Sport – NACHSPIELZEIT https://nachspielzeit.online Fri, 30 Dec 2022 15:34:02 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.2.2 https://nachspielzeit.online/wp-content/uploads/2020/05/image-150x150.jpg Sport – NACHSPIELZEIT https://nachspielzeit.online 32 32 176920843 Trauerspiel https://nachspielzeit.online/2022/12/30/trauerspiel/ https://nachspielzeit.online/2022/12/30/trauerspiel/#respond Fri, 30 Dec 2022 14:40:56 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=3820 Prolog

Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich es schon aufschiebe, diesen Blogartikel zu schreiben. Wochen? Eher Monate. Dabei hätte man aus alledem, was in diesem Jahr beim VfB Stuttgart passiert ist, ein Buch schreiben können. Eine vielschichtige Tragödie mit nur wenigen Lichtblicken.

Ich habe mich über die letzten Monate sehr bewusst zurückgehalten und viele Dinge nicht mehr kommentiert, egal ob hier im Blog oder auf Twitter. Die Gründe dafür sind mannigfaltig, haben aber unter anderem mit der sehr volatilen und auch komplexen Situation beim VfB sowie der Diskussionskultur im Umfeld zu tun („Kultur“ ist natürlich das komplett falsche Wort, dazu aber später mehr). Aber das Jahresende steht an und da kann man schon mal zurückschauen, auch wenn dies kein Jahresrückblick im klassischen Sinne sein soll.

Rückschritte

In der VfB Stuttgart 1893 AG wird nicht nur Profifußball gespielt, sondern dort sitzt auch das (meiste) Geld, die Mitarbeitenden, das Know-how und die Kommunikation. Oder zumindest das, was man an der Mercedesstraße für Kommunikation hält. Denn was man da in diesem Jahr alles ertragen musste, hat viele Dinge schlicht noch schlimmer gemacht, als sie ohnehin schon waren und sind. Egal, ob wir über eine desaströse Pressekonferenz, flapsige „Entspannt Euch mal“-Sprüche des Vorstandsvorsitzenden oder ein lächerliches Selbstinterview sprechen: Handwerklich ging schief, was nur schiefgehen konnte. Wann wird das endlich mal besser? Wahrscheinlich frühestens, nachdem man wieder Abos für VfB-TV abschließen kann, also irgendwann im Jahre 2036 oder so.

Als Alexander Wehrle sein Amt antrat, war ich durchaus positiv gestimmt, immerhin löste hier jemand mit nachgewiesener Erfahrung im Business den Vorstands-Azubi ab, der sich zuvor mit gemischtem Erfolg beim VfB versucht hatte. Und wenn man im persönlichen Gespräch ist, kann man durchaus den Eindruck gewinnen, dass Alexander Wehrle bei einer breiten Palette von Themen schon weiß, wovon er spricht (oder zumindest jeweils gut vorbereitet ist). Einordnend sollte man dabei aber immer bedenken, dass er natürlich die Kunst der „zielgruppengerechten Ansprache“ auf das Beste beherrscht und man das Gesagt durchaus hinterfragen sollte. Und trotz alledem muss man nach den ersten Monaten den Eindruck gewinnen, dass den handelnden Personen beim VfB in diesem Jahr (mal wieder) viel zu viele Dinge entglitten sind.

Bei einer positiven Betrachtungsweise könnte man sagen, dass Alexander Wehrle einen klaren Plan verfolgt, der aus Sachzwängen heraus entstanden ist (die prekäre finanzielle Situation sei hier ein Beispiel), und diesen dann mit aller Konsequenz durchzieht. Wohl wissend um manch unpopuläre Entscheidung und den daraus resultierenden Gegenwind. Vielleicht ist es tatsächlich das, was der VfB in der aktuellen Lage braucht, dennoch fühlt es sich von Außen gesehen ganz und gar nicht gut, ja sogar falsch an. Für mich zumindest.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir uns auf der diesjährigen Mitgliederversammlung mit großen Augen angeschaut haben, als Wehrle das „Bonbonle“ Khedira, Lahm und Gentner zur Sprache brachte. Was sollten genau deren Aufgaben sein? Wie würden sie dem VfB weiterhelfen? Und warum stellt man jemanden ein, dessen Aufgabenprofil noch gar nicht klar definiert ist? Diese Verwunderung schlug dann am Folgetag in blankes Entsetzen um, als die Welt Zeuge einer der denkwürdigsten Pressekonferenzen wurde, die man beim VfB gesehen hat. Da saßen dann sechs Männer auf dem Podium, die mehr schlecht als recht erklären konnten, was denn nun der Zweck der Übung sei und in Bezug auf konkrete Inhalte komplett am Schwimmen waren. Wenn man dies dann auch noch im Kontext der internen Kommunikation betrachtet (Mislintat wurde ja erst kurz vorher über die Veränderungen informiert), dann kann man wahrlich nur den Begriff „Shitshow“ verwenden. Ich persönlich würde es auch nicht wollen, wenn ich als Verantwortlicher in dieser Weise vor vollendete Tatsachen gestellt werden würde und in diese nicht unwesentlichen Entscheidungen nicht eingebunden gewesen wäre.

Natürlich komme auch ich nicht um die Personalie Sven Mislintat herum. Der ehemalige Sportdirektor kann einiges auf der Habenseite verbuchen: Er ist Mitinitiator des „neuen Weges“ des VfB, hat mit Pellegrino Matarazzo den langlebigsten Trainer der letzten Jahre eingestellt, das Scouting auf neue, datenbasierte Beine gestellt (kein Wunder, immerhin ist er ja Mitgründer der Matchmetrics GmbH) und zudem hat er den VfB auf angenehm authentische Weise auch immer wieder nach Außen repräsentiert. Dennoch kann ich persönlich mehr als gut damit leben, dass er den VfB zu Ende November verlassen hat. So, jetzt habe ich es gesagt. Auch wenn ich ihn weiterhin als absolut fähigen Fußballfachmann sehe, so haben sich für mich am Ende auf der Soll-Seite doch zu viele Dinge angehäuft. Rein sportlich betrachtet, hat er einen unrunden Kader auf die Beine gestellt. Auch bei den Transfers fehlte ihm zunehmend das nötige Glück, zu wenige Wetten auf eine Entwicklung der meist recht jungen Spieler hat er gewinnen können. Er hat zu lange an Matarazzo festgehalten und in der Causa Wimmer dann als Führungskraft mit seinem Vorgehen und Äußerungen komplett daneben gelangt. Zudem war es ihm aus meiner Sicht irgendwann auch zunehmend wichtiger, sich und seine Marke zu positionieren. Diverse Aussagen in Interviews und geschickt fallengelassene Bemerkungen waren da sicher hilfreich. Allerdings, auch das gehört zur Wahrheit, hat man es ihm vonseiten der AG als Arbeitgeber auch wahrlich einfach gemacht, sich entsprechend darzustellen.

Und dann ist jetzt wieder Bruno Labbadia der Trainer des VfB. Mit einem Vertrag bis 2025! Ich kann diese Verpflichtung aus der unbedingten Notwendigkeit des Klassenerhaltes nachvollziehen. Auch die Vertragslaufzeit ist bei nüchterner Betrachtung wenig verwunderlich und erklärbar, denn wer würde schon einen Vertrag nur bis Ende der Saison unterschreiben (auch wenn ich mir das sehr gewünscht hätte)? Der VfB darf nicht erneut in die zweite Liga absteigen und da scheint Labbadia die logische Wahl. Gut finde ich sie trotzdem nicht, denn mir fehlt mit dieser Personalie absolut die Fantasie, wie sich der VfB weiter auf dem zuvor eingeschlagenen Weg halten und entwickeln soll. Gerne lasse ich mich eines Besseren belehren, aber für mich steht der neue Trainer für Rückschritt denn Fortschritt. Und gliedert sich so leider hervorragend in das Bild ein, dass ich nun seit Monaten von der VfB Stuttgart 1893 AG habe. Hoffentlich kann Fabian Wohlgemuth das irgendwie aufbrechen, auch wenn dies fast unmöglich zu sein scheint.

Leerraum

Was geht eigentlich so beim VfB Stuttgart 1893 e.V.? Scrollt man auf der Website mal durch die News, wird man wenig finden. Ok, man hat im Juni endlich das lange angekündigte Positionspapier veröffentlicht, in dem viele gute Dinge stehen, das am Ende aber doch auch so allgemein ist, dass ich mir kaum die Diskussionen vorstellen will, die zu diesem Kompromiss geführt haben. Geburtstagsgrüße, Adventsabend und vereinzelt mal was zu den anderen Abteilungen. Aber welche Projekte gerade laufen? Welche Themen im Präsidium wichtig waren? Was der Vereinsbeirat in diesem Jahr so in Angriff genommen bzw. wo er unterstützt hat? Ideen und Ansätze, in welche Richtung der e.V. weiterentwickelt werden könnte? Alles im Großen und Ganzen Fehlanzeige. Einzig die Rede von Rainer Weninger und André Bühler auf der Mitgliederversammlung war ein positiver Fingerzeig mit klaren Aussagen.

