nutzen und einen kleinen Beitrag zur Weiterentwicklung des VfB zu einem modernen Verein zu leisten. Und dabei Manches vielleicht auch etwas „radikaler“ zu denken …

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Satzungsänderungsanpassung https://nachspielzeit.online/2021/03/12/satzungsaenderungsanpassung/ https://nachspielzeit.online/2021/03/12/satzungsaenderungsanpassung/#comments Fri, 12 Mar 2021 19:34:53 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=3154 Ich habe dem VfB in den vergangenen Tagen eine Anpassung meines Antrages auf Satzungsänderung zukommen lassen. Im Folgenden möchte ich diese im Sinne der Transparenz veröffentlichen und die zugrundeliegende Motivation erläutern.

Der Wortlaut der Satzungsänderung wurde um die Worte „[…] und des Vereinsbeirats“ ergänzt und lautet nun vollständig wie folgt.

„8. Mitglieder der in Abs. 1 b), c) definierten Organe des VfB Stuttgart 1893 e.V. dürfen keine ehrenamtliche oder bezahlte Tätigkeit oder Funktion innerhalb der VfB Stuttgart 1893 AG und deren Tochtergesellschaften ausüben. Ausgenommen hiervon ist die Vertretung des e.V. im Aufsichtsrat der AG durch Mitglieder des Präsidiums und des Vereinsbeirats.“

Warum habe ich mich nun zu dieser Anpassung entschlossen?

Wie schon im ursprünglichen Antrag begründet, möchte ich mit dieser Ergänzung der Satzung nicht nur eine klare Trennung zwischen e.V. und AG erreichen, sondern auch die Rechte von uns Mitgliedern stärken. Der Aufsichtsrat der AG ist eines der Gremien, auf das die Mitglieder nur mittelbaren Einfluss haben, der aber immerhin doch vorhanden ist nämlich durch die Wahl des Präsidiums, das wiederum über die Besetzung des AR mit entscheidet. Der e.V. und seine Mitglieder sind meiner Meinung nach bisher aber in diesem Gremium unterrepräsentiert und sollten dort im Sinne einer ausgewogenen Besetzung und Berücksichtigung aller Interessen (ja, diese schließen auch Investoren und Sponsoren mit ein) mehr Gewicht bekommen.

Aus Sicht der Mitglieder ist es meiner Meinung nach am besten, wenn vom Verein Personen in den Aufsichtsrat entsandt werden, die durch eine Wahl legitimiert und nicht nur einfach wenig transparent bestimmt worden sind. Somit erhalten wir uns ein gewisses (mittelbares) Mitsprachrecht und die dann im AR tätigen Personen können auf die Unterstützung durch die Mitglieder zählen. Nicht zuletzt gibt es bei Entlastungen und (Wieder-) Wahlen dann auch für die Mitgliedschaft die Möglichkeit, die Arbeit der jeweiligen Person durch das Stimmverhalten zu bewerten. Um den Pool der verfügbaren Personen im e.V. für ein Amt im Aufsichtsrat zu erweitern, habe ich nun den Vereinsbeirat mit in die Formulierung aufgenommen.

Wir Mitglieder wählen Präsidium und Vereinsbeirat und können so die Arbeit im Verein aber auch im Aufsichtsrat beeinflussen. Wir können Entlastungen erteilen oder verweigern, Personen erneut wählen oder eben nicht und sogar Abwahlanträge stellen, wenn die Arbeit komplett daneben ist. Im Rahmen der satzungsgemäßen Möglichkeiten haben wir also einige Instrumente an der Hand, um dem Willen einer Mehrheit der Mitgliedschaft auch in diesem Kontrollorgan der AG entsprechend Gewicht zu verleihen.

Für die Zukunft würde ich mir zusätzlich noch wünschen, dass eine Fan- und Mitgliederabteilung etabliert werden könnte, die über ihre Strukturen und Wahlen dann ebenfalls Mitglieder in die Gremien entsenden würde und so noch stärker die Stimme der Fans und Mitglieder vertreten könnte.

Der Vollständigkeit halber sollte an dieser Stelle allerdings auch erwähnt werden, dass die Entsendung von Vereinsbeirät:innen in den Aufsichtsrat bisher nicht vorgesehen ist und lediglich in verschiedenen Diskussionen aufgekommen ist. Möglicherweise wird der Vereinsbeirat auch in Zukunft nicht Teil des Aufsichtsrates sein, allerdings möchte ich dies durch eine zu enge Formulierung in meinem Satzungsänderungsantrag auch nicht unmöglich machen.

Update 01.06.2021: Um arbeitsrechtlichen Komplikationen aus dem Weg zu gehen, habe ich eine erneute Anpassung des Antrages vorgenommen und den Wortlaut verändert:

Antrag Satzungsänderung VfB _01062021

„8. Mitglied eines der in Absatz 1 b), c) definierten Organe des VfB Stuttgart 1893 e.V. kann nicht sein, wer eine ehrenamtliche oder bezahlte Tätigkeit oder Funktion innerhalb der VfB Stuttgart 1893 AG oder deren Tochtergesellschaften ausübt. Ausgenommen hiervon ist die Vertretung des VfB Stuttgart 1893 e.V. im Aufsichtsrat der VfB Stuttgart 1893 AG durch Mitglieder des Präsidiums und des Vereinsbeirats.“

Zudem habe ich den letzten Absatz gestrichen, da dieser mit veränderter Konstellation im Präsidium nicht mehr notwendig ist.

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