NACHSPIELZEIT

Nachfolgend meine Rede auf der Mitgliederversammlung des VfB Stuttgart 1893 e.V. vom 18. Juli 2021.


Hallo alle zusammen,

Man mag es in den letzten Wochen und Monaten vielleicht etwas aus den Augen verloren haben, aber es gibt tatsächlich einiges Positives über unseren VfB zu berichten. Zwei Dinge möchte ich herausheben.

Da ist zum einen natürlich die grandios entspannte und somit erfolgreiche Saison unsere Profis. Herzlichen Glückwunsch an Mannschaft, Trainer- und Funktionsteam, aber natürlich auch an die sportlich Verantwortlichen. Hoffentlich könnt ihr das in der kommenden Saison ähnlich wiederholen.

Auf absolut gleicher Stufe steht für mich dazu die Tatsache, dass der VfB nun endlich eine Abteilung für Mädchen- und Frauenfußball hat. Das wurde wirklich Zeit und ich hoffe für die Spielerinnen und Trainerinnen auf einen guten Start unter dem Dach des VfB Stuttgart. Dazu würde ich mir wünschen, dass sie auch von uns Mitgliederinnen und Fans die Unterstützung bekommen, die sie verdienen! Aktive Unterstützung und nicht nur Duldung. Viele Menschen haben daran gearbeitet, dass diese Abteilung nun endlich Realität geworden ist. Stellvertretend dafür möchte ich mich bei der Abteilungsleiterin Oriana D’Aleo und unserer Vereinsmanagerin Lisa Lang bedanken (die – nebenbei gesagt – sowieso einen richtig guten Job hier im Verein macht). Danke Euch beiden!

Aber wie das Sprichwort sagt: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und die Schatten waren beim VfB mal wieder besonders tief und schwarz.

Angefangen mit dem Datenskandal, der nicht nur in seinem Ursprung und Ablauf absolut daneben ist, sondern auch einmal mehr gezeigt hat, welch ekelhaftes Verständnis manche Personen beim VfB von Demokratie und Umgang mit den Mitgliedern hatten.

Dann folgte ab Ende vergangenen Jahres eine Zeit der offenen Briefe, Machtkämpfe in den Organen, Mauscheleien, geleakter Dokumente und schlußendlich mehrere Rücktritte … Die Liste ist fast beliebig erweiterbar und steht für ein Kapitel, dass den VfB maximal schlecht dastehen lässt und das hoffentlich bald nur noch eine Randnotiz in der Geschichte unseres Vereins ist.

Und so stehen wir heute wieder vor einem Wahlsonntag, an dem es ein Mal mehr zu entscheiden gilt, in welche Richtung es für den VfB gehen soll.

Wollen wir einen Verein, der von Menschen gelenkt wird, für die der VfB in erster Linie Vehikel für eigenes Machtstreben und den Wunsch nach Anerkennung ist? Die gerne im Hintergrund Strippen ziehen und im Zweifel die Interessen von uns vielen den Wünschen Weniger unterordnen? Die im Vorfeld dieser Wahl nicht nur versucht haben Journalisten zu diskreditieren, sondern auch Personen bedrängen, die für den Vereinsbeirat kandidieren? Die in der Hochphase der Unruhe „Zeit“ gefunden haben, interne Dokumente durchzustecken? Die lügen? Unter dem Deckmantel von mehr Mitsprache die Rechte von uns Mitgliedern im Verein in Wirklichkeit weiter einschränken wollen? Deren „Stern“ sowieso schon lange am Sinken ist?

Oder wollen wir einen VfB, bei dem Menschen mit durchaus unterschiedlichen Meinungen und Herangehensweisen zusammen für den VfB – und nicht das eigene Wohl – arbeiten? Bei dem es einen fairen Wettstreit von Ideen gibt? Man transparent und auf Augenhöhe mit uns Mitgliedern und Fans in den Austausch geht? Bei dem zwar auch Fehler passieren werden, man mit diesen aber konstruktiv umgeht? Wollen wir einen Verein, bei dem Werte zählen und nicht die Dicke des Geldbeutels? Wo die Stärken des Individuums wichtiger sind als die Art der Freunde?

Wenn wir also einen VfB wollen, der die Chance hat, sich in allen Bereichen für die Zukunft fit zu machen, der gleichzeitig aber auch das an Werten verkörpert, was wir uns von einem Traditionsverein wünschen, dann kann die Wahl heute nur auf Personen fallen, die genau dafür einstehen. Und dabei geht es nicht um das Märchen, dass die eine Seilschaft durch eine anderen ersetzt werden soll. Nein, es geht darum, die jeweiligen Posten schlicht mit den am besten geeigneten Personen zu besetzen. Wir brauchen keine Lager, sondern ein echtes „Team VfB“! Dazu gehören für mich persönlich unter anderem Vogt, Adrion, Weninger, Bühler und Schlecht, aber auch Christian Riethmüller, Michael Astor, Susanne Schosser, Fabian Lang oder Bernadette Martini.

Auch klar ist aber, dass wir Mitglieder natürlich auch nach dem heutigen Tag – ganz unabhängig von den Wahlergebnissen – weiter sehr genau darauf schauen werden, was beim VfB so läuft. Und wenn nötig auch unsere Stimme erheben.

Noch ein Wort zu meinem Antrag auf Satzungsänderung: Ich bitte Euch alle diesem Antrag zuzustimmen, da dies ein erster Schritt ist, die Satzung robuster und unabhängiger von Personen zu machen. Wir müssen die entsprechenden Strukturen schaffen, die klare Regelungen vorsehen und auch in unruhigen Zeiten die Integrität des e.V. sicherstellen. Genau dies möchte ich mit dieser Änderung erreichen.

Vor zwei Jahren habe ich an dieser Stelle meine Rede mit dem Satz „Lasst uns unseren VfB zurückholen“ abgeschlossen. Es hat etwas länger gedauert, aber heute haben wir tatsächlich die Chance. Wir sollten sie nutzen!

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