Mir ist durchaus bewusst, dass die meisten VfB-Mitglieder und -Fans wahrscheinlich recht wenig Interesse an Belangen des e.V. haben und gut auch ohne weitere dazu Informationen leben können. Wenn ich mir allerdings anschauen, mit viel Nichtwissen dann doch immer noch ein nicht geringer Teil des Umfeldes unterwegs ist, dann könnte es nicht schaden sich auch mal damit zu beschäftigen. Dass es immer noch Menschen gibt, die die Strukturen beim VfB nicht verstanden haben, aber vor allem auf Social Media selbstbewusst dazu irgendwelchen Unsinn von sich geben, ist schon beeindruckend im negativen Sinne. Oft sind das dann aber auch diejenigen, die sich auch bei anderen Themen rund um den VfB nicht unbedingt mit Fakten oder Sachkenntnis aufhalten. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich weiß, dass man sich beim e.V. in sportlich unruhigen Zeiten lieber zurückhält und dem Profifußball die Bühne überlässt. Aber gleiche eine dermaßen dröhnende Stille muss auch nicht sein. Oder ist es dann doch so, dass man beim e.V. mal wieder allenthalben nur mit sich selbst beschäftigt ist und vor lauter Krisen und Unstimmigkeiten kaum zum Arbeiten kommt? Gräben in den Gremien erfordern schließlich viel Aufmerksamkeit und Energie, da bleibt sonst nicht mehr viel für anderes über. Oder stimmt das in der Presse kolportierte Bild hier gar nicht?

Mit zunehmendem Verlauf des zweiten Halbjahres hatte ich übrigens zwischendurch mal gedacht, ob der VfB eine neue Abteilung für „Apnoe-Tauchen“ gegründet hatte, so sehr ist Claus Vogt abgetaucht. Je mehr Unruhe sich im Club verbreitete, desto tiefer ging der Tauchgang. Gelegentlich mal ein Zitat in einer Verlautbarung des Vereins und ein mehr als unglücklicher Auftritt auf der oben schon erwähnten Pressekonferenz stehen zu Buche, sonst eher wenig. Konflikte bis zu einem gewissen Grad auch nach Außen moderieren? Dem VfB und seinen Mitgliedern Halt geben? Dem VfB gerade in dieser schwierigen Phase ein Gesicht geben? Nichts davon.

Es ist sicherlich so, dass das Amt eines Präsidenten viel von einer Person verlangt, manchmal vielleicht auch zu viel. Und man kann auch schlechte Phasen zugestehen. Wenn es aber so wie in den letzten Monaten immer unerträglicher wird, dann ist es meiner Meinung nach die verdammte Pflicht des Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden klare Kante zu zeigen! Stattdessen bekommt man eher den Eindruck, dass es mehr darum geht, den eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen zu wollen. Und das ist mindestens enttäuschend, auch wenn ich bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen kann, dass die letzten Jahre wahrscheinlich auch ihre Spuren bei Claus Vogt hinterlassen haben. Die ständigen Angriffe gehen an niemandem einfach so vorüber und zermürben irgendwann.

Hoffnungsschimmer

Es wird nicht überraschen, dass ich noch ein paar Worte zum Fußball der Frauen verlieren möchte. Die Hafenbahnstraße ist für mich in Bezug auf den VfB ein wenig so etwas wie der „happy place“ geworden. Nicht nur ist es faszinierend dort der Entwicklung der Mannschaften zuzuschauen, es ist für mich mittlerweile auch der ehrlichere Fußball.

Im Verlauf dieses Jahres war schön zu beobachten, wie durch die Kooperation tatsächlich eine gewisse Professionalisierung eingesetzt hat. Das kann man in der Trainingsarbeit gut beobachten, sieht es aber zum Beispiel auch in der Medienarbeit. Heiko Gerber und seinem Team bei der Arbeit zuzuschauen, ist nicht nur interessant, sondern macht tatsächlich auch Spaß. Insbesondere vor dem Hintergrund des massiven Verletzungspechs ist es beeindruckend, was die Mannschaft zu leisten in der Lage ist. Es wird diese Saison sicherlich keinen Durchmarsch geben, bei dem dem VfB die Punkte nur so zufliegen. Vielmehr ist jedes Spiel und jede Trainingseinheit harte Arbeit und das sieht man mitunter auch. Dazu kommt auch der Druck, den das Wappen auf der Brust sicherlich mit sich bringt. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass dies auch dazu beitragen kann, dass eine nachhaltige Entwicklung möglich ist. Schön ist auch, dass das auch für die U17 gilt, die im vergangenen Jahr einen wahnsinnige Sprung gemacht hat.

Alles eitel Sonnenschein also? Nicht unbedingt, wenn ich das von Außen richtig beobachte. Mein Eindruck ist, dass dieses gesamte Projekt dann doch mehr Komplexitäten und Aufwände mit sich gebracht hat, als manche vielleicht gedacht hatte. Und dann ziehen sich die Gespräche mit den Verbänden genauso lange hin wie die Suche nach Sponsoren. Dauert es länger, bis etwa die Mannschaftsausstattung komplett vorhanden ist. Und man musste dann zu Saisonbeginn auch noch einen neuen Trainer finden. Außerdem bin ich mir tatsächlich nicht so sicher, ob die dann doch recht kurzfristige (man könnte auch sagen „übereilte“) Eingliederung in die AG unbedingt so gut war. Es mag ein Zeichen sein, wie wichtig der Fußball der Frauen für den VfB ist und wahrscheinlich ist es für die nötigen Geldflüsse auch einfacher. Ob das aber im Sinne der ursprünglich beschlossenen Kooperation war und man damit den VfB Obertürkheim auch etwas überfahren hat? Ich weiß es nicht.

Dennoch möchte ich es auch hier nicht versäumen dazu aufzurufen, mal zu einem Spiel in die Hafenbahnstraße nach Obertürkheim zu kommen. Es lohnt sich!

Der OFC „Achtzehnhundertdreiundneunuzig“ unterstützt die Frauenmannschaften seit Beginn der Saison mit einem Transparent und ist auch in persona immer vor Ort.

Vom schwierigen …

Das „Schwierige UmfeldTM“ beim VfB ist legendär, wenn auch in seiner Breite immer wieder deutlich überschätzt. Und so sitzen die „besorgten Mitglieder“ eher selten in der Cannstatter Kurve, sondern übergeben lieber im Rahmen eines Spiels ein selbst bezahltes Gutachten im Business-Bereich. Pierre-Enric Steiger, der auch aufgrund mangelnder inhaltlicher Substanz gescheiterte Ex-Präsidentschaftskandidat, war so um den Schlaf gebracht, dass er zu solch drastischen Mitteln greifen musste, um seiner Sorge Ausdruck zu verleihen. Wahrscheinlich aufgeschreckt durch die Änderung des §12 Absatz 8 (des in der Presse aus welchen Gründen auch immer sogenannten „Ron-Merz-Paragraf[en]“) auf der letzten Mitgliederversammlung hat er eine Prüfung angestoßen, die klären sollte, ob Tätigkeiten von drei Vereinsbeiräten diesem Teil der Satzung entgegenstehen würden. Man mag über die Motivation hinter diesem Vorgang spekulieren, reine Sorge um den Verein würde ich allerdings nicht unbedingt unterstellen wollen.

Gut vorstellen kann ich mir, dass es für manche ein innerer Reichspar inneres Blumenpflücken gewesen sein muss, ausgerechnet diesen Paragrafen für den Vorstoß verwenden zu können. Ich frage mich allerdings, ob man da nicht tatsächlich weit übers Ziel hinausgeschossen ist. Ganz grundsätzlich bin ich natürlich der Meinung, dass Regelungen der Satzung dazu da sind, eingehalten zu werden. Nicht umsonst gibt man sich ein Regelwerk, dass Zusammenleben im und Aufrechterhaltung des Vereins sicherstellen soll. Wenn man aber ein solches Gutachten in Auftrag gibt, dann sollte man sich auf Basis einer wasserdichten rechtlichen Einschätzung schon sehr sicher sein. Nun wurde das Gutachten ja zunächst vom VfB zurückgewiesen, was für mich die Vermutung nahelegt, dass es da dann wohl doch Lücken gab. Inwieweit lagen denn zum Beispiel die relevanten Informationen vor, die für eine abschließende Bewertung unerlässlich sind? Ich könnte mir vorstellen, dass es sich dabei in den Sachverhalten auch um Interna handeln muss, die einer dritten Partei eigentlich nicht vorliegen sollten. Oder wurde mit Annahmen gearbeitet, deren Richtigkeit zu überprüfen wären? Hat man die Entstehungsgeschichte bzw. Sinn und Zweck des Paragrafen umfassend berücksichtigt? Es gibt noch viele Fragen mehr, auf jeden Fall bin ich aber über die sehr klare Schlussfolgerung zum Sachverhalt dann schon verwundert.

Wenn ich die Zeitungsartikel richtig in Erinnerung habe, gab es in diesem Zusammenhang dann auch noch den Vorwurf, dass Claus Vogt hier seine Pflicht als Präsident verletzt habe, weil er dieses Gutachten nicht unmittelbar weitergegeben habe. Ich frage mich, woher das einfache Mitglied Steiger den Anspruch nimmt, dass dies so zu geschehen habe? Alles in allem eher ein Schuss ins Knie. Oder vielleicht doch nur ein Testballon?

… zum toxischen Umfeld

Schon der römische Politiker und Schriftsteller Cicero beklagte mit „O tempora, o mores!“ den Verfall der Sitten, insgesamt ist dies also ganz offensichtlich etwas, dass die Menschheit bereits seit Langem begleitet. Rund um den VfB konnte ich dies im vergangenen Jahr wie unter einem Brennglas insbesondere auf Twitter verfolgen. Dort, wo man sich einst so überlegen den Kommentaren auf Facebook fühlte, haben sich wirklich Abgründe aufgetan.

Die Geschehnisse rund um den VfB haben in diesem Jahr bei immer mehr Leuten die Trigger getroffen, die sie in eine Verschwörungsideologie haben abgleiten lassen (und ja, ich spreche ganz bewusst von „Ideologie“, denn eine „Theorie“ ließe sich ja mit Fakten widerlegen). Dass es mittlerweile eine Verwerfung innerhalb der Anhängerschaft des VfB gibt, lässt sich nicht mehr übersehen. Binäre Betrachtungsweisen beherrschen den Austausch, Zwischentöne findet man viel zu selten. Im Zusammenhang mit Verschwörungsideologien wird immer wieder davon gesprochen, dass für viele Menschen ein Abgleiten in solche Gedankenwelten mit einem Kontrollverlust zusammenhängt. Beim VfB scheint das für viele mit der Person Mislintat verbunden zu sein, bestes Beispiel dafür ist die Petition, mit der ein paar tausend Menschen solch eine (gefühlte) Kontrolle zurückgewinnen wollten. Dazu kommt dann noch die offensichtliche Erosion des Vertrauens in die handelnden Personen und schon entsteht eine explosive Mischung, die sich vor allem in den Sozialen Medien mittlerweile ungehindert Bahn bricht und an vielen Stellen keinerlei Maß mehr kennt. Nichts gegen einen inhaltlichen Dissenz, man muss nicht immer einer Meinung sein (und schon gar nicht meiner). Ein wirklicher Austausch ist aber (mir) in diesem Klima kaum noch möglich. Traurig bin ich allerdings darüber, dass es auch ein paar Menschen gibt, die mir so leider fremd geworden sind.

Übrigens: Es ist ein in der Satzung vorgesehener Vorgang, dass Mitglieder unter bestimmten Voraussetzungen eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen können. Dies aber über eine Website orchestrieren zu wollen, die zwar fleißig Daten sammelt, deren Betreiber aber anonym bleiben wollen, ist mehr als fragwürdig. Ich finde nirgendwo auf der Website Hinweise darauf, wie denn mit den über das Formular gesammelten Daten umgegangen wird. Ist der Schutz der Daten und ein möglicher unbefugter Zugriff über entsprechende Maßnahmen wirklich gesichert? Kann man sich auf die lapidare Aussage zum Umgang mit den Daten auf der Website tatsächlich verlassen? Immerhin weiß man ja nicht, wo das landet … Davon abgesehen: „Wehrle raus!“ und „Vogt raus!“ sind mir als Konzept inhaltlich doch zu dünn, um das wirklich erst nehmen zu können. Aber macht mal, ist ja Euer gutes Recht.


Neben allen mehr oder weniger inhaltlichen Themen gibt es aber noch eine weitere Ebene, die in diesem Jahr deutlich zugenommen hat: Die der persönlichen Beleidigungen und Unterstellungen. Die Liste der Dinge, derer ich im Laufe der Monate bezichtigt wurde, ist lang und reicht von dem Vorwurf, dass ich mich über jede Niederlage der Mannschaft freuen würde (weil es meiner persönlichen Agenda der Übernahme des VfB diene 🤦🏻‍♂️) bis hin zu dem Vorwurf, in unterschiedlicher Art und Weise persönliche Vorteile aus dem VfB ziehen zu wollen. Über manches kann ich aufgrund der Absurdität und Dummheit nur müde lächeln, aber es gibt auch Dinge, die Grenzen deutlich überschreiten und mindestens Beleidigungen, noch öfter aber einfach Hatespeech sind. Beispiele? Bitte sehr, eine kleine Auswahl:

Wenn ich so etwas dann lese oder zugeschickt bekommen, denke ich mir oft: „Ach,im Grunde sollte ich mich nicht darüber aufregen, da wird halt einfach prinzipiell ins unterste Regalfach gegriffen.“ Dennoch, insbesondere Tweets wie im ersten Beispiel (der dann wieder gelöscht wurde) gehen deutlich zu weit. Es mag in unsere Zeit passen, dass viele im Schutze der Anonymität jegliche Hemmungen verlieren und ihren Hass, Hetze und Verleumdung ins Internet kotzen. Hinnehmen muss man dies aber noch lange nicht.

Deswegen: Sollte ich von solch persönlichen Angriffe in Zukunft mitbekommen, werde ich dies unter Umständen auch von dritter Seite nachverfolgen lassen. Das ist keine Drohung, aber da bin ich mittlerweile wirklich ganz schmerzfrei und werde nicht zögern. Dazu steht mein Angebot weiterhin, Themen vor einem Heimspiel im persönlichen Gespräch zu klären. Sagt mir doch ins Gesicht das, was ihr euch sonst nur unter Pseudonym vor dem Bildschirm traut.

Epilog

Während ich diesen Beitrag schreibe, sehe ich immer wieder Meldungen über das tägliche Training, lese über angeblich so harte Trainingspläne und Kartenvorverkäufe für die kommenden Bundesligaspiele. Und es berührt mich nicht. Das Schlimme: Ich weiß aus einigen Gesprächen mit ganz unterschiedlichen VfB-Fans, dass ich damit nicht alleine bin. Die Gründe mögen vielleicht jeweils andere sein, das Ergebnis ist aber ähnlich. Und das sollte beim VfB alle Alarmglocken schrillen lassen!

„Ja mein Gott, dann lass es halt!“ wird jetzt manch Leser*in denken. Und ehrlich, das ist wahrscheinlich gar nicht so falsch. Noch bin ich nicht so weit, aber dieser Punkt kommt aktuell immer näher. Und dann bin ich vielleicht irgendwann nur noch in der Hafenbahnstraße in Obertürkheim und verfolge mit, wie sich dort der Frauenfußball beim VfB entwickelt. Nicht die schlechteste Alternative.

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„Es geht nur um den VfB“ https://nachspielzeit.online/2022/10/28/es-geht-nur-um-den-vfb/ https://nachspielzeit.online/2022/10/28/es-geht-nur-um-den-vfb/#respond Fri, 28 Oct 2022 10:41:27 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=3794 Das VfB-Mitglied Ron Merz zur sportlichen Situation und personellen Entscheidungen.

Zwei Siege gegen Bochum und Bielefeld, eine Niederlage in Dortmund. Öffentliche Diskussionen um die Trainerfrage, kritische Bewertungen im Umfeld, Sorgen bei den Fans. Wie sehen Sie die Stimmung vor dem Augsburg-Spiel?

Ron Merz: Dass der VfB aktuell mit Blick auf die Tabelle nicht so viele Argumente auf seiner Seite hat, ist völlig klar. Gar keine Argumente mehr hat man dann aber, wenn man zu dem desaströsen Auftreten in Dortmund auch noch all die organisatorischen Themen rund um Trainersuche und Vertragsverlängerung des Sportdirektor hinzunimmt. Wobei ich schon der Meinung bin, dass der VfB Stuttgart sich für wichtige Entscheidungen auch Zeit nehmen kann und sollte. Allerdings dann nicht begleitet von solch dilettantischer Kommunikation. Und wenn sich der VfB weiter die Unterstützung der Fans sichern will, dann sollte man sich JETZT endlich zusammenraufen und auch in der Außendarstellung nicht noch weitere Eigentore schießen. Nebenbei: Sich immer nur auf das „Hier und Jetzt“ zu konzentrieren ist erstaunlich kurzsichtig und hat schon bei der Suche nach möglichen Nachfolgern von Matarazzo nicht so wirklich gut funktioniert. Das Ziel muss doch sein, jederzeit handlungsfähig zu bleiben.

Und zur Stimmung vor Augsburg sei so viel gesagt: Ich werde vor Spielende gehen und nach Obertürkheim zu den VfB Frauen fahren.

Dient die Entscheidung, dass Michael Wimmer das Team weiter als Trainer betreut, diesem Ziel?

Ron Merz: Ich würde sagen, diese Entscheidung diente alleine dem Zweck, sich mehr Zeit zu erkaufen, auch wenn sich der VfB in einer sportlich enorm wichtigen Phase befindet. Erreicht hat man mit dieser Entscheidung aber nun endgültig, dass zwei Wochen vor der WM-Unterbrechung tägliche Spekulationen, Unruhe und Nebenthemen das Bild vom VfB bestimmen. Gemeinsam zu entschließen, sich auf die kommenden Spiele zu fokussieren mag tatkräftig wirken, klingt für mich aber nach Aufschieberitis. Und dann die Spiele gegen Bochum und Bielefeld noch mal ins Feld zu führen ist wie das den 14. Mai und das 2:1 gegen Köln auf der MV in jedem zweiten Satz zu erwähnen: Am Ende ist es Augenwischerei. Im Winter will man dann grundsätzliche Entscheidungen fällen, allerdings natürlich nicht ohne vorher mal wieder zu analysieren. Darin ist der VfB ja sowieso groß, nur mit der Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse hapert es dann halt gewaltig.

Was sagen Sie dazu, wenn das als Zögern oder Zeichen grundlegend unterschiedlicher Vorstellungen im Club gewertet wird?

Ron Merz: Jeder kann und darf seine Meinung haben. Wer für einen Traditionsverein wie den VfB arbeitet, muss Feedback annehmen. Und das auch reflektieren möchte ich ergänzen. Die Fans fiebern mit dem VfB, langsam ist die Fieberkurve aber einem kritischen Punkt und man vernimmt aus unterschiedlichen Richtungen, dass es so schlimm ist, dass vielen der VfB zunehmend egaler wird.

Natürlich sollen Entscheidungen nach dem besten Wissen und Gewissen getroffen werden. Dem eigenen, aber auch – sofern noch möglich – dem der gemeinschaftlich Verantwortlichen. Mir ist es ehrlicherweise egal, wie viele Listen mit Trainern es gibt, denn dass es in der AG (vom e.V. sprechen wir heute mal nicht) unterschiedliche Zielrichtungen gibt (sog. „persönliche Agenda“) sollte wohl mittlerweile allen klar sein. Irgendwann hilft es dann halt auch nicht mehr alles für den Klassenerhalt tun zu wollen, wenn das auf unterschiedliche Art und Weise geschehen soll. Und wenn man einen Fahrplan für die Vertragsverhandlungen mit Sven Mislintat hat, dann torpediert man dies nicht, in dem man es öffentlich auch von Ergebnissen abhängig macht. Es gibt Gründe, den Vertrag nicht zu verlängern? Dann zieht das durch, aber haltet Euch ALLE nach Außen zurück. Oder anders gesagt: Verhaltet Euch so professionell, wie es Euren Positionen (und den Gehältern) angemessen ist.

Traditionell beruhigen gute Ergebnisse die Fans am meisten, meinetwegen kann man da auch von „guten Argumenten“ sprechen. Aber alle Herren sollten nicht vergessen, dass irgendwann auch der Punkt erreicht ist, an dem der VfB auch durch die Vorgänge neben dem Platz Schaden nimmt. Manche „Interviews“ sind da definitiv wenig hilfreich. Vielleicht nicht mal dieses.


Auch Alexander Wehrle hat sich auf vfb.de ein Interview gegeben.

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Die verlorene Saison https://nachspielzeit.online/2021/05/24/die-verlorene-saison/ https://nachspielzeit.online/2021/05/24/die-verlorene-saison/#comments Sun, 23 May 2021 22:26:25 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=3210 Es ist mal wieder Zeit für meinen höchst persönlichen Rückblick auf die jetzt abgelaufene Saison. Wie immer werdet Ihr nichts über Spiele, Taktiken und Ergebnisse lesen, das gibt es anderswo viel besser. Dafür versuche ich aber einen (nicht abschließenden und allumfassenden) Einblick darin zu geben, warum es für mich insgesamt eine verlorene Saison ist.

Patient Profifußball

Der Profi-Fußball ist in Zeiten der Pandemie wie der schwer Erkrankte, der mühsam versucht eine Fassade aufrechtzuerhalten in dem vollen Wissen, dass es gar nicht gut um ihn steht. Man tut als sei alles normal und doch sind eigentlich für jeden die zunehmend weiter aufklaffenden Risse deutlich erkennbar.

Und so ziehen die Stadionsprecher weiter ihre Show durch, auch wenn das gesamte Publikum das Spiel in den heimischen vier Wänden nur aus der Konserve konsumieren kann. Wo man vor dem TV noch versucht so etwas wie Emotion aufzubauen, während das Rumgebrülle von Spielern und Trainern einfach nur noch nervt. Profi-Fußball funktioniert für mich nicht ohne das regelmäßige Stadion-Erlebnis oder die Emotionen der Fans bei TV-Übertragungen. Funktioniert nicht ohne den persönlichen Kontakt zu Menschen, die auch zu so einem Spieltag mit dazugehören. Die gemeinsame Freude (und auch den gemeinsamen Ärger) kann halt kein Tweet oder eine Videokonferenz ersetzen. Ein Torjubel in 240 Zeichen ist halt einfach nichts im Vergleich zum echten Erleben. Diese fehlende persönliche Verbindung zu allem rund um den Fußball, hat bei mir deutlich zu Veränderungen in der Wahrnehmung und Priorität dieses Hobbies geführt.

Der Profi-Fußball leidet im übertragenen Sinne nicht nur an den Beinen, sondern ganz tatsächlich auch am Kopf. Wenn ich mir über die letzten Monate so DFB und DFL anschaue, dann scheinen da einigen Synapsen nicht mehr ganz richtig verbunden zu sein. Insbesondere das limbische System scheint da wild zu feuern und vor allem Angst, Hass und Wut zu produzieren.

Die DFL hat ihre Angst zu Beginn der Pandemie in den Begriff „Demut“ kanalisiert und in Person von Christian Seifert sehr staatstragend darüber gesprochen, dass die Analyse der Situation gezeigt habe, dass es nun aber wirklich zu nachhaltigen Veränderungen im Profi-Fußball kommen müssen und die DFL sich selbstverständlich sehr eingehend mit den notwendigen Ansätzen beschäftigen werde. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde die Taskforce „Zukunft Profifußball“ geboren, in der eine diverse Gruppe von Menschen fortan in mehreren Treffen Maßnahmen erarbeiten sollte, um die Veränderungen anzustoßen. Vonseiten der Fans hatte sich dazu bereits im Frühsommer 2020 eine vereins- und ligenübergreifende Gruppe zusammengefunden, die letztendlich mit vier detailliert ausgearbeiteten Konzepten in die Taskforce-Runden gegangen sind, um dort die Standpunkte vieler Fans und Fanorganisationen zu vertreten. Inwieweit die DFL wirklich mit den Ergebnissen der Taskforce arbeiten möchte ist mir persönlich immer noch nicht klar, dass aber auch nach über 100 Tagen nach Abschluss der Gespräche noch nichts weiter erfolgt ist, deutet schon in eine gewisse Richtung. Und die (öffentlich nicht zugängliche) Antwort der DFL auf den offenen Brief, setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf. Unfassbar arroganter Haufen da im Elfenbeinturm.

Immerhin kann die DFL für sich in Anspruch nehmen, dass man den Laden einigermaßen zusammengehalten hat, während beim DFB nach und nach alle Dämme gebrochen sind. Eigentlich spotten die Vorgänge beim größten Verband aller Beschreibung, nur leider hat man Varianten davon in diesem Jahr auch in Stuttgart beobachten müssen. Der DFB ist allerdings im Gegensatz zum VfB nun an eine Punkt angekommen, an dem es eigentlich gar nicht mehr weitergehen kann, wenn man sich nicht für eine radikale Lösung entscheidet und Veränderungen nachhaltig anstößt. Im vergangenen Jahr hatte ich im Rahmen von Zukunft Profifussball die Möglichkeit an einer Diskussion beim DFB teilzunehmen. In der großen Runde saßen meinem Eindruck nach durchaus einige Personen, die sehr motiviert an ihre Aufgaben herangehen und auch etwas verändern wollen. Leider war in dieser Runde allerdings mit Dr. Rainer Koch auch ein altgedientes Schlachtross der Verbandsarbeit zugegen, der nicht nur nach und nach die ganze Veranstaltung an sich gezogen hat, sondern mit seinem „Ich würde ja gerne, aber …“ auch das letzte zart sprießende Pflänzchen an Weiterentwicklung hat verdorren lassen. Dass dieser Herr nun schon wieder den DFB führen darf, ist mir von der Sache her komplett unverständlich. Aber wir wissen doch auch alle, wie das mit der Spinne und dem Netz ist …

Rasselbande

Es gab aber auch Lichtblicke und die oft sehr erfrischend aufspielenden Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo war einer davon. Insbesondere hat es wirklich Spaß gemacht, allen Beteiligten bei der Entwicklung zuzusehen, auch wenn man manchmal doch einiges an Geduld aufbringen musste. Einer der Höhepunkte war ganz bestimmt das 5:1 gegen den BVB, das nicht nur absolut verdient aber vor allem auch schon fast rauschhaft herausgespielt war. An diesem Abend haben die Jungs auf dem Platz gezeigt, was sie nicht nur individuell können, sondern auch wozu sie all Mannschaft in der Lage sind. Dass am Ende nun der nie gefährdete Klassenerhalt steht, ist Zeugnis dieser tollen Saison. Noch mehr freut mich aber, dass der VfB es nach langer Zeit mal wieder geschafft hat, mit ein und demselben Trainer die Saison zu beginnen und auch zu beenden! Ich mag die (zumindest nach außen hin zur Schau gestellte) ruhige und sachliche Art des Trainers, der viele Dinge lieber analytisch angeht, als große Rede zu schwingen. Dass er mitunter aber durchaus auch ein schlummernder Vulkan sein kann, hat sich das ein oder andere Mal dann ja auch am Spielfeldrand gezeigt. Und nicht zuletzt müssen natürlich mit Sven Mislintat und Thomas Hitzlsperger die Personen genannt werden, die den Rahmen für diese tolle Entwicklung schaffen. Allen gebührt ein herzlicher Glückwunsch zu dieser sportlich so erfolgreichen Saison!

Die Vertreibung aus dem Paradies

Die Älteren werden sich erinnern, 2020 war der überwiegende Teil der VfB Fans und Mitglieder der Auffassung, dass nach Jahren der Unruhe endlich wieder so etwas wie Normalität eingekehrt sei. Nicht nur machte die Mannschaft Spaß, auch Präsident und Vorstandsvorsitzender gaben jeweils in ihrem Bereich eine gute Figur ab. Thomas Hitzlsperger erhielt sogar das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement und als Mitglied und Fan konnte man ein kleines bisschen stolz sein. Die geschundenen Seelen der VfB hatten nach den Querelen der Dietrich-Jahre aber auch wirklich eine Erholung verdient.

Nun hatte man es verschiedentlich schon in den Wochen und Monaten zuvor rumoren hören, das war aber nie konkret genug, um einen auf den Tiefschlag vorzubereiten, den der offene Brief von Thomas Hitzlsperger und alle nachfolgenden Ereignisse zumindest mir versetzt haben. Bis heute konnte mir noch niemand glaubhaft erklären, was wirklich die Motivation hinter diesem Brief war (auch nicht Thomas selbst). Deutlich geworden ist in der Folgezeit allerdings, dass das wohl angestrebten Ziel, Claus Vogt mit einem Schuss zu erledigen, ganz und gar nicht erreicht werden konnte. Da hat wohl niemand bei der Planung damit gerechnet, dass Vogt am Ende mehr Rückgrat und Durchhaltewillen beweisen würde und auch gegen den (nicht zu Unrecht) sehr beliebten Thomas Hitzlsperger sehr, sehr viel Unterstützung erhalten würde. Oder dass selbst alle denkbaren vereinspolitischen und juristischen Winkelzüge diesem Putsch nicht zum Erfolg verhelfen würden. Das spricht nicht nur für eine völlige Verkennung der Realität, sondern auch für die zunehmende Verzweiflung, mit der die Aufklärung des Datenskandals (darum ging es ganz ursprünglich, man kann es leicht vergessen) verhindert oder doch zumindest verschleppt werden sollte. Noch jetzt werde ich den Eindruck nicht los, dass manch (ehemals) Verantwortlicher beim VfB panisch versucht haben muss, eigenes Fehlverhalten zu vertuschen und wie ein in die Ecke gedrängter Hund wild um sich gebissen hat. Sofern sie sich schon durchgesetzt hat, muss die Erkenntnis, dass all die über Jahre etablierten Mechanismen nicht mehr funktionieren, Einige hart getroffen haben. Mitleid habe ich da aber natürlich keines und bin nur gespannt, wie sich das alles nach den Wahlen auf der kommenden Mitgliederversammlung entwickeln wird.

Jump on board the Hypetrain

Die ersten drei Monate diesen Jahres waren auch für mich persönlich auf ganz unterschiedliche Weise herausfordernd. Der Antrag auf Satzungsänderung hat Dinge ins Rollen gebracht, mit denen ich so vorher nicht gerechnet hatte. Viele positive Dinge, aber auch negative Begleiterscheinungen.

Manche wissen vielleicht, dass ich mich im vergangenen Jahr in der Initiative „Zukunft Profifußball“ engagiert habe und dort am Papier der Arbeitsgruppe „Vereine als demokratische Basis“ mitgeschrieben habe. In dieser Phase habe ich mich sehr viel mit der Teilhabe von Mitgliedern und Fans an Profi-Vereinen beschäftigt und mir angeschaut, wie das so im deutschen Fußball an den verschiedenen Standorten gemacht wird. Mit dieser Vorgeschichte und dem Wissen um die wirklich schlecht ausgearbeitete Satzung des VfB bin ich natürlich äußerst aufmerksam geworden, als Thomas Hitzlsperger seine Kandidatur bekannt gegeben hat und damit potenziell etwas auf den Weg gebracht hat, was meinem Verständnis von Demokratie und Unabhängigkeit im Verein komplett zuwider spricht. Der daraufhin formulierte Antrag auf Satzungsänderung war allerdings nie gegen Thomas Hitzlsperger persönlich, sondern einzig auf einer der vielen Schwachstellen in der Satzung gerichtet, die so ein Szenario möglich machen. Ich bin froh, dass ich das Thomas auch selbst sagen konnte und er das auch angenommen hat.

In der Sache bin ich aber auch weiterhin voll davon überzeugt und stehe dazu, dass die Satzung in diesem Punkt unbedingt geändert werden muss. Das war für mich auch die Motivation, nicht nur den Antrag zu veröffentlichen, sondern auch in eine Diskussion darüber zu gehen. Aus meiner Sicht war es dazu (und ist es noch heute) hilfreich, diese Diskussion möglichst breit zu führen, was mich letztendlich dann auch dazu bewogen hat, in diesen Wochen sehr viele Interviews zu führen und mein Anliegen zu erklären. Mit eigentlich nur einer Ausnahme habe ich dabei gute Erfahrungen gemacht, das lief immer fair und offen ab. Und meine deutliche Kritik an dieser eine Ausnahme wurde dann in sehr guter Weise aufgenommen und korrigiert.

Musste ich mich auch als Selbstdarsteller beschimpfen lassen? Als willfährige Marionette von Claus Vogt? Wurden Aussagen bewusst falsch dargestellt oder interpretiert? Irgendwelche Dinge aus der Vergangenheit herausgekramt in der Absicht mich zu verletzen oder bloßzustellen? Ja, das ist passiert und ich kann nicht sagen, dass das spurlos an mir vorbeigegangen ist. Dazu bin ich dann doch offensichtlich nicht Medienprofi genug.

Ich bitte, das nicht falsch zu verstehen, ich möchte mich gar nicht beschweren. Ganz überwiegend habe ich viel Zuspruch und positives Feedback bekommen und das hat mir wirklich geholfen! Vielen Dank allen dafür! Ich konnte ganz sachlich über alle möglichen Dinge betreffend den VfB diskutieren und bei Fragen weiterhelfen. Das hat Spaß gemacht. Und natürlich habe ich mich selbst in die Situation begeben, wenn auch vielleicht teilweise etwas blauäugig. Man lernt eben nie aus und muss nur die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Einer dieser Schlüsse war, mich nach reiflicher Überlegung nicht für den Vereinsbeirat zu bewerben. Ich biete dem VfB gerne meine Mitarbeit bei inhaltlichen Themen an, aber ein Amt ist in dieser Situation nicht das Richtige für mich.

Was bleibt?

Der VfB kann sportlich richtig Spaß machen! Nach vielen Jahren der fußballerischen Hausmannskost durften wir Fans in dieser Spielzeit teilweise wieder mal richtig begeisternden Fußball erleben. Natürlich gab es auch Talsohlen, die zu durchschreiten waren (und mich mitunter durchaus genervt haben). Aber insgesamt ist es wirklich eine Freude, Mannschaft und Trainer bei deren Entwicklung zuschauen zu dürfen. Dafür gebührt der Dank nicht nur den Aktiven, sondern natürlich auch dem Team hinter dem Team!

Zur Wahrheit gehört für mich persönlich aber auch, dass mir das unmittelbaren Erleben so sehr fehlt, dass ich mich in dieser Saison vom Fußball allgemein aber auch in Teilen vom VfB entfernt habe. Der TV-Bildschirm wird niemals das Gefühl ersetzen können, dass man rund um und während eines Spiels im Stadion hat. Das Auf und Ab der Emotionen gehört zum Fußball nun mal dazu und ist mehr als eine Tonspur im Fernsehen. Ich hoffe nur, dass diese Entwicklung nicht schon unumkehrbar ist.

Außerdem bin ich auch zu der Erkenntnis gekommen, dass ich den VfB in gewissen Phasen auch mal weiter von mir wegschieben können muss. Wo der Verein, bei aller Begeisterung, nicht einen Großteil des Tages einnimmt und andere Dinge einfach wichtiger sind. Für mich ein weiteres Argument gegen ein Amt im Verein. Die Querelen beim VfB in diesem Jahr haben auch ein bisschen was bei mir kaputt gemacht, da muss glaube ich einige Zeit vergehen, bis das wieder geheilt ist.

Die gesamte Corona-Situation mit all ihren Begleiterscheinungen ist sicherlich auch ein Faktor, aber auch die Entwicklung des Profifußballs ganz allgemein führt dazu, dass mir Dinge sehr fremd geworden sind und so die abgelaufene Saison für mich eine verlorene ist. Das Schlimme: Ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin und je mehr sich dieses Gefühl breit macht, desto größer wird die Herausforderung für alle Akteure im Profifußball. Und auch in diesem Punkt ist meine Hoffnung nicht gerade überschäumend.

Jetzt oder nie

Auf Jahre hinaus haben wir Mitglieder vielleicht das letzte Mal die Chance, den VfB in die richtige Richtung zu lenken. Was nun „richtig“ bedeutet mag unterschiedlich betrachtet werden, für mich ist es aber ganz klar die Wahl von Personen, die als oberstes Ziel ganz glaubwürdig das Wohlergehen des Vereins und dessen Mitglieder verfolgen und nicht eigenes Ansehen, Schulterklopfen und den Willen nach Macht voranstellen. Personen, die durchaus unterschiedliche Vorstellungen vom Weg zu diesem Ziel haben, dies aber in einer dem Verein zuträglichen Weise diskutieren und erreichen wollen. Und ja, man darf auch mal unterschiedlicher Meinung sein, denn der Wettstreit der Ideen führt idealerweise immer zu einem besseren Endergebnis (es sollte definitiv nicht eine Seilschaft durch eine andere ersetzt werden!). Personen wie Porth, Gaiser, Mutschler, Erhard und Konsorten möchte ich nirgendwo mehr beim VfB sehen und auch die Strippenzieher bzw. Marionettenspieler im Umfeld sollen sich wieder auf die Spende für die Jugend konzentrieren und sich ansonsten raushalten.

Am 18. Juli haben wir Mitglieder die Wahl, wir sollten diese vielleicht letzte Möglichkeit nicht ungenutzt verstreichen lassen. Und auch wenn wir bis dahin sicherlich noch mehrfach die hässliche Fratze der alten Seilschaften sehen werden, dürfen wir nicht vergessen, dass diese Personen Relikte der Vergangenheit und nicht die Zukunft des VfB sind.

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Ende gut, alles gut https://nachspielzeit.online/2020/06/28/ende-gut-alles-gut/ https://nachspielzeit.online/2020/06/28/ende-gut-alles-gut/#respond Sun, 28 Jun 2020 16:30:00 +0000 https://nachspielzeit.online/?p=2298

Als Lustspiel kann es nicht eindeutig der Gattung der Komödie zugeordnet werden und wird daher allgemein als problem play (Problemstück) oder als dark comedy (dunkle Komödie) bezeichnet.

Über „Ende gut, alles gut“, ein Stück von William Shakespeare (Quelle: Wikipedia)

Was viele – mich eingeschlossen – noch vor wenigen Tagen und Wochen kaum noch zu hoffen gewagt haben ist tatsächlich eingetroffen: Der VfB Stuttgart hat den direkten Wiederaufstieg geschafft und wird in der kommenden Saison wieder in der 1. Bundesliga spielen. Dazu gratuliere ich der Mannschaft, dem Trainerteam und allen Verantwortlichen herzlich! Mit dem gleichzeitigen Aufstieg der U21 konnte so diese doch so ungewöhnliche Saison noch bestmöglich abgeschlossen werden. Ende gut, alles gut!

So einfach ist es leider zumindest für mich nicht. Auch wenn ich mich darüber freue, dass der VfB tatsächlich noch das ausgegebene Saisonziel erreicht hat, so kann ich genauso wenig darüber hinwegsehen, dass die nun hinter uns liegende Saison von Höhe- aber leider auch vielen Tiefpunkten geprägt war. Zu oft war es mehr ein „problem play“ denn „Lustspiel“.

Im vergangenen Sommer war der Abstieg Anlass, einen sehr großen Umbruch in der Mannschaft einzuleiten. Sehr viele Spieler verließen den VfB, neue Spieler wurden verpflichtet und allgemein wurde diese Maßnahme als durchaus notwendig erachtet, schließlich hatten sich die Absteiger nicht mit Ruhm bekleckert, das Vertrauen war dahin. Und so stehen nominell 24 Neuzugängen immerhin auch 23 Abgänge gegenüber. Wenn man bei schlechten Leistungen davon spricht, dass man eigentlich die ganze Mannschaft entlassen sollte, dann kommen wir dem hier schon relativ nahe …

Eine durchaus umfangreiche Liste …

Ein derart großer Umbruch bringt einige Herausforderungen mit sich. Nicht nur muss aus dieser Ansammlung von Einzelspielern ein funktionierendes, sportlich erfolgreiches Team geformt, sondern dieses den Fans auch als neue Inkarnation des Clubs mit dem Brustring vermittelt werden. Ich will das Thema „Identifikation mit der Mannschaft“ an dieser Stelle nicht nochmal groß aufgreifen, das habe ich in den letzten Wochen ja schon getan. Nach nun zwei sehr überzeugend gewonnenen Spielen (und dem verlorenen letzten Saisonspiel) will ich nur anmerken, dass zwar der sportliche Erfolg sicherlich bei der Identifikation hilft (auch bei mir, da muss ich ehrlich sein), aber trotzdem nicht Alles ist. Aber ich wollte der Mannschaft ja Zeit geben …

Nun ist es immer eine Herausforderung ein ausgewogenes und funktionierendes Team zusammenzustellen, dies dann permanent auf einem hohen Leistungsniveau zu halten und Einzelpersonen mit ihren individuellen Interessen unter einen Hut zu bringen und fortdauernd zu motivieren. Zur Erfüllung der gestellten Aufgabe müssen die Teammitglieder interagieren und ihre Rollen finden und ausfüllen. Das ist im Sport nicht anders als in der Wirtschaft. Wie schwer dies ist und wie man auch daran scheitern kann, konnte man mitunter in der abgelaufenen Saison beim VfB beobachten. Denn wenn mich der Eindruck von Außen nicht täuscht, hat es da immer mal wieder ordentlich geknirscht.

Selbstverständlich hat es sich der VfB auch in dieser Saison nicht nehmen lassen, mehr als einen Trainer zu verpflichten. Schließlich hat man einen Ruf zu verlieren …

Man ging mit Tim Walter in die neue Spielzeit, der mit seinem forschen Ansatz genau das verkörperte, was sich die Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat vom runderneuerten VfB versprachen. Walter sagte zu seinem Fußball: „Meine Vorgehensweise ist, dass ich mutigen, attraktiven Fußball spielen lasse, der immer aktiv ist“. Und was haben wir uns alle die Augen gerieben, als zum Saisonauftakt gegen Hannover tatsächlich eine sehr bewegliche Mannschaft auf dem Platz stand, die den Gegner durch ständige Positionswechsel und schwer vorhersagbare Laufwege im Griff hatte. Stellvertretend dafür habe ich noch die Szene vor Augen, in der Marcin Kaminski plötzlich an der gegnerischen Grundlinie auftauchte um in den Strafraum zu flanken. Und das als Abwehrspieler! Irgendwas muss dann passiert sein, denn je weiter die Saison voranschritt, desto weniger war davon zu sehen. Aus Mut wurde Zurückhaltung, „attraktiv“ war das neue zäh und „aktiv“ bedeutete viel Ballbesitz und Passfolgen ohne Raumgewinn. Der Erfolg schwand und in gleichem Maße wurde das Spiel des VfB immer unattraktiver. Einen Tag vor Weihnachten zogen die sportlich Verantwortlichen dann die Notbremse und Tim Walter musste den VfB verlassen. Im Nachhinein kann man darüber spekulieren, ob es tatsächlich nur sportliche Gründe waren. Die kürzlich getätigte Aussage Walters „Das sportliche Führungsteam muss perfekt zueinanderpassen, die Vorstellungen sollten sich idealerweise komplett decken“, lassen auch andere Interpretationen zu.

Neuer Trainer wurde dann Pellegrino Matarazzo, der von der TSG Hoffenheim zum VfB kam. Hatten vielen Hitzlsperger und Mislintat schon mit der Verpflichtung Walters einen gewissen Mut bescheinigt, so trifft dies für die Entscheidung für Matarazzo auf jeden Fall zu. Zumindest in seinem Auftreten nach Außen ist der Chefcoach ein Gegenentwurf zu seinem Vorgänger. Sehr überlegt in seinen Äußerungen und eher zurückhaltend wird man von ihm nie hören, dass sich nur der VfB selbst in Bezug auf den Aufstieg ein Bein würde stellen können. So ein bisschen hatte man aber leider auch den Eindruck, dass diese Zurückhaltung in die Mannschaft einsickern würde. Nach einem durchaus positiven Start fand man sich als Zuschauer das ein oder andere Mal wieder in Walter-Zeiten zurückversetzt, in den Ballbesitz die wichtigste Kennzahl zu sein schien und man darüber ganz den Zug zum Tor vergaß. Auch nach der Corona-Zwangspause kam der VfB nicht so recht in Tritt und verlor erneut Punkte gegen Mannschaften, denen man aufgrund Tabellensituation aber auch Kader hätte überlegen sein sollen. Als sehr positiv empfinde ich allerdings, das Matarazzo in der Reflexion für sich die richtigen Schlüsse gezogen zu haben scheint und die Mannschaft gerade noch rechtzeitig in Fahrt gekommen ist. „Wenn man von seinen Spielern Mut verlang, darf man selbst kein Angsthase sein“ ist für mich auf mehreren Ebenen ein wichtiges Zitat, für das man dem Trainer nur Respekt zollen kann.

Insgesamt bin ich trotz des Aufstieges mit der Saison nicht wirklich zufrieden. Wieder konnte ein Trainer nicht gehalten werden. Wir haben wirklich grausame Spiele gesehen, bei denen man die Einstellung der Mannschaft in Frage stellen musste.* Ich hatte irgendwann nicht mal mehr Lust ins Stadion zu gehen (bis mir Corona dann diese Entscheidung abnahm). Wirklich alarmierend ist aber, dass ich damit nicht alleine bin, wie ich aus vielen persönlichen Gesprächen weiß. Hier muss der VfB unbedingt schleunigst einen Weg finden, dieses Missverhältnis wieder ins Lot zu bringen. Das kann er nicht alleine tun, da müssen alle Beteiligten mitmachen. Aber der Club aus Bad Cannstatt hat dafür den größten Hebel.

Was hingegen am Ende (Stand jetzt) meiner Meinung nach wirklich gut ausgegangen ist, ist die Sache mit dem Präsidenten. Claus Vogt alleine in der Kurve oder sonst wo im Stadion stehen zu sehen, hat besser getan, als man vielleicht hätte glauben können. Er ist sympathisch und authentisch und verkörpert damit etwas, was man auf dieser Position beim VfB schon lange nicht mehr hatte. Sicherlich ist die inhaltliche Arbeit im Verein (auch durch Corona) etwas zu kurz gekommen bzw. bisher nicht in größerem Umfang mit Ergebnissen nach Außen gedrungen. Hier sollte mehr Fahrt aufgenommen werden! Insgesamt habe ich bei Claus Vogt vom Feeling her aber ein gutes Gefühl**.

In dem Zusammenhang ebenfalls positiv zu erwähnen ist der Umstand, dass unter der Führung von Hitzlsperger und Vogt auch der VfB langsam dazu findet, sich eindeutiger für gesellschaftliche Werte zu Positionieren. Ein wichtiger und mehr als richtiger Schritt! Überhaupt konnte an in den letzten Monaten auch in der Kommunikation durchaus eine Lernkurve beobachten. Noch läuft nicht alles glatt (Stichwort: Verzicht auf Rückerstattung Dauerkarten), aber immerhin tut sich etwas.

Der VfB unterstützt die Aktion #SportPride2020

* Ja lieber Herr Mislintat: Ich habe die Mannschaft durchaus das ein oder andere Mal in Frage gestellt. Einzelne Spieler auch. Und bin mit Erwartungen in die Saison gegangen. Zu hohen Erwartungen? Ich weiß nicht. Erwartet habe ich auf jeden Fall, dass man die Saison einigermaßen souverän würde bestreiten können – dann hat man aber z.B. in der Hinrunde gegen den letzten und vorletzten der Tabelle verloren. Außerdem dachte ich, dass die Mannschaft mit dem höchsten Marktwert in der Liga gegen die (vermeintlich kleineren) Mitbewerber viel häufiger hätte Lösungen finden müssen (dass sich viele hinten rein gestellt haben, wird niemanden überrascht haben). Oder dann wenigstens mit reiner Willensanstrengung Spiele für sich entschieden hätte. War leider auch viel zu selten der Fall. Insgesamt hätte ich eigentlich eine Saison wie die von Arminia Bielefeld vom VfB erwartet. Ich weiß, das hört sich seltsam an, wenn man so über einen Club spricht, der sich ab dem dritten Spieltag immer unter den Top 3 der Tabelle befunden hat und am Ende aufsteigt. Aber so ist das halt: Manchmal spiegelt das Gefühl nicht den Tabellenstand wieder. Das muss diese Irrationalität sein, die das Fan-Sein auch bedeutet.

** Disclaimer: Wir kennen uns persönlich schon von vor der Zeit als Präsident des VfB.

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Ein Feuer, dass nicht brennt https://nachspielzeit.online/2019/12/18/ein-feuer-dass-nicht-brennt/ Wed, 18 Dec 2019 08:48:54 +0000 http://brustring1893.de/?p=1729 Die Hinrunde der Saison 2019/2020 ist vorbei, Zeit für mich eine persönliche Halbzeitbilanz zu ziehen. Ich werde nicht groß auf Taktiken und Statistiken eingehen, das können andere besser als ich. Ich will erzählen, wie ich diese Halbsaison erlebt und empfunden habe.

Auf Twitter habe ich das zusammengefasst so formuliert:

In diesem Artikel will ich dann aber doch nochmal genauer darauf eingehen. Und nochmal: Dies ist meine ganz persönliche Sicht, jeder darf dies natürlich komplett oder in Teilaspekten anders sehen.

Anfangen möchte ich mit der aus meiner Sicht fatalsten Entwicklung: Bei mir hat es die Mannschaft zu keinem Zeitpunkt der Hinrunde geschafft, so etwas wie echte Identifikation zu erzeugen. Der Funke springt nicht über, allenfalls die unveränderliche Verbundenheit mit dem VfB an sich erzeugt so etwas wie eine Zusammengehörigkeitsgefühl. Von den Spielern (die ich auf gar keinen Fall persönlich angreifen will, da sind sehr viele nette Jungs dabei!) taugt bei mir keiner als Identifikationsfigur. Und das gilt ausdrücklich auch für die Herren Gomez und Didavi, die dem ja eigentlich noch am ehesten nahekommen sollten. Ich habe mir viele Gedanken dazu gemacht woran das liegen könnte und bin dabei für mich auf ein paar Ansätze gekommen:

  • Nach der letzten Saison gab es eine noch nie dagewesene Umwälzung im Kader des VfB, kaum ein Spieler der Abstiegssaison ist noch im Kader. Das ist für den Fan natürlich eine Herausforderung, genauso aber auch für die Spieler, die sich erst im neuen Verein etablieren müssen. Und das ist ein langer (und hier offensichtlich sehr steiniger) Weg.
  • Wenig überraschend ist es bei einer Sportmannschaft so, dass der fehlende Erfolg ebenfalls nicht gerade dazu beiträgt, sich mit dem Team zu identifizieren. Und dabei ist ja nicht so, dass es nur Einzelne sind, die Schwankungen in der Leistung unterworfen sind. Nein, mit zunehmendem Verlauf der Saison scheint (fast) die ganze Mannschaft davon betroffen zu sein.
  • Ich habe den Eindruck, dass mit zunehmendem Verlauf der Saison bei den Spielern immer mehr auch die Körpersprache dem (kolportierten) Innenleben der Mannschaft entspricht. Ich nehme den Spielern nicht mehr wirklich ab, dass sie mit Spaß und aufrichtigem Engagement ihren Job ausüben. Und warum soll ich mich dann für so eine Truppe begeistern?
  • Ich für mich würde nicht sagen, dass der Umstand relevant ist, dass einige Spieler „nur“ ausgeliehen sind und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit den VfB nach der Saison wieder verlassen werden. Ich könnte auch mit solchen Spielern eine Verbindung aufbauen, denn sie spielen ja JETZT für den VfB. Allerdings mag es andersrum schon so sein, dass die ausgeliehenen Spieler in diesen Aspekt der Arbeit weniger investieren als in andere.

Neben diesen Punkten spielt schon auch der gebotene Fußball eine nicht unwesentliche Rolle darin, dass ich aktuell kaum Spaß am VfB habe. Bei allem Verständnis dafür, ein neues Spielsystem zu etablieren (etwas, dass wir Fans ja durchaus auch gefordert haben) und den damit einhergehenden Schwierigkeiten bleibt doch festzuhalten, dass der Fußball einfach nur langweilig und uninspiriert wirkt. Sich an irgendwelchen Statistiken hochzuziehen (Ballbesitz!!) ist da nur ein Symptom einer tieferliegenden Ursache.

Der Mannschaft wurde eingeimpft alles über das Passspiel zu lösen, Raumgewinne geschehen nur durch dieses. Meiner Meinung nach wird dadurch aber jeder Spieler von der Verpflichtung entbunden selbst auch mal Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung im Sinne von Läufen mit dem Ball oder eines Dribblings. Nicht umsonst ragen Spieler, die sich hier ab und zu ein Herz nehmen, etwas aus dem Rest der Mannschaft heraus (bestes Beispiel: Silas Wamangituka). Dazu kommt, dass die Spieler ganz überwiegend immer die sichere Variante bei ihren Pässen wählen und so in den freien Raum startende Mitspieler nur sehr selten tatsächlich angespielt werden. Und wenn dann mal so ein Pass kommt, dann ist er oft so schlampig gespielt, dass der Ball verloren geht. Dass die ständig kurz ausgeführten Ecken nach einer Passfolge auch gerne mal wieder beim eigenen Torwart landen will ich an dieser Stelle gar nicht weiter vertiefen. Und so leid mir das auch tut: das wirkt auf mich oft ängstlich.

Die Angst kommt vielleicht aus den ersten Spielen, als man zwar mutiger und variabler nach Vorne gespielt hat, hinten dafür aber oft völlig offen war und entsprechend Tore kassiert hat. Zur Stabilisierung wurde wahrscheinlich darauf hingearbeitet, die Quote für den Ballbesitz noch weiter nach oben zu treiben um dem Gegner erst gar keine Chance auf eigene Aktionen zu geben. Das Ergebnis ist jetzt zu besichtigen: Der VfB dominiert in dieser Statistik die Liga, kassiert aber weiterhin noch immer viel zu viele Tore (gerne auch mal in den ersten Sekunden oder Minuten des Spiels). Man kann nicht sagen, dass sich der Fußball der Brustringträger in den letzten Monaten nicht weiterentwickelt hätte. Offensichtlich ist diese Entwicklung aber zu marginal, um hier einen echten Unterschied zu machen.

Den Trainer kann man in diesen Ausführungen natürlich nicht außen vor lassen, schließlich ist er derjenige, der Spielsystem und Taktik vorgibt, die Mannschaftsaufstellungen macht und den Kader moderiert. Tim Walter polarisiert und wandelt oft auf dem mittlerweile zur Genüge zitierten „Schmalen Grad“ zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz. Dass wusste man (Verein & Fans) schon vor bzw. mit Beginn seiner Verpflichtung und konnte sich darauf einstellen. Tatsächlich verstehe ich dann oft auch nicht die Aufregung, die um einige seiner Aussagen entsteht. Man kann diese ja grundsätzlich für deplatziert oder falsch halten, überraschend kommen sie aber zumindest nicht. Überraschend ist eher, dass es ja innerhalb der sportlichen Leitung schon desöfteren gekracht zu haben scheint. War man sich denn da nicht bewusst, welchen Trainertyp man sich da ins Haus holt? Oder hat man darauf vertraut, dass Tim Walter schon „einknicken“ und sich von seinem Weg abbringen lassen würde? Wenn ja, dann hat man hier wohl gewaltig daneben gelegen.

Tim Walter macht wie jeder Mensch Fehler oder triff zumindest schwer nachvollziehbare Entscheidungen. Der bisherige Stand der Weiterentwicklung der Mannschaft und des Spielstils haben nicht dazu geführt, dass der VfB die Rolle in der Liga einnimmt, die er mit den vorhandenen Voraussetzungen eigentlich innehaben sollte. Die Berücksichtigung oder Nichtberücksichtigung von Spielern wirkt von Außen gesehen zunehmend willkürlich und sollte so wahrscheinlich auch innerhalb des Teams zu Unruhe führen. Ebenso der Einsatz von Spielern auf für sie fremde oder zumindest ungewohnten Positionen. Dazu hat Walter für mich noch keinen einzigen Spieler individuell besser gemacht, das Beispiel Philipp Klement zeigt eher das Gegenteil. Und auch seine Außenwirkung wahr über weite Strecken nicht dem angemessen, was da wöchentlich auf den Fußballplätzen der 2. Liga vom VfB geboten wurde. Die Frage, die Sven Mislintat und Thomas Hitzlsperger nun beantworten müssen ist die, ob man Tim Walter selbst diese persönliche Weiterentwicklung zutraut. Nach allem was man so hört, scheint hier die Luft aber dünner zu werden (wer weiß, ob Walter mit Veröffentlichung dieses Beitrages überhaupt noch Trainer beim VfB ist).

Die Folge aus all dem jetzt gesagten ist für mich, dass die Spiele im Stadion zunehmend ätzender geworden sind. Ich beobachte mich selbst immer häufiger dabei, mich über Tore nicht mehr zu freuen, sondern sie einfach hinzunehmen (und das hat nicht nur, aber auch, mit dem VAR zu tun). Am TV ist das vielleicht noch nachvollziehbarer, im Stadion aber, in dem eigentlich als Zuschauer vor allem die Emotionen zählen, ist das ein Alarmsignal. Meinem Eindruck nach scheine ich damit aber nicht alleine zu sein, in vielen Spielen war die Stimmung im Stadion irgendwie „komisch“. Der Support aus der Kurve ist natürlich weiterhin da, scheint aber auch gewissen Schwankungen zu unterliegen. Und teilweise ist es so leise, dass man die Kommandos auf dem Platz hören kann. Und das bei im Schnitt knapp 50.000 Zuschauern je Spiel …

Ich sehe schon die Kommentare vor mir, dass der VfB ja die Hinrunde auf dem dritten Platz beendet habe und der Aufstieg natürlich weiterhin möglich sei. Schließlich sind die beiden vor uns liegenden Mannschaften noch nicht uneinholbar davongezogen und es liegen noch 17 Spiele vor uns. Und außerdem müsse man der Mannschaft und dem Trainerteam weiterhin Zeit geben, das eigene Spielsystem zu entwickeln und zu implementieren. Da hilft es auch nichts, immer alles schlechtzureden. Und man solle doch auch mal Geduld haben. Und überhaupt!!!!

Das mag ja alles richtig sein und was ich hier geschrieben habe ist höchst subjektiv und basiert auf Beobachtungen eines durchschnittlichen Fußball-Fans (wie gesagt: ausgefuchste Taktik-Analysen und Statistik-Auswertungen können andere viel besser). Dennoch hat sich die geschilderte Gesamtstimmung nun über die letzten Monate aufgebaut und zu den Aussagen im Eingangs zitierten Tweet geführt. Und auch wenn die Verantwortlichen beim VfB genug Gründe dafür finden werden, solche Einschätzungen wegzudiskutieren und vehement zu widersprechen, so ist es doch für mich ein Alarmsignal. Ein Signal, dass mich nachdenklich macht und dazu führt, auch mich und meine Erwartungen an den VfB zu hinterfragen. Verlange ich zu viel?

Ich sage für mich: Nein! Denn tatsächlich sind es im Grunde nur zwei Dinge, die ich mir wünsche: Zum einen möchte ich natürlich, dass der VfB wieder in die 1. Bundesliga aufsteigt und zum anderen will ich einfach nur wieder Spaß daran haben, dem VfB beim Fußballspielen zuzuschauen (und das ist durchaus auch möglich, auch wenn man mal verliert). Und eigentlich liege ich damit ja voll auf der Linie, die der Verein zu Beginn der Saison auch ausgegeben hat. Von überzogenen Erwartungen kann man also wirklich nicht sprechen. Oder?

All das ändert natürlich nichts an meiner „Liebe“ (ist schon auch irgendwie ein großes Wort …) für den VfB! Diese Liebe ist es ja, die mich immer wieder trotz besseren Wissens ins Stadion pilgern lässt, wegen der ich Merchandise kaufen und auch diesen Blog und den Podcast betreibe. Aber zumindest die Lizenzspielermannschaft ist bei mir gerade eher ein Feuer, dass nicht brennt.

Abschließend stehe ich auch heute noch zu diesem Tweet (von den teilweise dummen Antworten darauf mal abgesehen). Die NACHSPIELZEIT ist unter anderem Ausdruck dessen.

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Besuch im NLZ https://nachspielzeit.online/2019/11/20/besuch-im-nlz/ https://nachspielzeit.online/2019/11/20/besuch-im-nlz/#respond Wed, 20 Nov 2019 17:14:48 +0000 http://brustring1893.de/?p=1626 Im Rahmen der Mitgliederversammlung im Juli habe ich an einem Gewinnspiel teilgenommen, bei dem es unter anderem einen Besuch des Nachwuchsleistungszentrums und des Mannschaftstrainings zu gewinnen gab. Ich hatte dieses Gewinnspiel in den zurückliegenden Monaten schon total vergessen (war ja auch genug los beim VfB), als Anfang November eine Einladung in das NLZ in der Post lag. Gemeinsam mit meinem Co-Podcaster Daniel habe ich die Einladung gerne angenommen, schließlich bekommt man ansonsten so gut wir gar keinen Blick hinter die Kulissen im NLZ. Im Folgenden möchte ich ein paar Eindrücke dieses Tages festhalten.

Geführt von einer sehr netten Mitarbeiterin des NLZ führte uns unser erster Weg in die Katakomben des NLZ unterhalb der Terrasse des Clubrestaurants, in dem die Kabinen aller U-Mannschaften liegen. Aufsteigend von der U11 wird so allen Spielern schon von Anfang an vor Augen geführt, wie man sich ganz praktisch von Kabine zu Kabine vorarbeiten kann (und muss).

Blick in den Kabinengang, ganz vorne rechts ist die Kabine der U11

Tatsächlich werden die Kabinen mit zunehmendem Alter größer und komfortabler, eine gewisse Hackordnung muss also wohl schon sein. Ein nettes Detail war der völlig demolierte Fernseher in einer Kabine, da er von den Jungs von der Wand geschossen wurde. Ihn nicht direkt durch ein neues Gerät zu ersätzen finde ich übrigens vom pädagogischen Standpunkt aus völlig richtig. Apropos pädagogisch sinnvoll: Schon hier unten ist auch ein großes Plakat aufgehängt, dass die Eckpunkte der Mentalität enthält, die im NLZ gelebt werden soll (an anderer Stelle im NLZ sind diese nochmal für alle einsehbar konkreter ausformuliert):

Unter dem Hauptgebäude angekommen ging es dann über eine Treppe in das Erdgeschoss, dass in der Hauptsache von Büros dominiert wird. Auf den Ausblick auf das Stadion oder die Trainingsplätze von diesen Büros aus kann man schon mal neidisch werden. Die meisten Abteilungen haben hier ihre Büros,von der NLZ-Leitung, über die Psychologen, den Leiter des Internats bis hin zu den Datenanalysten und anderen. Insgesamt scheint der Platz meinem Eindruck nach aber eng zu werden. Das Stockwerk darüber wird von den Fitnesseinrichtungen und den Büros für die Physios/Ärzte dominiert. Die Einrichtung kann sich durchaus sehen lassen und ist sicherlich vom Ambiente schöner als die Container, in denen sich die Profis (übergangsweise) fit halten.

Interessant fand ich, dass am Abend diesen Tages eine Veranstaltung für die Eltern der Spieler stattfand, die sich dem Schwerpunktthema „Depressionen“ annahm (auch im Zusammenhang mit dem Jahrestag des Todes von Robert Enke). Tatsächlich ist die Arbeit mit den Eltern auch ein wichtiger Bestandteil im NLZ, in diesem Fall getrieben von den Psychologen. Auch den Eltern kommt selbstverständlich eine wichtige Aufgabe in Hinblick auf die Entwicklung der Kinder zu, bei deren Bewältigung Hilfe sicherlich nicht schaden kann und manchmal vielleicht auch wirklich notwendig ist.

Sehr beliebt vor allem bei jüngeren Spielern: Der Fußballtennis-Platz

Insgesamt wurde unsere kleine Gruppe während des Rundganges überall sehr freundlich und positiv aufgenommen. Wir konnten uns kurz mit einigen Mitarbeitern austauschen und hatten zu keinem Zeitpunkt das Gefühl zu stören. Es herrscht sowohl räumlich (viel Glas im Gebäude) als auch im übertragenen Sinne meinem Eindruck nach eine sehr offene Atmosphäre. Eine Offenheit, die sich ganz eindrücklich auch darin zeigt, dass die Distanz zwischen den Jugendmannschaften und den Profis wieder aufgehoben ist (wir erinnern uns alle noch an dem unsäglichen Verhaltenskodex, der im letzten Jahr an die Öffentlichkeit gelangt war).

Nach dem Rundgang hatten wir noch die Gelegenheit, beim Training zuzuschauen. Das war zwar für mich nicht das erste Mal, aber die Perspektive aus dem Bereich, der normalerweise für Besucher gesperrt ist, war neu. Mit uns verfolgten auch Sven Mislintat und Michael Meusch das Training. Beide waren ebenfalls total aufgeschlossen und offen für Gespräche (auch wenn wir uns da größtenteils zurückgehalten haben).

Mannschaftskreis zum Trainingsende

Das Training an diesem Tag war geprägt von einer sehr intensiven Einheit auf kleinem Feld, auf dem drei Mannschaften ein kleines Turnier spielten. Ziel war es sich auf engem Raum in aussichtsreiche Torabschlußpositionen zu bringen. Im Prinzip wurde also genau das trainiert, was in den letzten Spielen immer wieder problematisch war und schlußendlich einen nicht unwesentlichen Anteil an den Niederlagen hatte. Alle Spieler waren tatsächlich mit großem Engagement beim Training, der Wettbewerbsgedanke war spürbar. Interessant wurde es dann noch, als wir aufgrund unserer Position mithören konnten, wie sich Tim Walter nach dem Training bei der Mannschaft für die hohe Intensität bedankt und sich insgesamt zufrieden gezeigt hat. Während die Mannschaft nach ein paar Autogrammen dann in die Kabine ging, gab es für Ascacibar und Coulibaly noch eine kurze Sondereinheit mit dem Fitnesstrainer.

Insgesamt war dies ein rundum positiver Nachmittag, der spannende Informationen beinhaltete und durch die sehr freundliche Betreuung abgerundet wurde. Vielen Dank VfB!

Und ich sag mal so: Für die NACHSPIELZEIT hätten wir schon einige Podcast-Ideen rund um das NLZ …

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